Mit einer Goldschmiedesäge schneidet Julia Tauber die Lötstelle am Deckel eines etwa 30 bis 40 Zentimeter langen, kupfernen Zylinders. Sie habe sich für diese Methode entschieden, um das Behältnis zerstörungsfrei öffnen zu können, erklärt die Restauratorin. Hitze zum Lösen der Lötverbindung wäre zu riskant für die Gegenstände im Inneren. Während Tauber in der Werkstatt des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, am Dienstsitz der Zentrale in Esslingen, die feine Säge hin- und herbewegt, schaut ihr nicht nur die Blechmadonna der Laudenbacher Bergkirche über die Schultern. Auch Pfarrer Burkhard Keck und Kirchengemeinderatsmitglied Harald Stuka sowie weitere Kolleginnen und Kollegen aus dem Landesamt verfolgen die Arbeit mit Neugier.
Der Kupferzylinder ist eine Zeitkapsel. Im vergangenen Dezember wurde sie zusammen mit der Madonna und der Turmkugel von der Spitze der Bergkirche geholt, um im Landesamt untersucht und restauriert zu werden. Auf einem Röntgen-Foto, das im Landesamt aufgenommen wurde, ist zu erkennen, dass in der Kapsel Münzen und Kreuzanhänger stecken müssen – und ein weiterer Behälter. „Die Öffnung einer Zeitkapsel erlebe ich als Pfarrer wahrscheinlich nur einmal“, sagt Keck. Es sei spannend zu erfahren, was die Altvorderen hineingelegt hätten.