101 Jahre nach dem Antrag auf Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens für den Jesuitenpater Philipp Jeningen ist es so weit: Papst Franziskus hat ein Pater Jeningen zugeschriebenes Wunder anerkannt. „Damit ist ein weiterer finaler Schritt getan und der Seligsprechung steht nichts mehr im Wege“, freut sich Bischof Dr. Gebhard Fürst, der im November 2011 den Wunderprozess eröffnet hat. Der Seligsprechungsprozess wurde bereits 1945 eingeleitet, der so genannten „heroische Tugendgrad“ 1989 festgestellt. Entscheidend für das Plazet des Papstes war eine „nicht erklärbare Heilung“ eines Mannes aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart von einer unheilbaren Krankheit aufgrund der Fürbitten seiner Verwandten zu Pater Jeningen.
„Katholikinnen und Katholiken in Ellwangen und in unserer ganzen Diözese verehren Pater Philipp Jeningen seit vielen Jahrhunderten und bitten um seine Fürsprache. Er ist für uns ein Vorbild, weil er den Menschen das Evangelium nahegebracht hat und damit missionarische Kirche war. Dieses vorbildhafte Wirken ist heute so aktuell wie vor 400 Jahren“, betont Bischof Fürst.
Von Eichstätt nach Ellwangen – Jesuit wird Volksmissionar
Als Volksmissionar war Pater Philipp Jeningen im 17. Jahrhundert in Ellwangen tätig. Getauft am 5. Januar 1642 in der Eichstätter Dompfarrei, wuchs Philipp Jeningen als viertes von elf Kindern des Goldschmieds und Bürgermeisters Nikolaus Jeningen und seiner Frau Anna Maria in einfachen Verhältnissen in der vom Dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstörten Stadt Eichstätt auf. Sein exaktes Geburtsdatum ist nicht bekannt.
Wallfahrtskirche Schönenberg entstand auf Jeningens Anregung
Schon mit 14 Jahren hegte Philipp den Wunsch, Jesuit zu werden. Nach dem Abitur am Eichstätter Jesuitengymnasium studierte er Philosophie und trat 1663 mit 21 Jahren in das Landsberger Noviziat des Jesuitenordens ein. Von 1668 bis 1672 studierte er in Ingolstadt, 1672 wurde er im Dom zu Eichstätt zum Priester geweiht. Die nächsten sieben Jahre (1673-1680) war er als Lehrer in Mindelheim und Dillingen tätig und legte 1677 seine Letzten Gelübde ab, womit er als Profess endgültig dem Jesuitenorden angehörte. 1680 wurde Pater Philip Jeningen nach Ellwangen gesandt. Dort pilgerten immer mehr Wallfahrer zum Marien-Wallfahrtsort auf dem Schönenberg, weshalb er anregte, die dortige Kapelle durch eine große Wallfahrtskirche zu ersetzen. Der Bau der Kirche wurde verwirklicht, nachdem die Stadt 1681 nach einem Gebetsversprechen an Maria von einem Großbrand verschont blieb.
Er starb am 8. Februar 1704. Seine Grabinschrift im Kreuzgang der Basilika St. Vitus in der Ellwanger Innenstadt bezeichnet Pater Philipp als „ein im Ellwanger Bezirk und weit in der ganzen Umgegend in vier Bistümern als unermüdlicher Missionar.“ Tatsächlich machte die Tätigkeit als Missionar sein eigentliches Wirken aus. Die Katholiken, die in den benachbarten protestantischen Gebieten um Ellwangen lebten, hatten keine eigenen Seelsorger. Auch die katholischen Orte benötigten Unterstützung. Fürsorge für die Kranken, Sakramentenspendung, Beichte und Katechese waren die pastoralen Schwerpunkte seiner Missionstätigkeit im damaligen Grenzgebiet zwischen den Bistümern Augsburg, Würzburg, Konstanz und Eichstätt.