Soziales

Point erinnert an Drogentote

Diakon Harald Sittart

Diakon Harald Sittart im Durchgang zum Point Foto: DRS/Guzy

Die Einrichtung bietet seit Jahren ein niederschwelliges Angebot hinter dem auch viel ehrenamtliches Engagement steckt.

Der 21. Juli ist der internationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige. Nach der coronabedingten Pause im vergangenen Jahr wird der Point, die Aids- und Drogenseelsorge im Dekanat Schwäbisch Hall, diesmal wieder mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung auf die persönlichen Schicksale aufmerksam machen. Persönliche Betroffenheit, aber auch viel Engagement stehen ebenfalls hinter der Geschichte des Point.

Vom Straßenraum aus nicht sofort auszumachen, befindet sich der Point im Gebäude des Pfarramts St. Josef. Nachdem das Angebot wegen der allgemeinen Corona-Situation in den vergangenen Monaten heruntergefahren werden musste, ist der Point neuerdings wieder an drei Vormittagen in der Woche geöffnet. „Hier müssen sich die Leute nicht verstecken“, sagt Diakon Harald Sittart.

Gelegenheit für Gespräche

Er verstehe sich nicht als Drogenberater, dafür habe er nicht das Wissen. Sittart erklärt: „Wir sind einfach da, wenn die Menschen jemanden zum Reden brauchen.“ Das müssten keine tiefschürfenden Gespräche sein. Der Point will ein niederschwelliges Angebot bieten. So hat zuvor am Vormittag ein Sozialarbeiter der mobilen Jugendarbeit einen 21-Jährigen spontan in den Point gebracht.

Das Angebot gibt es seit 2003. Am Anfang stand eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Drogensüchtigen. Ilona Nagel war eine der Mütter, um die sich die Selbsthilfegruppe gebildet hatte. Eingebunden war dabei der damalige Gefängnisseelsorger Wolfram Kaier. Zusammen entstand die Idee für den Point, wie Nagel erklärt. Nachdem Kaier in Ruhestand gegangen war, übernahm Sittart 2019 die hauptamtliche Arbeit im Point und die Begleitung der Selbsthilfegruppe Raphael.

Drogenszene verändert sich

Im Point können Drogenabhängige gebrauchte Spritzen und Nadeln gegen neue tauschen. Das sei die Grundidee gewesen, sagt Sittart. Die Besucherzahl hat über die vergangenen Jahre aber abgenommen, wie Sittart berichtet. Die Drogenszene habe sich verändert: „Die Leute spritzen nicht mehr, sondern rauchen etwas oder werfen etwas ein.“ Für einige habe sich die Situation auf niedrigem Niveau stabilisiert, sie seien nicht mehr auf der Straße, führt Sittart als weiteren Grund an.

Neben dem Gesprächsangebot ist der Point eine Anlaufstelle bei sozialen Problemen geworden – laut Sittart für verschiedene Gruppen. Zum Team gehört daher ein Sozialarbeiter als weiterer Hauptamtlicher. Sieben Ehrenamtliche unterstützen außerdem die Einrichtung und stehen für Gespräche bereit. Dieses breite Engagement bezeichnet Sittart als eine Besonderheit.

Aktion am Gedenktag

Nagel gehört seit den Anfängen zu den Ehrenamtlichen. Sie kümmert sich zum Beispiel um die Ausschmückung des Point-Raums. „Für viele, die hierherkommen, ist sie wie eine große Schwester“, sagt Sittart. Für die 66-Jährige, die früher sogar nach ihrem Nachtdienst im Point anzutreffen war, sind das Engagement in der Einrichtung und der Austausch in der Selbsthilfegruppe wichtig und selbst eine Hilfe. Denn ihre zwei Söhne sind infolge von Drogenkonsum gestorben. 

Der Point zählt mittlerweile knapp 50 Menschen, die durch Drogen oder infolge von Drogenkonsum gestorben sind. An sie wird die Einrichtung erinnern, indem am 21. Juli zwischen 14 und 17 Uhr weiße Holzkreuze auf der Froschgrabentreppe aufgestellt werden.

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