Als "Ära Hecht-Fluhr" bezeichnete der katholische Friedrichshafener Dekan Bernd Herbinger die Jahre seit 1998, in denen die bisherige Dekanatsreferentin die Geschäftsstelle des Kirchensprengels leitete. In dieser Zeit arbeitete sie ihm und seinen Vorgängern Franz Scheffold und Reinhard Hangst zu, bildete Ehrenamtliche in vielen Bereichen aus und unterstützte Gremien und Einrichtungen des Dekanats.
Bei einer Feierstunde zur Verabschiedung von Christa Hecht-Fluhr in den Ruhestand betonte Herbinger am vergangenen Sonntag in der Kirche St. Petrus Canisius ihre Fähigkeit als Brückenbauerin. Sie konnte unterschiedliche Interessen auf Dekanatsebene mit pragmatischen Lösungen unter einen Hut bringen. Und sie habe die Impulse und Vorgaben der Diözese so auf die örtliche Situation angepasst, dass sie die Basis stärkten und auf fruchtbaren Boden fielen, nannte er ein zweites Beispiel.
Brücken baute die 66-Jährige auch zwischen Glaube und Politik. Seit 2004 sitzt Hecht-Fluhr für Bündnis 90 / Die Grünen im Kreistag und leitete die vergangenen zehn Jahren die Fraktion. Lothar Wölfle, Landrat des Bodenseekreises, warb bei der Feierstunde für diese Verbindung. In seinem Impulsreferat ging er auf das "getrennte Miteinander" von Kirchen und Staat in Deutschland ein. Der Staat garantiere die freie Religionsausübung, die Gesellschaft profitiere aber auch von Religion.
Orientierung für die Gesellschaft aus dem Glauben
Wenn der Lebenssinn in einer dritten Urlaubsreise bestehe, Politiker mit Hassmails überschüttet würden und niemand angefeindete Polizisten in Schutz nehme, "haben wir in der Gesellschaft ein Stück Orientierung verloren", stellte der CDU-Politiker fest. Die Zehn Gebote brächten kurz und knapp auch das Wesentliche des Grundgesetzes auf den Punkt. Hier brauche es noch mehr Vorbilder, die sich wie Christa Hecht-Fluhr pragmatisch, zielorientiert und ausgleichend als Christinnen und Christen in Politik und Gesellschaft engagieren.