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Pragmatisch und heimatverbunden

Katholische Erwachsenenbildung Reutlingen begrüßt Kulturministerin Theresa Schopper

Im Gespräch (von links): Stefan Meißner, Theresa Schopper und Claudia Guggemos. Bild: keb Reutlingen

Kulturministerin Theresa Schopper gratuliert zum 50. Geburtstag der KEB im Kreis Reutlingen.

Die Katholische Erwachsenenbildung im Kreis Reutlingen lud sich zum 50. Geburtstag eine besondere Gratulantin ein: Die Kultusministerin persönlich kam, um zu gratulieren, und stellte sich im Gespräch zu Menschen und Themen den Fragen des Moderationsteams, bestehend aus dem Vorsitzenden des Bildungswerks, Stefan Meißner, und der Leiterin Claudia Guggemos.

Psychologie und Kriminologie als Nebenfächer

Theresa Schopper erzählte von einer idyllischen Kindheit im Allgäu, wo sie als Arbeiterkind aufwuchs und es genoss, ihre Freizeit zwischen Seen und Königsschloss zu verbringen. Geld war wenig da, Urlaub machte man zu Hause, denn „da sei es ja so schön, dass viele Urlauber kämen“, meinte der Vater. „Es war mir nicht vorbestimmt, ins Gymnasium zu gehen“, erzählte die Chefin von gut 166.000 Lehrkräften. Als die Lehrerin fragte, wer ins Gymnasium gehen wolle, meldete sich die kleine Theresa erst, als sie sah, wer noch alles die Hand gehoben hatte, heißt es in einer Mitteilung der Katholische Erwachsenenbildung im Kreis Reutlingen. Die Lehrerin verwundert nachgefragt und dann gemeint: „Ja, das könnte klappen.“ Es hat geklappt. Auch wenn Theresa Schopper schmerzhaft lernen musste, dass man am Gymnasium Aufsätze nicht auf Allgäuerisch schreiben darf, fand sie doch immer wieder Lehrer, die sie unterstützten, wie sie in Reutlingen berichtete. Auch ihre erste politische Bildung erfuhr sie an der Schule und hielt ein Referat darüber, warum die Grünen nicht dauerhaft die Parteienlandschaft prägen würden, heißt es in der Mitteilung der Katholischen Erwachsenenbildung.

Viele ihrer Entscheidungen habe die jugendliche Theresa Schopper pragmatisch gefällt: Ihr Soziologiestudium in München habe sie langweilig gefunden, weil vieles, „was man normal beschreiben kann, in einer Sondersprache“ formuliert wurde. Da sie als „Bafög-Kind“ nicht einfach das Studium wechseln konnte, wählte sie pragmatisch Psychologie und Kriminologie als Nebenfächer. Die junge Studentin fand es dann schade, dass die Grünen bei der Bayerischen Landtagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert waren und beschloss, dass man sich da engagieren müsse – gegen den sauren Regen und für Gerechtigkeit in der Einen Welt. Im Folgenden sei sie einfach weiter hineingerutscht in das Politikgeschäft, sodass sie nach dem Studium ihren ersten Vollzeitjob bei einem Abgeordneten annahm, berichtete sie. Dann wurde sie Fraktionsgeschäftsführerin der Grünen im Bayerischen Landtag und war dort auch Abgeordnete.

Herzensprojekt Sprachförderung

Als sie vor zehn Jahren ins Politikgeschäft in Baden-Württemberg wechselte, habe die Allgäuerin Bedenken gehabt, ob das funktionieren kann, von einer vertrauten Mentalität in eine andere zu wechseln. Es habe funktioniert, vor allem, weil sie den „Realitätssinn der Grünen in Baden-Württemberg so schätzt“, wie sie sagte.

Als ihr aktuelles Herzensprojekt bezeichnete Schopper die Verbesserung der Bildung in Baden-Württemberg, vor allem durch die Sprachförderung im Kindergarten – vor der Schule. Sie setze sich ein für multiprofessionelle Teams an den Schulen und auch dafür, besonders begabte Kinder gut zu fördern. Auf das von ihr nicht favorisierte neunjährige Gymnasium angesprochen, erklärte die Kultusministerin, dass sie pragmatisch mit den Planungen bereits begonnen habe, als sich abzeichnete, dass die Petition genügend Unterstützer bekommen würde. In der neu gewonnenen Zeit solle Raum entstehen für Medien- und Demokratiebildung. Projekte, die der Ministerin sehr wichtig sind, wie ein Ethikunterricht für alle, müssten aus finanziellen Gründen leider auf Eis gelegt werden, berichtete sie.

Qualität und Bildungsgerechtigkeit

Im zweiten Teil des Abends diskutierte die Ministerin mit Landrat Ulrich Fiedler, dem katholischen Dekan Hermann Friedl und dem evangelischen Dekan Marcus Keinath über den Zusammenhang von Kirche und Bildung. Alle drei betonten, dass Bildung schon immer Aufgabe der Kirche war. Der katholische Priester betonte dabei, dass Bildung aus seiner Sicht bedeutet, Menschen als Gottes Ebenbild wahrzunehmen – nicht nur in Institutionen, sondern auch im Alltag. Das könne ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt sein. Der evangelische Kollege ergänzte Martin Luthers Forderung nach allgemeiner Schulbildung für alle. Die Reformation sei auch eine Bildungsbewegung gewesen. Für beide Kirchen betonte er, dass die fehlenden Finanzen der Kirchen, die durch Kirchenaustritte entstünden, das kirchliche Engagement für die frühkindliche Bildung in Gefahr brächten. Hierfür sei eine Refinanzierung wichtig. Auch der Religionsunterricht werde im Kreis Reutlingen oft konfessionsübergreifend erteilt, sodass er ein Beitrag zum Erleben von Vielfalt und schlussendlich auch von Demokratiebildung sei. Alle vier Gesprächsteilnehmer diskutierten leidenschaftlich über Qualität und Bildungsgerechtigkeit und betonten abschließend die Bedeutung einer Bildung für Jung und Alt, die sich als Bildung im Biosphärengebiet versteht.

Den Abend eröffnet hatte Kreissparkassenvorstand Michael Bläsius. Er hob hervor, dass nicht nur der 50. Geburtstag der KEB im Kreis Reutlingen ein Anlass zum Feiern sei, sondern auch die Tatsache, dass an diesem Abend das 130. „Menschen-und-Themen-Gespräch“ stattfand. Aus Anlass dieses Doppeljubiläums umrahmten Maddaus und Band von der Kulturwerkstatt Reutlingen den feierlichen und gehaltvollen Abend mit Rock-Klassikern der vergangenen Jahrzehnte und eigenen Songs, wie es in der Mitteilung abschließend heißt.

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