Glück, Gesundheit, Medienkompetenz, Ernährung - für jedes gesellschaftliche Problem wird derzeit ein eigenes Schulfach vorgeschlagen. Die katholischen Schulen setzen im Gegensatz dazu seit den 1980er Jahren auf das Gegenteil. Das Lösen von Problemen durch Vernetzung der Inhalte und Methoden im Marchtaler Plan, dem Erziehungs- und Bildungsplan für katholische freie Schulen. Darauf weisen Schulleiter Matthias Förtsch und Johannes Gresser, Beauftragter für Vernetzten Unterricht (VU) am Gymnasium des Bischof-Sproll-Bildungszentrums (BSZB) in Biberach, hin.
Agil bedeutet, dass alle Beteiligten - Lehrende und Lernende - aktiv einbezogen sind mit ihren Interessen und Bedürfnissen den Lernprozess gemeinsam voranbringen. Wird in den unteren Klassenstufen der Vernetzte Unterricht hauptsächlich von der Klassenlehrkraft aus einer Hand unterrichtet, um komplexe Phänomene zu verstehen, kommen in den höheren Klassen Fachlehrkräfte zum Einsatz. Das katholische Gymnasium geht nun seit fast drei Jahren neue Wege und bezieht agile Arbeitsformen in den regulären Lehrplan ein.
Schüler:innen vertiefen Thema mit eigenen Schwerpunkten
So kommt im Vernetzten Unterricht der Mittelstufe das von der Heidelberger Bildungswissenschaftlerin Anne Sliwka entwickelte Unterrichtsmodell „Deeper Learning“ zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um eine Pädagogik, die auf Bewährtes zurückgreift, aber auch den Möglichkeiten der digitalen Wissensgesellschaft Rechnung trägt. Für Sliwka steht dabei die „Wissensaneignung nicht im Widerspruch zu projektorientiertem oder agilem Arbeiten”. In der Praxis werden dabei Themenbereiche wie „Sozialer Zusammenhalt” oder „Die Apokalypse” aus verschiedenen Fachperspektiven und –theorien und durchaus lehrerzentriert beleuchtet, anschließend vertiefen sich die Schüler in einem Schwerpunkt ihrer Wahl.
Das Ergebnis ist ein kreatives Lernprodukt, etwa ein Erklärvideo, eine Ausstellung oder ein wissenschaftliches Poster. Um die notwendige gymnasiale Tiefe in der Zusammenarbeit zu erreichen, integriert das BSBZ-Gymnasium nun auch agile Arbeitsformen wie „Scrum“ in seinen Lehrplan. Ursprünglich in der Softwareentwicklung genutzt, ermöglicht „Scrum“ eine effiziente und flexible Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und hilft den Schülerinnen und Schülern beim Reflektieren ihrer Arbeit. Sie können so kooperativ Lösungen erarbeiten.
Das BSBZ-Gymnasium erhält als Deeper-Learning-Pilotschule von der Robert-Bosch-Stiftung gesonderte Begleitung und Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Unterrichts und hofft so, bei Schülerinnen und Schülern nicht nur den Wissenserwerb zu fördern, sondern sie auch für das Engagement in der Gesellschaft zu stärken.