Es gibt kaum eine katholische Kirche oder Kapelle in Oberschwaben ohne ihn. Sebastian gehört von alters her zu den gefragtesten Heiligen, da er einen großen "Zuständigkeitsbereich" abdeckt. Er gilt als Patron der Eisenhändler, Töpfer, Gärtner, Gerber, Bürstenbinder und der Polizisten. Auch Soldaten, Schützen und Jäger sowie Betroffene von Pest und anderen Seuchen rufen ihn an. "Er war während Corona hochaktuell", sagt David Bösl. Der 46-jährige arbeitet als Jugendseelsorger in Bad Waldsee und Umgebung. Er weiß, dass Sebastian ebenfalls Patron der Sportler und queerer Menschen sei und daher ganz gut in die heutige Zeit passe.
Die Sebastiane, eine dem Heiligen gewidmete Kapelle auf dem Haisterkircher Rücken, ist das ganze Jahr über Ziel vieler Wallfahrer:innen. Besonders am 20. Januar, dem Gedenktag des heiligen Sebastian, macht sich traditionell eine große Pilgerschar nach dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist auf den Weg zu ihr. Mit 758 Meter über Normalnull ist sie die höchstgelegene Kapelle im Landkreis Ravensburg. "In Haisterkirch ist Sebastiane der wichtigste Feiertag", weiß David Bösl. Nach einem Videobeitrag im Coronajahr 2021 lud er bereits die letzten beiden Male junge Menschen am Abend zu einer Fackelwanderung zur Kapelle ein.