Im Landkreis Ravensburg ist jetzt ein Bündnis entstanden, das sich gegen sexualisierte und häusliche Gewalt sowie gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend stark macht. Vertreterinnen und Vertreter der sechs Partner verschiedener Beratungsstellen und des Vereins Weißer Ring unterzeichneten in Ravensburg einen entsprechenden Bündnisvertrag. Ziel des Bündnisses ist es, auf regionaler Ebene interdisziplinär zusammenzuarbeiten. Sie vereinbarten, die Abläufe im gegenseitigen Miteinander effektiv und ressourcenschonend zu gestalten sowie gemeinsam eine flächendeckende Prävention zu entwickeln. Der Bündnispartner Weißer Ring kommt dann ins Spiel, wenn es um erforderliche Geldmittel für Opfer geht.
Bereits im Herbst 2013 habe es erste Treffen der Beratungsstelle Brennessel mit Diakonie und Caritas gegeben, um ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten, berichtete Cora Bures, Geschäftsführerin und Leiterin von Brennessel. Von Januar 2019 bis Dezember 2021. beteiligte sich Brennessel dann an dem Bundesmodellprojekt WvO - Wir vor Ort gegen Sexualisierte Gewalt. Der Verein griff daraufhin die Idee eines Bündnisses gegen sexualisierte Gewalt wieder auf und entwickelte sie weiter. Auch Jugendamtsleitung und Sozialdezernenten des Kreises wurden mit einbezogen.
Mit weiteren Akteuren in Kontakt
"Wir schaffen nachhaltige Rahmenbedingungen, in denen sexualisierte Gewalt erkannt, aufgedeckt, opfergerecht bearbeitet und wenn möglich verhindert wird", sagte Angelika Hipp-Streicher, Fachleitung Soziale Hilfen der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Alle Bündnispartner brächten sich mit ihren fachspezifischen Schwerpunkten und Aufgaben ein, sagte Ralf Brennecke, Geschäftsführer der Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee. "Wir verstehen uns auch als Schulterschluss gegen potenzielle Täter", betonte er. Das Bündnis ist niederschwellig gestaltet und ist in Kontakt mit anderen Akteuren wie Jugendamt, Polizei, Justiz und dem Gesundheitswesent.
Als großen Vorteil des Bündnisses hob Roswitha Elben-Zwirner, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses von Frauen und Kinder in Not, hervor, dass "die Verlässlichkeit im Bündnis nicht an einzelne Personen, sondern an Institutionen gebunden" sei und die Öffentlichkeit noch stärker mit einbezogen werde. Es gebe noch viel zu tun - vor allem auch in Sachen Prävention, sagte Naomi Redmann, Leiterin der Pro-Familia-Beratungsstelle Grüner Turm. Mit rund 15.000 Fällen von sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen registrierte die Polizei Statistiken zufolge im vergangenen Jahr einen Anstieg um 6,3 Prozent gegenüber 2020. Etwa 85 Prozent der Fälle ereigneten sich im direkten sozialen Umfeld.