Caritas

Neue Heimat für die Wohnungslosenhilfe

Lichtblicke im Tunnel des schwierigen Alltags wohnungsloser Menschen: Die Wohnungslosenhilfe der Caritas Ulm-Alb-Donau hat in der Bessererstraße 39 in Ulm ein neues Domizil bezogen. Foto: DRS/Jerabek

Ein guter Ort für Menschen, die in der Gesellschaft nicht genügend Raum haben: „Treff B 39“ heißt die neue Anlaufstelle für Wohnungslose in Ulm.

Ein bissle schwätza, einen heißen Kaffee trinken, etwas zum Essen holen, duschen und Wäsche waschen – das können Menschen, die gar nichts haben, in der Tagesstätte der Ulmer Wohnungslosenhilfe. Anfang März hat die Einrichtung zusammen mit weiteren Angeboten der Caritas für Menschen ohne Bleibe am neuen Ort ihre Tore geöffnet – so gut dies in Corona-Zeiten eben geht. Die Anlaufstelle für Wohnungslose heißt jetzt „Treff B 39“, in Anlehnung an die Adresse Bessererstraße 39 im Stadtteil Mitte.

Wegen des Verkaufs der bisherigen Immobilie am Michelsberg war der Umzug der Wohnungslosenhilfe nötig geworden. Und eigentlich habe man schon seit längerem nach einer Alternative gesucht, erläutert Ulms Sozialbürgermeisterin Iris Mann.Für eine Einrichtung wie diese sei es von enormer Bedeutung, „wo der Standort ist, wie er erreichbar ist und wie er vom Umfeld akzeptiert wird“.

Würdevolle Räume

Die Freude bei der Stadt und dem kommunalen Wohnungsunternehmen UWS als Vermieter der neuen Räume teilt man auch bei der Caritas Ulm-Alb-Donau, die die Einrichtung betreibt: „Wir sind richtig glücklich, dass dieser Quantensprung gelingt und wir die Menschen endlich in würdevollen Räumen empfangen können“, sagt Caritas-Regionalleiterin Alexandra Stork. Einen guten Anlaufpunkt zu haben für die Ärmsten der Stadt, dass sie in ansprechende, zeitgemäße Räumlichkeiten kommen könnten, „wo sie sich aufgehoben fühlen“, das gehöre zur Menschenwürde, unterstreicht auch der Ulmer Dekan Ulrich Kloos. Und auch die Mitarbeiter müssten sich wohlfühlen, um gut arbeiten können.

Auf vier Stockwerke verteilen sich die Angebote und Büros der Wohnungslosenhilfe: die Fachberatung für Wohnungslose, die Tagesstätte, die Kleiderkammer, die Verwaltung. Jetzt verfügen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über eine zeitgemäße technische Infrastruktur und auch über einen Besprechungsraum. Dieser nutzungsspezifische Umbau der Immobilie wurde möglich dank großzügiger Zuschüsse des Landes Baden-Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Wir bekommen einen hohen sechsstelligen Betrag von der Stiftung Franziskusfonds“, freut sich Caritas-Regionalleiterin Stork.

Ein ganz wichtiges Projekt

Weihbischof Thomas Maria Renz, der Vorstand der Stiftung Franziskusfonds ist, übermittelte herzliche Segenswünsche zur Eröffnung des "Treff B 39" und schrieb: „Die Wohnungslosenhilfe der Caritas Ulm-Alb-Donau an ihrem neuen Standort ist ein ganz wichtiges Projekt, um Bedürftigen sach- und zielgerecht zu helfen. Und es ist ein starkes Zeichen der Präsenz der katholischen Kirche in Ulm, die den Menschen zugewandt ist.“ Gerne unterstütze deshalb die Stiftung dieses Angebot.

Mit dem Umzug an den neuen Standort ist auch eine konzeptionelle Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe verbunden. Anders als bisher befindet sich das Aufnahmehaus nicht mehr im selben Gebäude. Bereits vor ein paar Jahren sei festgelegt worden, „die Begleitung und Wiedereingewöhnung bisher wohnungsloser Menschen in festen Wohnraum sozialräumlich auszurichten“, berichtet Alexandra Stork. Bei dem dezentraleren Konzept geht es darum, dass die Klienten „schon in der Wohnerprobung in der Fläche unterkommen und nicht in einem Gebäude alle beieinandersitzen“, ergänzt Sozialbürgermeisterin Mann. „Das ist eine Herausforderung in der Umsetzung, vor allem, weil Wohnraum nicht so leicht zu finden ist, aber es ist der richtige Weg hin zu dem Ziel, dass die Menschen, wenn sie schnell Fuß fassen, dort auch bleiben können und eine Perspektive für sich aufbauen können.“

"Viele schaffen mehr"

Viele hätten zum Gelingen dieses Projekts beigetragen, sagt Alexandra Stork und würdigt neben den genannten Zuschussgebern besonders auch das Team der Wohnungslosenhilfe und die Stadt Ulm sowie private Spenderinnen und Spender. Letztere haben auch weiterhin über ein Crowdfunding-Projekt die Möglichkeit zu helfen: Unter dem Stichwort „Raum für Wohnungslose“ hat die Caritas auf der Plattform „Viele schaffen mehr“ der Volksbank Ulm-Biberach ein Projekt vorgestellt, durch das die Einrichtung eines Gemeinschaftsraumes und einer Gemeinschaftsküche für die Tagesstätte der Wohnungslosenhilfe finanziert werden soll. 10.500 Euro müssen über Spenden aufgebracht werden.

Bei der Crowdfunding-Kampagne stellt die Volksbank nicht nur die Plattform, sondern „unterstützt jede Spende ab fünf Euro mit zehn Euro on top“, erklärt Yannick Emhardt von der Volksbank Ulm-Biberach. Diese Form der Unterstützung – „hier in der Region, vor unserer eigenen Haustüre“ – entspreche nämlich „ganz dem genossenschaftlichen Prinzip des Helfens“. „Was einer nicht schafft, schaffen viele gemeinsam“, so Emhardt. Knapp die Hälfte des Spendenziels sei geschafft. Der Clou ist: Damit die Kampagne erfolgreich wird und das Geld mitsamt dem Zuschuss der Bank zur Auszahlung kommt, muss die genannte Finanzierungssumme erreicht werden; andernfalls erhalten die Spender ihr Geld zurück. Bis Mitte Mai ist noch Zeit.

Hintergrund

Seit 1982 gibt es die Wohnungslosenhilfe der Caritas Ulm-Alb-Donau. Sie ist nicht nur fester Bestandteil im Hilfesystem der Stadt Ulm und des Alb-Donau-Kreises, sondern auch die älteste Einrichtung für wohnungslose Menschen in Trägerschaft des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Allein die Tagesstätte besuchen täglich zwischen 40 und 50 Personen. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Wohnungslosenhilfe und bietet ein ambulantes niederschwelliges Begegnungs-, Vermittlungs- und Beratungsangebot.

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