Kirchenmusik

Neue Kirchenorgel für St. Laurentius

Prüfen, ob alles passt: Orgelbauer Holger Wiedenmann (von links), Organist Hans Heinrich und Kirchenmusikdirektor Volker Linz als Orgelsachverständiger im Dekanat Ehingen-Ulm inspizieren das neue Instrument für die St.-Laurentius-Kirche in Berghülen. Foto: drs/Jerabek

Bei einem Festgottesdienst am 26. Oktober wird die neue Kirchenorgel in der St.-Laurentius-Kirche geweiht. Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung.

Die Segnung der Orgel wird Weihbischof Dr. Gerhard Schneider vornehmen. Die neue Orgel ist ein handwerkliches Meisterwerk der Orgelbaufirma Wiedenmann aus Oberessendorf, einem Ortsteil von Eberhardzell im Landkreis Biberach. 

Für die kleine Kirchengemeinde St. Brigitta mit den Gemeinden Suppingen, Berghülen und Asch geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Die neue Kirchenorgel steht, sie ist aufgebaut. Überlegungen reichen bis ins Jahr 1997 zurück, die alte und gebrauchte Orgel der 1967 gebauten und im Jahr 2000 im Innern renovierten Kirche St. Laurentius zu ersetzen. Bislang diente lediglich eine für 30.000 Euro aus Blaustein-Ehrenstein angeschaffte Kleinorgel der Firma Späth aus Ennetach mit gerademal drei Registern für die musikalische Umrahmung der Gottesdienste. Zur Debatte stand die Ersatzbeschaffung mit einer gebrauchten Orgel oder der Einbau eines neuen und größeren Kircheninstruments.

Der Kirchengemeinderat sprach sich schließlich für den Einbau einer neuen Orgel aus, zumal von 1997 an Spenden für ein neues Instrument eingingen und Rücklagen in den Haushalten über Jahre angelegt werden konnten. Zudem wurde in dem Pastoral-Entwicklungsplan Kiamo (Kirche am Ort) in den Jahren 2017 bis 2019 der Gemeinde festgehalten, wie wichtig Musik für die Gottesdienste ist.

„Musik ist ein wesentlicher Faktor im Gottesdienst, um Gottes Wort zu erfassen und zu erschließen“, hieß es 2019 im Kirchengemeinderat, der sich dann nach Ortsterminen und Besichtigungsfahrten am 7. Mai 2019 für die Ersatzbeschaffung einer Orgel aussprach. Auch Dekanatskirchenmusiker und Orgelsachverständiger Volker Linz hatte sich für eine Neubeschaffung stark gemacht. Der Beschluss für den Kauf einer neuen Orgel folgte dann am 30. November 2021 und das Bischöfliche Ordinariat in Rottenburg genehmigte eine neue Orgel in der Kirche St. Laurentius in Berghülen am 4. Juli 2022.

Große Spendenbereitschaft

„Eine ausgedehnte Planungsphase und umfassende gemeinschaftliche Unterstützung mit Spenden und Aktionen findet nun ihren feierlichen Abschluss“, erklärt Ulrike Wiedmann, gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats Suppingen. Groß ist die Freude im Kirchengemeinderat und in der Gemeinde, nun eine schmucke und schön klingende Orgel in der Laurentius-Kirche zu haben.

Dank der großen Spendenbereitschaft und dem Engagement vieler Bürger kam genügend Geld zusammen, um die rund 200.000 Euro teure Orgel einzubauen. Ursprünglich war die Orgel mit 244.000 Euro veranschlagt, doch die Kosten konnten auf 200.000 Euro gedrückt werden. „Der Zusammenhalt war großartig. Die Gemeindeglieder standen hinter der Ersatzbeschaffung“, erklärt Ulrike Wiedmann.

Zehn Register mit zwei Manualen und einem Pedal mit 646 Pfeifen zählt die neue Orgel aus der Werkstatt von Orgelbauer Wiedenmann aus Oberessendorf. Die längste und damit tiefste Pfeife ist 5,50 Meter groß, die kleinste und damit höchste gerademal zwölf Millimeter. Das Funktionsprinzip der Orgel basiert auf einer mechanischen Schleiflade, das heißt die Verbindung von den Tasten oder Pedalen zu den Pfeifen erfolgt mechanisch. „Bei einer Pfeifenorgel wird Wind in die Pfeifen geleitet, wodurch die Luft schwingt und ein Ton entsteht“, erklärt Orgelbauer Holger Wiedenmann und ergänzt: „Die Pfeifen stehen in einer Reihe über der sogenannten Windlade, und der Wind wird von unten in die Pfeifen geleitet, mit denen der Organist einen Ton erzeugen möchte.“

Den Räumlichkeiten gut angepasst

In die Höhe gebaut ist die neue Orgel in St. Laurentius und Holger Wiedenmann spricht humorvoll von einer „Raketenorgel“, die sich den Räumlichkeiten der Kirche mit dem hohen spitzen Dach gut anpasse. Knapp zehn Meter ist sie hoch und steht etwas seitlich neben der Eingangstür und nicht in der Mitte der Kirche, denn so wollte es das Landesdenkmalamt. „Wir wollten gezielt die Raumhöhe ausnutzen“, erläutert Holger Wiedenmann, der 2001 als Geschäftsführer die von seinem Vater Eduard Wiedenmann gegründete Orgelbaufirma übernahm und die heute drei Mitarbeiter zählt.

Sein Bruder, Schreinermeister Tobias Wiedenmann, fertigte den Körper der Kirchenorgel an, die aus Massivholzplatten aus Eichenholz besteht. Für den Pfeifenaufbau wurde Fichten- und Ahornholz verwendet und die Metallpfeifen bestehen aus einer Zinn-Blei-Legierung. Für die weißen Tasten verwendete er Bearbeitungen aus Rinderknochen und für die schwarzen Tasten reines poliertes Ebenholz.

Der Prospektentwurf mit den sichtbaren Prospektpfeifen hat Holger Wiedenmann gestaltet: ein Principal-8-Register als Vorderseite und ein Salicional-8-Register seitlich, ein leises Streicherregister als Seitenprospekt. „Die Bezeichnung 8 steht für die Tonhöhe, das heißt, die Orgel klingt auf derselben Tonhöhe wie die entsprechenden Tasten auf einem Klavier“, erklärt der Fachmann. Im Prinzip sei die gesamte Orgel auf einer Principal-8-Basis aufgebaut.

Ein individuelles Klangbild

Was das Klangbild der neuen Orgel von St. Laurentius angeht, so sei es ein „süddeutsches und liturgisches“, erklärt Martin Geßner, der Intonateur des neuen Kircheninstruments. Er sorgte für die passende Klangerzeugung, er stimmte die einzelnen Orgelpfeifen ein und verlieh dem Instrument seinen individuellen Charakter. „Ich passe die Klangfarbe und Lautstärke jeder einzelnen Pfeife an, damit sie sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel mit anderen Pfeifen optimal klingt“, beschreibt er seine Aufgabe. 

Die neue Orgel der Orgelbaufirma Wiedenmann mit zehn Registern ersetzt eine frühere „piepsige Miniorgel“ mit gerademal drei Registern, die auch in die Jahre gekommen war. Dieser haben die Grundregister gefehlt. Diese Orgel konnte einer sinnvollen Weiternutzung zugeführt werden. Sie wurde verschenkt und fand in der Friedhofskapelle der Kirchengemeinde St. Nazarius in Lörsch, zwischen Weinheim und Darmstadt gelegen, eine neue Verwendung. Thomas Adelberger, dortiger Organist, hatte sie im April 2025 abgeholt. Zwischenzeitlich stellte Organist Hans Heinrich aus Suppingen seine Privatorgel für die Gottesdienste zur Verfügung.

„Wir haben nun eine beeindruckende Orgel mit hochwertigen Materialien in St. Laurentius, die sich harmonisch in das Gesamtbild der Kirche einpasst. Die Orgelbauer haben die Herausforderungen gut gemeistert“, erklärt Ulrike Wiedmann und ist froh, dass der gesteckte Kostenrahmen von 200.000 Euro gehalten werden konnte. Dank der geschaffenen Rücklagen, der Spenden, der Kollekten und der Erlöse aus verschiedenen Aktionen seien jetzt noch 40.000 Euro für das Instrument zu stemmen.

Mit Liebe und Leidenschaft

Auch Pfarrer Karl Enderle ist stolz auf die Neuanschaffung. „Die Idee einer neuen, einer nur für diese Kirche gebauten Orgel war motivierend und weckte bald die Begeisterung der Kirchengemeinderäte, das Projekt zu verwirklichen“, erinnert er sich. In der Berghüler Kirche St. Laurentius stehe jetzt ein Prunkstück der Orgelbaufirma Wiedenmann. „Bei Besuchen in der Werkstatt konnten wir uns von der sehr guten Qualität überzeugen. Dabei spürten wir auch die Liebe und Leidenschaft der Orgelbauer zu ihrem Handwerk in der Kunst des Orgelbaus“, erklärt der Seelsorger.

Und Karl Enderle zieht noch einen privaten Kreis in Sachen Orgelbau: „Ich freue mich sehr darüber, denn damit schließt sich für mich persönlich ein Kreis. An meiner ersten Pfarrstelle in der Gemeinde Zum Guten Hirten in Friedrichshafen konnte ich ebenfalls den Bau einer neuen Orgel betreuen. Und jetzt durfte ich in St. Laurentius in Berghülen erneut beim Einbau einer Orgel mitwirken.“

Die ganze Gemeinde feiert die Orgelweihe

Der Festgottesdienst am Sonntag, 26. Oktober, in der katholischen Kirche St. Laurentiusin Berghülen beginnt um 9.30 Uhr. Weihbischof Dr. Gerhard Schneider wird die Weihe der neuen Orgel vornehmen, Kirchenmusikdirektor Volker Linz
wird sie zu Gehör bringen. Nach dem Gottesdienst sind Gemeindeglieder und Gäste zum gemeinsamen Mittagessen und zu einem geselligen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen in die Auhalle von Berghülen eingeladen. Um 14 Uhr finden eine Orgelinformation und ein Orgelspiel in St. Laurentius statt. Zudem ist ein tolles Kinderprogramm und der Verkauf von Eine-Welt-Waren geplant.

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