Eine bauliche Verkleinerung und frischer Wind für das Gemeindeleben – so lässt sich das Projekt der katholischen Kirchengemeinde Durchhausen im Dekanat Tuttlingen-Spaichingen beschreiben, bei dem die dortige Kirche zu einem Gemeindezentrum umgebaut werden soll. Vorausgesetzt, die Finanzierung ist gesichert, beginnt der Umbau nach Ostern 2026.
Neue Wege gehen
Die Ausgangsfrage, wie das Gemeindeleben und damit verbunden auch die Kirche „Zu den heiligen Engeln“ zukunftsfähig gemacht werden kann, sei schon bald nach der Wahl zum Kirchengemeinderat vor rund fünf Jahren aufgekommen, erinnert sich dessen Gewählter Vorsitzender Johannes Ungermann. Bei einer Veranstaltung der Kirchenpflege in Rottenburg sei er dann in Kontakt zum Bischöflichen Bauamt gekommen und die Ideen begannen zu reifen. Gemeinsam mit den Fachleuten des Bauamts wurde mehrfach über mögliche Projekte beraten, was letztlich zu einem Architektenwettbewerb führte, den das Karlsruher Architekturbüro „Schneider + Hoffmann“ im Oktober 2023 gewann. Es folgte die Entwurfsplanung und die Beantragung von Zuschüssen beim diözesanen Ausgleichsstock sowie bei deren Nachhaltigkeitsfonds, über die noch dieses Jahr entschieden werden soll. Zur Strategie in Durchhausen gut gepasst habe es, dass der Kirchengemeinderat bereits Mitte vergangenen Jahres den Grundsatzentschluss fasste, das Pfarrhaus und die sich daran anschließende Scheuer zu verkaufen, um für die anstehenden Aufgaben liquide zu sein. „Das half uns, neue Wege zu gehen“, sagt Ungermann.
Nur noch in etwa halb so groß
Dabei beinhaltet der geplante Umbau der Ortskirche zu einem Gemeindezentrum nicht nur bauliche, sondern auch viele andere Fragen. „Von Beginn an gab es intensive Absprachen mit mehreren Hauptabteilungen der bischöflichen Kurie. Für das immer sehr gute Miteinander und die Unterstützung aus Rottenburg bin ich äußerst dankbar. Das motiviert mich stets aufs Neue“, sagt Ungermann, dessen ehrenamtliches Engagement viel Zeit in Anspruch nimmt.
Im künftigen Gemeindezentrum soll der Kircheninnenraum nur noch in etwa halb so groß sein wie heute. Dafür sieht die Planung die Versetzung des Altarraums nach vorne vor. Es entsteht eine neue Kirchenrückwand, hinter der auf drei Ebenen in Holzbauweise das Gemeindehaus mit unter das Kirchendach kommt. Triptychon, Ambo, Altar und Tabernakel bleiben erhalten. Das dem neben der Kirche liegenden Platz zugwandte Seitenschiff verschwindet. An seine Stelle tritt ein offener Arkadengang, so die Planung. Die sich anschließende Gebäudeseite wird dann nicht mehr aus Stein sondern aus Glas sein und so die Offenheit symbolisieren, welche die Kirchengemeinde mit ihrem Projekt signalisieren möchte und die sich auch andernorts zeigt: So soll es nach dem Umbau Barrierefreiheit geben, die Rückwand des Baus soll mit einer Terrasse geöffnet werden, die zum Beisammensein einlädt, und in Kooperation mit den Verantwortlichen der Kommune soll der nebenliegende Platz, an den außer der Kirche auch das Rathaus und die Gemeindehalle angrenzen, als ein Ort der Begegnung neu erschlossen werden – eine Neuerung, die allen Bürger:innen von Durchhausen einmal zugutekommt. „Unsere bisherige Kirche ist dunkel und schottet sich ab. Wir wollen, dass sie auf die Menschen zugeht und einladend wirkt. Die Glaswand, über die gesamte Länge der Kirche, drückt diesen Gedanken aus“, bringt es Ungermann auf den Punkt.
Unter dem gemeinsamen Dach
Verbunden mit dem künftigen Gemeindezentrum und den dann kurzen Wegen sei auch die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Gemeinsamen: Wenn nach einem der öfters stattfindenden abendlichen Gottesdienste so noch zu einem Spieleabend eingeladen wird, erhoffe man sich, dass die Einladung eher angenommen wird, als wenn die Beteiligten erst noch zu Fuß zu einem anderen Gebäude gehen müssten, gibt Ungermann ein Beispiel. Jugend- und Krabbelgruppe, Kirchengemeinderat, Sternsinger und Ministranten sollten sich dann ebenfalls unter dem gemeinsamen Dach von Kirche und Gemeindehaus treffen. Dass sich der künftige Kircheninnenraum im Zuge der Umgestaltung um etwa die Hälfte verkleinert, stelle für die Gemeinde dabei kein Problem dar, sagt Ungermann. „Der Platz reicht uns immer noch locker.“ Dabei helfe es, dass es im Inneren keine Bänke mehr gibt. Es wird gestuhlt. „Das erlaubt es uns, flexibel zu sein. Und wenn einmal ein Kinderwagen Platz finden muss, sind ein paar Stühle schnell verschoben.“
Anfängliche Bedenken
Wichtig sei es der Kirchengemeinde, mit ihrer Planung einen Impuls zu geben, berichtet der Gewählte Vorsitzende. „Mit unserem Neubau zeigen wir, dass wir nicht stillstehen und den Kopf in den Sand stecken, sondern für Neues offen sind. So können wir auch in schwierigen Zeiten ein Zeichen der Ermutigung für unsere Gemeinde setzen.“ Dabei gab es zu Beginn durchaus Widerstand, räumt Ungermann ein. Es habe Überzeugungsarbeit gebraucht und eine Versammlung im Vorfeld des Architektenwettbewerbs, bei der die Pläne vorgestellt und erläutert wurden. Vielen Gemeindemitgliedern sei es damals wichtig gewesen, dass der Altar erhalten bleibt und dass Pfarrhaus und Pfarrscheuer auch nach einem Verkauf der Dorfgemeinschaft zugutekommen. Diese Diskussion habe geholfen. Die anfänglichen Bedenken seien ausgeräumt und heute werde er immer wieder gefragt, wann die Planungen denn nun endlich beendet sind, und die Bauarbeiten beginnen können.