Weihnachten 2020

Nikolausüberraschung an der Autobahn

Betriebs- und Fernfahrerseelsorger Josef Krebs

Die Lkw stehen dicht an dicht auf der Parkfläche der Raststätte. Foto: drs/Guzy

Betriebsseelsorger Josef Krebs und Kooperationspartner bereiten Fernfahrern eine vorweihnachtliche Freude auf zwei Raststätten.

Jede Lücke, die nur groß genug ist, ist von einem Lkw besetzt. Die Fahrer warten auf der Raststätte Wunnenstein an der Autobahn 81, bis das Sonntagsfahrverbot um 22 Uhr endet. Dann dürfen sie wieder starten. Bis dahin essen sie in ihren Kabinen, beschäftigen sich mit Handy oder Laptop oder schlafen hinter zugezogenen Vorhängen. Zwischen den Reihen der Fahrzeuge läuft Josef Krebs mit einer kleinen Überraschung.

Es ist Nikolausabend, und so möchte er den Fernfahrern eine Freude bereiten. Krebs ist Betriebsseelsorger in Heilbronn und gehört der Arbeitsgemeinschaft „Kirche für Fernfahrer“ an. Diese macht regelmäßig Aktionen auf Autobahnraststätten, zum Beispiel zu Nikolaus.

Krebs schaut von Lkw zu Lkw und von Transporter zu Transporter, in welcher der Kabinen ein Fahrer auszumachen ist. Dann hält er einen Schoko-Nikolaus und eine Karte mit Weihnachtsgrüßen in verschiedenen Sprachen zum Seitenfenster hoch.

„Jetzt habe ich doch auch was zum Nikolaus bekommen“, sagt ein Fahrer auf Polnisch. „Das ist eine tolle Aktion“, freut sich ein anderer über die Überraschung. Ausländische Kennzeichen dominieren das Bild: Die Fahrer kommen vor allem aus Polen, Litauen, Rumänien und anderen ost- und südosteuropäischen Staaten. Sie bedanken sich, man wünscht sich – zumeist auf Englisch – gegenseitig „frohe Weihnachten“.

Schwieriger Berufsalltag

„Wenigstens können die Fahrer diesmal an den Raststätten aufs Klo gehen“, sagt Krebs. Das war im Frühjahr nicht der Fall. Wie der Betriebsseelsorger erklärt, war während des ersten coronabedingten Stillstands auch an den Raststätten zumeist alles dicht. Krebs weiß, mit welchen Problemen die Fernfahrer zu kämpfen haben, wie schwer deren Alltag ist.

Die Situation kennen auch die drei Frauen vom Beratungsnetz „Faire Mobilität“, einer Initiative unter dem Dach des DGB, die mit der Betriebsseelsorge kooperiert, nur zu gut. Die Frauen gehen parallel zu Krebs die Raststätte jeweils auf beiden Seiten der Autobahn ab, um einen verschiedensprachigen Flyer mit Infos zu arbeitsrechtlichen Beratungsmöglichkeiten an die Fahrer auszuteilen. So sollen gemeinsam möglichst viele Fernfahrer erreicht werden.

Zum ersten Mal mit dabei ist auch Michael Dieterle, Dekanatsreferent für das Dekanat Heilbronn-Neckarsulm. Was die Fahrer über ihre Arbeitssituation berichten, macht ihn fassungslos.

Krebs setzt sich mit seinen Kollegen und Kolleginnen von der Fernfahrerseelsorge dafür ein, dass sich die Bedingungen verbessern. So ist Anfang Dezember jeweils ein Brief an den Bundesarbeitsminister und den Bundesverkehrsminister verschickt worden. Die Schreiben fordern zum Beispiel mehr Rastplätze und intelligente Parkleitsysteme. Denn eine Rastmöglichkeit zu finden, um die Ruhezeiten einzuhalten, ist allein schon eine Herausforderung. Das Bild vor Ort zeigt es: Die Lastwagen reihen sich bis zurück zur Ausfahrt aneinander.

Fernfahrerseelsorge

Die Fernfahrerseelsorge ist ein Teil der katholischen Betriebsseelsorge in den süddeutschen Diözesen Rottenburg-Stuttgart, Speyer, Mainz, Freiburg, Bamberg und Augsburg. Die Arbeitsgemeinschaft „Kirche für Fernfahrer“ bietet ein Seelsorge- und Beratungsangebot, das sich im Internet unter ontour-online.de findet.

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