Die Einweihung des neuen Gebäudes wurde mit einem Gottesdienst in der gegenüberliegenden Kirche St. Josef gefeiert. Ein neu gestalteter Platz verbindet die beiden Gebäude. Das Bauprojekt kann als Beispiel für die Idee hinter dem zu Beginn des Jahres begonnenen Projekts „Räume für eine Kirche der Zukunft“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart genommen werden. In dem Projekt geht es darum, den nicht-sakralen Gebäudebestand der 1020 Kirchengemeinden in der Diözese für eine zukunftsfähige, nachhaltige und gemeinwohlorientierte Nutzung zu optimieren und entsprechend anzupassen.
In Calw freute sich der Pfarrbeauftragte Bertram Bolz anlässlich der Einweihung und hielt fest, dass im neuen Gemeindehaus neben der Verwaltung der Kirchengemeinde und der des Dekanats nun auch die muttersprachlichen Kirchengemeinden der Italiener und Kroaten ihr neues Zuhause fänden. Etwa 20 Räume auf 800 Quadratmetern stünden zur Nutzung bereit. Im Erdgeschoss gibt es einen großen, lichtdurchfluteten Veranstaltungssaal, in dem auch bei der Einweihung gefeiert wurde. Zudem bietet das Haus Gruppenräume und eine moderne Küche.
Von einer Sanierung rieten alle ab
Bolz erinnert sich an den Anfang der Überlegungen im Sommer 2017: „Wir hatten bei unserer Kirche eine alte Doppelgarage, ein überaus marodes Pfarrhaus und ein altes Gemeindehaus mit einem Veranstaltungsraum unter dem Dach, der keinerlei Brandschutzvorschriften mehr entsprach. Im Erdgeschoss gab es einen eingruppigen Kindergarten, für den die Stadtverwaltung am Standort keinen Bedarf mehr sah.“ Von einer Sanierung sei von allen Seiten abgeraten worden. Ein Abriss der drei Gebäude lag nah. Die Mitglieder des Kirchengemeinderats hätten sich daher gefragt, ob man anstelle der drei Gebäude einen großen Parkplatz neben der Kirche und den Standort oberhalb der Kernstadt in Heumaden erhalten wolle oder ob in der Kernstadt, neben der Nagold, mit dem Bau eines neuen Gemeindehauses ein Zentrum für alle Katholik:innen aus ganz Calw und für das Dekanat geschaffen werden solle. Man entschied sich für Letzteres. Auch Thomas Jahn, der gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats, erinnert sich und sagt: „Der Grundgedanke war eine gewisse Zentralisierung, und der Standort an der Nagold ist einfacher zu erreichen. Wir wollten auch unsere Präsenz als katholische Kirche in der Stadt stärken, denn immerhin ist St. Josef ja die erste Kirche in Calw, die um 1900 gebaut wurde.“
Alles unter einem Dach
Bolz setzt hinzu: „Uns ging es darum, den Standort zu festigen und alles unter ein Dach zu bekommen.“ Und obgleich es noch während der damaligen Planungen keinen Gebäudereduzierungsprozess in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gab und die Verantwortlichen vor Ort auch nicht an die bis 2040 anvisierte Klimaneutralität dachten, sei die Grundproblematik doch allen Beteiligten klar gewesen: Wie geht man bei einer perspektivisch kleiner werdenden Gemeinschaft mit dem großen Gebäudebestand um, der sowohl erhalten als auch unterhalten werden muss. "Da jetzt ein Zeichen für den Standort Calw als katholische Kirchengemeinde und als Dekanat zu setzen war ein mutiger Schritt der Kirchengemeinde und ihrer Verantwortlichen. Uns war klar, dass wir mit so einem Haus einen Eckpfeiler für die Seelsorge der Zukunft errichten“, sagt Bolz. Auch dafür biete die Konzentration an einem Standort einen Vorteil. „Denn derzeit wissen wir alle nicht, was die Zukunft bringen wird. So aber haben wir die kurzen Wege der muttersprachlichen Gemeinden und der mittleren Ebene gut mit der Kirchengemeinde St. Josef verbunden und vernetzt.“
Tolle Räume für die Jugend
Und einen weiteren positiven Nebeneffekt gab es für die kirchliche Jugend: „Sie sind zwar nicht mit im neuen Haus, haben aber durch den Wegzug der Dekanatsverwaltung vom Standort Heumaden tolle Räume gewonnen, in denen sie sich ausbreiten können“, stellt Bolz fest. Und der Gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats setzt mit Blick auf das neue katholische Zentrum an der Nagold hinzu: „Es ist schön geworden und das Architekturbüro hat alles so verwirklicht, wie wir es uns vorgestellt haben. Daher können wir uns nur darüber freuen, wie es gelaufen ist.“ In den kommenden Monaten sollen nun noch die Außenanlagen gestaltet werden, sodass das gesamte Bauprojekt bis Ostern abgeschlossen sein soll, sagt Bolz.