Am Ende jeder Arbeitswoche treffen sich Gläubige in der katholischen Kirche St. Petrus Canisius, um mit Pfarrer und Dekan Bernd Herbinger in einer schlichten und doch intensiven Art Eucharistie zu feiern. Zur "Kleinen kirche", wie die Friedrichshafener dieses Format nennen, kam am vergangenen Freitagabend Bischof Gebhard Fürst. Der Gast aus Rottenburg erzählte im Predigtdialog sehr persönlich, was ihm in diesen Tagen Halt gibt.
Für seinen priesterlichen Dienst wählte Fürst bei seiner Weihe vor 43 Jahren den letzten Bibelvers des Matthäusevangeliums, in dem Jesus sagt "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Zeit." Diese Zusage gebe ihm heute wie damals Kraft und Zuversicht, verriet der promovierte Theologe. Er berichtete auch, dass er auf dem Flachdach seines Bischofshauses eine Insektenwiese sowie eine Photovoltaik-Anlage einbauen ließ, mit der er ein Elektroauto betankt. Die Bewahrung der Schöpfung sei für ihn eine persönliche Konsequenz aus dem Glauben an Gott als Erschaffer der Welt, betonte der Bischof.
Neben Insektensterben und Klimawandel ging der 71-Jährige, der für knapp 1,8 Millionen Katholiken in Württemberg zuständig ist, auch auf das Engagement für die Schwachen und gesellschaftlich Ausgegrenzten konkret vor Ort und in den Ländern der sogenannten Dritten Welt ein. Mit seinen Fragen versuchte Herbinger eher den Menschen und Christen Gebhard Fürst anzusprechen, weniger den Amtsträger. Der Bischof ließ sich auf diese persönliche Art der "Kleinen kirche" ein. Stab und Mitra blieben an diesem Abend zu Hause.