Jüdisches Neujahrsfest

Neujahrsgrüße zum neuen jüdischen Jahr 5785

Diözesanadministrator Dr. theol. Clemens Stroppel, Domdekan; Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Jochen Wiedemann

Gemeinsamer Gruß der vier Kirchen zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana des Jahres 5785 an die jüdischen Menschen und Gemeinden im Land.

„Wir werden auch weiterhin judenfeindlichen Äußerungen klar widersprechen und in unseren Kirchen Antisemitismus in jeder Form in aller Klarheit entgegentreten."

Stephan Burger (Erzbischof), Prof. Dr. Heike Springhart (Landesbischöfin), Ernst-Wilhelm Gohl (Landesbischof), Dr. Clemens Stroppel (Diözesanadministrator)

Die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg haben sich mit einem gemeinsamen Gruß zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana des Jahres 5785 des jüdischen Kalenders an die jüdischen Menschen und Gemeinden im Land gewandt.

Im Folgenden lesen Sie den Volltext des Neujahrsgrußes von Erzbischof Stephan Burger (Erzdiözese Freiburg), Dr. Clemens Stroppel (Diözesanadministrator der Diözese Rottenburg Stuttgart), Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart (Evangelische Landeskirche in Baden) und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (Evangelische Landeskirche in Württemberg):

Sehr geehrter, lieber Herr Landesrabbiner,
sehr geehrte, liebe Rabbiner und Kantoren,
sehr geehrte, liebe Frau Professorin Traub, sehr geehrter, lieber Herr Suliman,
sehr geehrte, liebe Vorsitzende in den jüdischen Gemeinden,
liebe Jüdinnen und Juden in Baden-Württemberg,

Schana towa umeworachat – ein gutes und gesegnetes neues Jahr 5785 wünschen wir Ihnen im Namen der vier Kirchen unseres Landes und auch persönlich. Möge das neue Jahr Freude und Frieden bringen: in den Gottesdiensten und den jüdischen Häusern unseres Landes, in Israel und in aller Welt.
Unsere guten Gedanken und Gebete begleiten Sie am 1. Tischrei, am Abend unseres 2. Oktober.

Das vergangene Jahr hat so viel Elend, Leid und Tod, so viel herzzerreißende Trauer und zugleich so viel ungebrochenen Willen zum Leben gebracht. Die Ungewissheit um das Leben der Geiseln, die reale Gefahr eines großen Krieges in Israel und die Bedrohung jüdischer Menschen – im Netz und auf der Straße, in Hörsälen und im privaten Umfeld – erschrecken auch uns. Das Pogrom am 7. Oktober und seine Folgen machen uns immer noch fassungslos. Bedrückt nehmen wir wahr, wie verheerend die Auswirkungen auch auf die Mitglieder der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik sind.

Wir werden auch weiterhin judenfeindlichen Äußerungen klar widersprechen und in unseren Kirchen Antisemitismus in jeder Form in aller Klarheit entgegentreten. Miteinander gehen wir gegen radikale Tendenzen jeder Art vor. Wir unterstützen und bestärken die politischen Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger in ihrer Verantwortung für die Sicherheit jüdischen Lebens in unseren Städten und Gemeinden.

Zu Rosch haSchana rückt die Welt als Gottes Schöpfung in den Blick und in ihr Adam, der fehlbare Mensch. Adam ist zur Antwort gerufen, zur Verantwortung berufen. Wir alle sind Kinder Adams. Tikkun Olam, das „Wiederherrichten“ der Welt, ist ein wesentlicher Gedanke der jüdischen Tradition und zugleich eine Menschheitsaufgabe. Als Christinnen und Christen wissen wir uns dieser Aufgabe verpflichtet: Im Angesicht Gottes, des Richters aller Welt, zu leben und unseren Teil dazu beizutragen, dass ein jeder und eine jede in Frieden leben kann.
Der Ewige breite die Hütte seines Friedens aus über das ganze Haus Israel und seine Welt.

Darum und trotz aller Sorgen ein frohes und freudiges neues Jahr 5785!

Religiöse Einordnung des Rosch ha-Schana

Rosch ha-Schana ist laut Talmud Beginn und in der Folge Jahrestag der Weltschöpfung, steht aber auch für den Jahrestag der Erschaffung Adams. Es ist der Tag der Forderung, Bilanz zu ziehen über das moralische und religiöse Verhalten im abgelaufenen Jahr, und man tritt mit Gebeten für eine gute Zukunft vor Gott.

Rosch ha-Schana ist auch יום הדין Jom haDin, „Tag des Gerichts“: Am Neujahrsfest werden laut Talmud Traktat Rosch Haschana 16b drei Bücher geöffnet. Ins erste werden die ganz „Gerechten“ eingetragen, die sofort das „Siegel des Lebens erhalten“. Ins zweite Buch werden die ganz „Bösen“ eingetragen, die das „Siegel des Todes“ erhalten. Und das dritte Buch ist für die „Mittelmäßigen“ bestimmt, die sowohl Sünden wie Verdienste vorweisen können. Das endgültige Urteil bleibt in der Zeit vom Neujahrstag bis zum Versöhnungstag offen. Durch Einkehr und Umkehr ist es möglich, das Siegel des Lebens zu erhalten.

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