Närrinnen müssen tapfer sein. Faschingsumzüge: verboten; Sitzungskarneval: nicht möglich; Maskenball: gestrichen. Gardetanz mit FFP2? Desinfektions-Nebel statt Konfetti-Regen? Das macht ungefähr so viel Spaß wie Frühlingsputz und Steuererklärung. Was bleibt dann von der fünften Jahreszeit? Die Frage: Goht's? – Goht's net? war vielerorts deshalb bald beantwortet… Aber beim Ökumenischen Frauenstammtisch in Langenau ist sie zum Motto der Weiberfasnet am 9. Februar geworden: Online – „des goht!“
Online goht was!
Eines vorab: Hier geht’s um Weiberfasnet. Männer haben hier nichts verloren und können das Lesen gleich einstellen und Fußball gucken. Außer sie haben einen triftigen Grund (wie der Schreiber dieser Zeilen) oder sie sind verheiratet und wollten schon immer wissen, was die bessere Hälfte an jenem ominösen Abend treibt...
Okay, wo waren wir stehengeblieben? Ah, wie Fasnet online gehen soll... „Das ist eigentlich vorab noch streng geheim“, schmunzelt Monika Romer vom Organisationsteam – und lässt sich dann doch bereitwillig in die Karten schauen: In der Büttenrede von Vogulisi, „der Traditionsrednerin aus der Schweiz“, kommt der aktuelle Tratsch und Klatsch aus dem Städtle in die gute Stube – als Video-Clip. Dass alle Teilnehmerinnen kostümiert sind, ist eh klar. „Jede Frau aus dem Team hat sich in verschiedenen Verkleidungen filmen lassen, natürlich mit Abstandhalter wie Besen oder Schwimmnudel – daraus wird ein Polonaise-Clip zusammengeschnitten“, erklärt Monika Romer, die den Abend moderiert.
"Corona, Corona" statt "Marina, Marina"
Musikalisch geht’s zurück bis in die 1950er: Aus dem Lied „Marina, Marina“ – Sie wissen schon, das mit dem smarten Rocco Granata mit Akkordeon und "Oh no no no no no" – wird „Corona, Corona“. Das Virus, das uns den ganzen Schlamassel eingebrockt hat, kommt nicht ungeschoren davon. „Wir betrachten das natürlich von der heiteren Seite“, verspricht Monika Romer: „Green Beauty spricht zum Thema: Welche Maske unterstreicht meinen Typ?“ und „Creadine gibt eine Anleitung zum Nähen eines Recycling-Mundschutzes“. Dass die Clips von der jüngsten Entwicklung – dem Trend zu verpflichtenden FFP2-Masken – ein wenig überholt sind: geschenkt. Ist ja Fasnet.
Interaktiv wird`s beim Montagsmaler-Spiel (Begriffe erraten), und getanzt wird natürlich auch – mit Fingerpüppchen. Da klappt’s auch mit den Beinwürfen… Last but not least lassen mehrere Best-of-Fotocollagen ein wenig das Flair der vergangenen Jahre aufscheinen (als Fasnet noch in persona ging) – „mit Schunkelmusik und anderen Fasnetsliedern“. Wobei noch zu klären wäre, wie das gehen soll mit dem Schunkeln…
In Langenau längst etabliert
Heuer steigt jedenfalls schon die zwölfte Ausgabe der Weiberfasnet in Langenau – welches nicht gerade als Faschingshochburg verschrien ist. „Ich war ja ganz skeptisch, was den Fasching betrifft: ob der in Langenau überhaupt in Gang kommt“, erinnert sich Monika Romer an ihre Zeit als Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Langenau-Rammingen, nördlich von Ulm. Beim ersten Mal wollte man im Gemeindehaus die mobilen Trennwände einziehen, damit sich die erwarteten paar Frauen im großen Saal nicht so verloren vorkämen. „Aber es kamen gleich 80, 90 Frauen.“ Mit 80 bis 120 Teilnehmerinnen jedes Jahr hat sich die Weiberfasnet längst etabliert – und hält mit ihrer Online-Ausgabe heuer sogar die Fasnetsfahne hoch.
„Das Online-Format liegt nicht allen“, räumt Monika Romer ein, „aber auch in dieser Form des Faschings geht’s auch darum, etwas miteinander zu tun.“ Schließlich habe es auch im Live-Fasching früherer Jahre immer Elemente gegeben, „wo die Frauen miteinander etwas machen – Spiele, Gedichte, einfach in Freude zusammenkommen“. Der Ökumenische Frauenstammtisch, den es seit 2004 gibt, versteht sich als offene Runde, „um Frauen miteinander ins Gespräch zu bringen über ihr Leben, ihren Glauben, Alltägliches und Soziales“ und um eine Möglichkeit zur Vernetzung über die Kirchengemeinden hinweg zu geben.
"Schön, dass es das gibt"
„Seit Beginn der Corona-Maßnahmen haben wir nach anderen Möglichkeiten gesucht und bereits drei andere Veranstaltungen online gemacht“, berichtet Monika Romer, die von 1997 bis 2015 Gemeindereferentin in Langenau war und sich seither ehrenamtlich in der Frauenarbeit engagiert. „Warum nicht auch Fasching?“ Durch alle bisherigen Veranstaltungen habe sich gezeigt, „dass Frauen gesagt haben: ‚Schön, dass es das gibt, dass es wenigstens etwas gibt, wo man sich auch mal auf andere Gedanken bringen kann und mit anderen dann doch so ein bisschen ins Gespräch kommen kann.‘“
Auch online wird bei der Weiberfasnet übrigens nichts dem Zufall überlassen: In einem Überraschungstütchen, das die angemeldeten Frauen im Vorfeld bekommen, finden sich Deko-Artikel für Zuhause und eine Tröte, Fingerpüppchen für den Tanz und andere nette Kleinigkeiten, ein kleines Fläschchen Prosecco für die gute Stimmung – und ein Türschild für den Partyraum: „Männerfreie Spaßzone“, das sonst immer an der Eingangstür zum Saal hängt, wie Monika Romer erklärt. Okay, dann wissen wir Bescheid.
Falls Sie, liebe Frauen, aber doch jemanden zum Schunkeln vor dem Bildschirm brauchen: Am 9. Februar kommt beim Fußball nur das Nachholspiel Lübeck gegen Rostock in der 3. Liga. Wir Männer hätten also Zeit.