Bauprojekt

Neue Kunst unterstützt die Glaubenserzählung

Kirche Christus König

So präsentiert sich die Kirche Christus König in Brackenheim nach der Sanierung. Foto: DRS/Guzy

Kirche Christus König

Vorher: Das Bild aus dem Jahr 2015 zeigt den Kirchenraum in jüngerer Vergangenheit. Foto: Kirchengemeinde St. Michael

Kirche Christus König

Vor-Vorher: In der Anfangszeit, im Jahr 1959, sah der Chorraum so aus. Foto: Kirchengemeinde St. Michael

Anderthalb Jahre war die Kirche Christus König wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Nun ist sie nicht nur technisch auf dem aktuellen Stand.

Ein Kirchenraum müsse der heutigen Zeit etwas erzählen. Auch den Menschen, die ihn heute betreten und die vielleicht nicht mehr so kirchlich gebunden sind wie einst, solle er sich erschließen. Das findet Pfarrer Oliver Westerhold. Daher ist die Christus-König-Kirche in Brackenheim in den vergangenen anderthalb Jahren nicht nur baulich und technisch erneuert, sondern für die Liturgie auch künstlerisch neu gestaltet worden.

Das Gotteshaus war im Jahr 1954 errichtet worden. In den Jahrzehnten danach folgten mehrere Veränderungen im Chorraum. So rückte zum Beispiel infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils der Altar nach vorne. In den 1980er Jahren wurde er dann gekürzt.

Nach diesen und anderen Anpassungen war die Gestaltung nicht mehr konsistent, die Kirche war zudem dunkel und nicht mehr zeitgemäß, erklärt Viola Haas, die gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats von „St. Michael, Wächter des Zabergäus“. Pfarrer Westerhold ergänzt: „Der Raum wirkte unruhig.“

Klare Linien und Formen

Das neue Konzept betont den klaren, schlichten Charakter der Hallenkirche. Diese lässt sich zugleich als sogenannte Wegekirche beschreiben: Der Raum weist eine lineare Ordnung auf. Sie richtet den Blick streng nach vorne auf den Altarraum aus.

In dieser Achse, mitten im Kirchenraum, steht jetzt der Taufstein. Er ist zentral gesetzt, damit der Blick über ihn stolpert, wie Haas sagt. „Die Taufe ist das erste Sakrament. Sie verbindet alle“, erklärt Westerhold. Der Taufstein bildet damit einen Markstein auf der Weg- und Blickachse Richtung Altar.

Eine Ecke für die Trauer

Taufstein, Altar, Tabernakel wurden im Steinmetzbetrieb Bernd Dirks in Ostwestfalen neu gefertigt. Das Unternehmen hatte sein Konzept zunächst in einem künstlerischen Wettbewerb vorgestellt. Die neue liturgische Ausstattung zeichnet sich durch einen schnörkellosen Stil aus, der sich auf klare Linien konzentriert.

Der Tabernakel steht in einem eigenen, abgegliederten Raum, einer Art Sakramentskapelle. Der ganze Altarraum hat nun ein einheitliches Stufenniveau. Eine Besonderheit ist die Trauerecke rechts vom Kircheneingang: 49 Konsolen erinnern an die 49 jüngst verstorbenen Gemeindemitglieder. Die Namen werden fortlaufend aktualisiert. Die Trauerecke sei eine Idee des Bauausschusses gewesen. Sie halte präsent, dass der Tod zum Leben gehöre, sagt Westerhold.

Vom Untergrund bis zum Dach

Technisch und bautechnisch hat sich ebenfalls einiges getan. Es beginnt mit dem Untergrund. Vor der Sanierung sollten Probeöffnungen den Zustand der Fundamente und der Bodenplatte offenlegen, berichtet Rainer Hirth. Es habe sich gezeigt, dass „die Bodenplatte ihren Namen nicht verdient“. Hirth, vom gleichnamigen Architekturbüro aus Talheim, führt dies auf die Materialknappheit in der Nachkriegszeit, der Entstehungszeit der Kirche, zurück. Also wurde bei der Sanierung eine Unterfangung angelegt und eine ordentlich dimensionierte Bodenplatte eingebaut.

Der Kirchenraum hat einen neuen Fußboden und neue Bänke bekommen. Elektrik und Beleuchtung sind ebenfalls erneuert. Außerdem wurden zwei Kameras für Livestreaming installiert – die Idee dafür stammt bereits aus der Zeit vor Corona.

Licht und Farbe

Die Konstruktion des Dachstuhls wurde verstärkt, wo nötig. Das Dach wurde neu gedeckt. Eine Spanndecke unterstützt die lineare Ausrichtung des Kirchenraums. Sie kaschiert die bisherige Kassettendecke aus Spannplatten. Im Chorraum verbergen sich hinter der neuen Decke LEDs, die den Bereich nicht nur weiß ausleuchten, sondern auch in verschiedene Farbstimmungen tauchen können.

Ansonsten setzen die Buntglasfenster farbliche Akzente im nüchtern gehaltenen Kirchenraum. Sie sind seit jeher ein wichtiges Schmuckelement des Gotteshauses. Deshalb bezieht die neue Gestaltung sie bewusst ein. Auf dem Dachboden wurden übrige Fenster gefunden. Sie sind nun in die Sakramentskapelle sowie in die Tür zur Sakristei und in die Portaltür eingesetzt. Damit runden sie das einheitliche Stilbild des Kirchenraums ab.

Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung

Die Sanierung und Umgestaltung der Christus-König-Kirche in Brackenheim hat einen Umfang von rund 1,35 Millionen Euro. Die ersten Planungen hatten 2016 begonnen. Während der Bauzeit durfte die Gemeinde die evangelische Johanniskirche nutzen. Mit einer Altarweihe wird die Christus-König-Kirche für Gottesdienste wiedereröffnet.

Da wegen der Corona-Regelungen die Platzzahl bei Gottesdiensten begrenzt ist, können sich Gemeindemitglieder aber schon vorab in speziellen Wortgottesdiensten mit dem neuen Kirchenraum vertraut machen. Die Reihe mit meditativen Texten startet am Sonntag, 13. Juni, um 15 Uhr. Zunächst steht der „Ort der Taufe“ im Mittelpunkt. „Der Ort der Trauer“ ist am Sonntag, 20. Juni, ab 17 Uhr Thema. Um den „Tisch des Wortes und des Brotes“ geht es am Sonntag, 27. Juni, ab 17 Uhr.

Die Altarweihe findet dann in einem Gottesdienst mit Weihbischof Thomas Maria Renz am Samstag, 3. Juli, ab 17.30 Uhr statt. Am Sonntag, 4. Juli, folgen ein Festgottesdienst um 10.30 Uhr und eine Dankandacht mit Musik und Texten um 18 Uhr.

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