Eröffnung

Nicht nur für Kirchenleute

Blick auf das holzverkleidete Gebäude mit dem trichterförmigen Eingang von außen .

Wie ein Trichter leitet der Eingang des neuen „Leutehauses“ die Menschen in den Kirchenbereich - Foto: Christof Janz

Leutkirch feiert die Eröffnung des neuen „Leutehauses“ - Kindertagesstätte, Familienzentrum und Gemeindehaus sind nun unter einem Dach vereint.

Die Leutekirche St. Martin gab der Allgäustadt einst den Namen und ziert bis heute ihr Wappen. Die Leutkircher Kirchengemeinde machte diesen geschichtlichen Hintergrund schon vor einiger Zeit zu ihrem Markenzeichen. Das Gotteshaus und die Glaubensgemeinschaft will Kirche für d'Leut sein. Die Offenheit für die Menschen in der Stadt zeigt sich auch im neuen „Leutehaus“, das nun an die Stelle des alten Gemeindehauses und des Kindergartens St. Vincenz mit 130-jähriger Tradition tritt. Nach einem Festakt am Vorabend segnet Weihbischof Matthäus Karrer am Samstag, 11. Oktober, um 11 Uhr die neuen Räume. Beim anschließenden „Leutefest“ stehen bis 16 Uhr unter anderem Führungen, Chorauftritte, Kinderspiele sowie Mittagessen und Kaffee und Kuchen auf dem Programm. 

Wer sich mit Verantwortlichen über den Neubau des Gemeindehauses mit Kindertagesstätte und Familienzentrum in Leutkirch unterhält, verspürt vor allem dies: Nach Jahrzehnten der gedanklichen Vorarbeit, nach Jahren der Planung und einer intensiven Bauphase sind die Projektbeteiligten dankbar dafür, dass etwas Besonderes gelungen ist. Und an Besonderheiten gibt es genug. Da mussten Stadt und katholische Kirchengemeinde zusammenfinden, um das 7-Millionen-Euro-Projekt zu schultern. Denn eine Kindertagesstätte ist eine öffentliche Aufgabe, ein Gemeindehaus eine innerkirchliche Angelegenheit. Was bislang baulich nebeneinander stand, sollte aus guten Gründen unter einem Dach vereinigt werden.

Gemeinschaftswerk von Kirche und Kommune

Mit 80 Prozent fördert die Kommune den Kita-Bau, 20 Prozent schießt die Kirche zu – und stellt das Grundstück. Gemeindesaal und Familienzentrum gehen auf Kirchenkosten. In einer komplexen Zusammenrechnung heißt das: Die Stadt Leutkirch bezahlt 49 Prozent der Gesamtkosten des Gebäudes, die Kirche 51 Prozent. In zahllosen Gesprächen hat man zu einem guten Miteinander gefunden. Auch die örtliche Kirchengemeinde und das Bischöfliche Ordinariat mussten zusammenfinden. Während man in Rottenburg davon ausging, dass ein kleiner Gemeindesaal künftig genügen würde, konnten die Leutkircher in der Gesamtschau etwas Außergewöhnliches erreichen. Statt des alten Gemeindehauses mit einem Saal und einem Piuszimmer gibt es nun ein Stockwerk, das nur auf den ersten Blick wie eine Verkleinerung aussieht.

Die wunderbare Platzvermehrung für die Kirchengemeinde ergibt sich aus einem architektonischen Konzept, das unglaubliche Möglichkeiten bietet. Durch breite Flügeltüren lässt sich der neue Saal nach innen erweitern ins so genannte Ideencafé im Vorraum. Er lässt sich nach außen vergrößern durch ebenfalls große Flügeltüren ins Freie. Zugleich lässt sich dieser neue Treffpunkt für alle Gemeindeversammlungen teilen, im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel, durch eine schalldichte flexible Wand.

Anziehendes Gebäude ist für viele offen 

Für den Vorplatz existieren schon Sonnenschirme „in Martinskirchenrot“. Sogar an einen Christbaumständer für eine 6-Meter-Tanne hat man gedacht, wie Christof Janz berichtet. Der gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats kennt im Haus jedes Detail. Seit Jahren begleitet er in seiner Freizeit das Projekt, verhandelt mit allen Beteiligten. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn der Kirchengemeinderatsvorsitzende zufällig gelernter Zimmermann, Kaufmann und Energieberater ist, der seit Jahrzehnten in der Baubranche tätig ist. Durch die Hanglage ergibt sich, dass das „Kirchengeschoss“ ebenso ebenerdig ist wie das darüberliegende Kita-Geschoss.

Wer von der Oberen-Graben-Straße auf den Komplex zuläuft, wird wie von einem Trichter hineingezogen ins Gebäude. Eine große Freitreppe lädt zum Aufgang ein. Innerhalb des Hauses sorgt ein Lift dafür, dass die Stockwerke verbunden sind. Im unteren Gebäudeteil ist dann noch das Familienzentrum untergebracht. Es ist für viele Familien aus unterschiedlichen Nationalitäten und Religionen, Traditionen oder Altersstufen nicht mehr einfach vorgegeben, wie Familie geht. Hier will das Familienzentrum „ein Lern- und Bildungsort für die ganze Familie“ sein. Das Programm: mit anderen Eltern ins Gespräch kommen, neue Freundschaften knüpfen, eigene Kompetenzen bei Projekten und Angeboten einfließen lassen und vieles mehr.

In der Tiefe geerdet mit Blick zum Himmel

Der Lichteinfall durchs Dachfenster macht das große, fast quadratische Gebäude auch von innen hell. Die Kindertagesstätte hat oben ihren eigenen Bereich - mit doppelt so viel Platz wie im Vorgängerbau - und draußen ebenerdig eine Spielwiese mit Klettergeräten, Sandkasten und vielem mehr. 48 Kinder nimmt die Kindertagesstätte St. Vincenz auf. Aus mehr als einem Dutzend Nationen und Sprachregionen. Bereits Mitte Mai waren die Kinder mitsamt ihrem Betreuungspersonal umgezogen ins neue Gebäude. So hat man in der Kindertagesstätte schon die Erfahrung sammeln können, dass die Kinder ruhiger sind in der hochwertig gestalteten Umgebung mit viel Freiraum.

Geheizt wird das „Leutehaus“ mit Erdwärme – und gekühlt auch. Sechs Bohrungen waren notwendig, um genug Energie aus der Tiefe holen zu können. Vom Dach bringt eine Photovoltaikanlage noch die Sonnenenergie ins Haus. Sie wird von einer kirchlichen GmbH betrieben. Die Kita-Etage ist überwiegend in Holzbauweise errichtet, darunter ist Stahlbeton. Viele haben zusammengewirkt, damit hier an besonderem Ort etwas Großes entstehen konnte. Christof Janz nennt die Namen aus städtischen Behörden, aus dem Kirchengemeinderat, aus dem Pastoralteam von einst und jetzt, besonders auch den des Architekten Gerhard Feuerstein: „Der hat nicht für sich geplant, sondern für uns“, betont er. „Das neue „Leutehaus“ soll ein offenes Haus sein und Vielem Platz bieten“, wie es in der Einladung an verschiedene Gruppierungen in der Stadt ausdrücklich heißt.

Weitere Informationen zum Projekt "Räume für eine Kirche der Zukunft" finden Sie hier.

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