Die Kißlegger Nikoläuse nehmen ihre bischöfliche Rolle ernst. Selbstverständlich erscheinen sie mit Mitra und Bischofstab bei den Familien, die sie über ein modernes Ticketsystem gebucht haben. Mit dem langen, weißen Bart im Gesicht erzählen sie den Kindern von dem bekannten Heiligen aus Kleinasien, der vor etwa 1.700 Jahren lebte. Manche der Geschichten im goldenen Buch übertragen die Nächstenliebe des Wohltäters auch in heutige Zeit. "Wir genießen es, dass wir wieder in die Häuser dürfen", freut sich Florian Schneider über die Nach-Corona-Zeit. Ein zunehmender Trend sei, dass mehrere Familien gemeinsam den Nikolausabend feiern.
Nicht ganz so ernst ist die Organisation und die Hierarchie innerhalb der nicht eingetragenen Kißlegger Nikolausvereinigung. Für Neueinsteiger beginnt die mindestens zweijährige Lehrzeit als Knecht Ruprecht - "um ein Gefühl dafür zu bekommen", wie Florian Schneider es sagt. Es gebe auch Amtsprüfungen im einhändigen Nüsseknacken oder im Nikolausliedersingen. "Ich bin inzwischen Kardinal", erklärt der Bischofsdarsteller. Zu einem solchen wurde er nach 25 Jahren aktiver Mitgliedschaft gekürt. Papst sei bisher nur Colle I. Wann die Vereinigung innerhalb der Kißlegger Kolpingsfamilie entstand, ist laut Florian Schneider unklar.