Als eine „Schande für die Europäische Union“ wertet Ludwig Rudloff, Flüchtlingsbeauftragter der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Tatsache, dass es nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos bis heute keine Lösung für die Aufnahme aller betroffenen Migranten in der EU gibt.
Anlässlich des „Tags des Flüchtlings“ am Freitag, 2. Oktober, verweist Rudloff darauf, dass die Geflüchteten ein Recht auf Leben, Humanität, Würde und auf ein ordentliches Asylverfahren haben. „Als Kirche können wir nicht die Augen verschließen, wenn Menschen in so katastrophalen Zuständen leben müssen“, sagt er. „Vor diesem Hintergrund habe ich auch den aktuellen offenen Brief von Flüchtlingsrat und Seebrücke an die Landesregierung mit unterzeichnet, in dem die schnelle Evakuierung und Schließung der Flüchtlingslager an Europas Außengrenzen gefordert wird.“ Allein in Baden-Württemberg hätten sich 26 Städte sowie der Landkreis Konstanz zum „Sicheren Hafen“ erklärt und seien bereit, Geflüchtete aufzunehmen, sagt Rudloff.
In dem Zusammenhang kritisiert der Flüchtlingsbeauftragte der Diözese auch, dass die EU-Kommission mit ihrem jüngst vorgestellten neuen Asyl- und Migrationspakt an den wesentlichen Grundsätze von Dublin III festhält, obwohl diese Verordnung, nach der derjenige EU-Staat für einen Asylantrag zuständig, auf dessen Boden der Schutzsuchende zuerst europäischen Boden betreten hat, in der Vergangenheit klar versagt habe.
Die Situation in Moria sei dabei schon lange bekannt gewesen. Die Caritas und mehrere Hilfsorganisationen hätten immer wieder auf die katastrophale Situation dort hingewiesen und gefordert, schutzbedürftige Kinder aus dem Camp herauszuholen. Doch es sei nichts geschehen. Dabei erschrecke es ihn besonders, dass in Moria und auf Lesbos bereits Kinder Suizidgedanken hätten und sich Verletzungen zufügten, weil die Situation unerträglich für sie ist, sagt der Flüchtlingsbeauftragte.