Ein Kirchenraum müsse der heutigen Zeit etwas erzählen. Auch den Menschen, die ihn heute betreten und die vielleicht nicht mehr so kirchlich gebunden sind wie einst, solle er sich erschließen. Das findet Pfarrer Oliver Westerhold. Daher ist die Christus-König-Kirche in Brackenheim in den vergangenen anderthalb Jahren nicht nur baulich und technisch erneuert, sondern für die Liturgie auch künstlerisch neu gestaltet worden.
Das Gotteshaus war im Jahr 1954 errichtet worden. In den Jahrzehnten danach folgten mehrere Veränderungen im Chorraum. So rückte zum Beispiel infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils der Altar nach vorne. In den 1980er Jahren wurde er dann gekürzt.
Nach diesen und anderen Anpassungen war die Gestaltung nicht mehr konsistent, die Kirche war zudem dunkel und nicht mehr zeitgemäß, erklärt Viola Haas, die gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats von „St. Michael, Wächter des Zabergäus“. Pfarrer Westerhold ergänzt: „Der Raum wirkte unruhig.“
Klare Linien und Formen
Das neue Konzept betont den klaren, schlichten Charakter der Hallenkirche. Diese lässt sich zugleich als sogenannte Wegekirche beschreiben: Der Raum weist eine lineare Ordnung auf. Sie richtet den Blick streng nach vorne auf den Altarraum aus.
In dieser Achse, mitten im Kirchenraum, steht jetzt der Taufstein. Er ist zentral gesetzt, damit der Blick über ihn stolpert, wie Haas sagt. „Die Taufe ist das erste Sakrament. Sie verbindet alle“, erklärt Westerhold. Der Taufstein bildet damit einen Markstein auf der Weg- und Blickachse Richtung Altar.
Eine Ecke für die Trauer
Taufstein, Altar, Tabernakel wurden im Steinmetzbetrieb Bernd Dirks in Ostwestfalen neu gefertigt. Das Unternehmen hatte sein Konzept zunächst in einem künstlerischen Wettbewerb vorgestellt. Die neue liturgische Ausstattung zeichnet sich durch einen schnörkellosen Stil aus, der sich auf klare Linien konzentriert.
Der Tabernakel steht in einem eigenen, abgegliederten Raum, einer Art Sakramentskapelle. Der ganze Altarraum hat nun ein einheitliches Stufenniveau. Eine Besonderheit ist die Trauerecke rechts vom Kircheneingang: 49 Konsolen erinnern an die 49 jüngst verstorbenen Gemeindemitglieder. Die Namen werden fortlaufend aktualisiert. Die Trauerecke sei eine Idee des Bauausschusses gewesen. Sie halte präsent, dass der Tod zum Leben gehöre, sagt Westerhold.