Diözese

Profilierter Theologe mit ökumenischer Leidenschaft

Porträtfoto im schwarzen Anzug mit Römerkragen vor orangenem Rollup.

Kardinal Walter Kasper - Foto: Nicolas Schnall / Pressestelle Bistum Augsburg

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart gratuliert ihrem früheren Bischof Kardinal Walter Kasper zu seinem 90. Geburtstag.

„Als Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart hast du tatkräftig vieles angestoßen, was bis heute und über den heutigen Tag hinaus in unserer Diözese wächst und nachhaltig weiterwirkt.“ Mit diesen Worten würdigt Bischof Dr. Gebhard Fürst die Verdienste seines Amtsvorgängers Kardinal Walter Kasper, der am 5. März sein 90. Lebensjahr vollendet. Bevor das Rottenburger Domkapitel den späteren „Ökumene-Minister“ des Papstes im April 1989 zum zehnten Bischof der württembergischen Diözese wählte, lehrte der Professor für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Bischof Fürst bezeichnet ihn als einen der profiliertesten Theologen unserer Zeit.

Beim offiziellen Festakt in Vallendar am Geburtstag des Kardinals vertreten neben Bischof Fürst auch die Weihbischöfe Thomas Maria Renz und Dr. Gerhard Schneider, die Leitende Rechtsdirektorin Dr. Melanie-Katharina Kraus sowie der emeritierte Weihbischof Dr. Johannes Kreidler und der ehemalige Generalvikar Werner Redies die Diözese Rottenburg-Stuttgart. In der Stadt bei Koblenz erforscht und sichert das an die Vinzenz Pallotti University angegliederte Kardinal-Walter-Kasper-Institut die Theologie und das ökumenische Engagement des Jubilars für die kommenden Generationen.

Nachfeiern in Rottenburg und Wangen

Eine Woche später, am Sonntag, 12. März, zelebriert Kardinal Kasper aus Anlass seines Geburtstags zusammen mit Bischof Fürst und Weihbischof Matthäus Karrer um 10.30 Uhr ein Pontifikalamt in der Kirche St. Martin in Wangen im Allgäu mit anschließendem Empfang im Gemeindehaus. Zuvor feiert die Stadt Rottenburg am Neckar ihren Ehrenbürger mit einer Serenade der Bürgerwache am Freitag, 10. März, um 17 Uhr auf dem Marktplatz. Bei der anschließenden Festveranstaltung ausschließlich für geladene Gäste spricht Generalvikar Dr. Clemens Stroppel ein Grußwort der Diözese in Vertretung von Bischof Fürst. Dieser nimmt parallel an der fünften Vollversammlung des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland in Frankfurt teil.

Nach seiner Bischofsweihe am 17. Juni 1989 hat Walter Kasper die Diözese Rottenburg-Stuttgart zehn Jahre geleitet. „Mit richtungsweisenden Entscheidungen und nachhaltigen Impulsen hast du tiefe Spuren in Geschichte und Gegenwart unserer Diözese hinterlassen“, betont Bischof Fürst. Er verweist dabei auf Kaspers Engagement für die Jugend und die Reform der Diözesankurie, aber auch auf Impulse für ein zeitgenössisches Gemeindeleben. 1999 berief Papst Johannes Paul II. Kasper in den Vatikan - zunächst als Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Bevor er 2001 die Präsidentschaft des Rates übernahm, erhob ihn der Papst zum Kardinal.

Verbindung in die schwäbische Heimat

Seither befindet sich der Lebensmittelpunkt Kaspers in Rom. Seine schwäbische Herkunft verleugnete er jedoch nie. Er pflegt bis heute eine enge Verbindung zu seiner Heimat. Am 5. März 1933 in Heidenheim an der Brenz geboren, wuchs Walter Kasper zunächst in Wäschenbeuren bei Göppingen auf. 1946 zog die Familie nach Wangen im Allgäu. Sein Abitur machte der Konviktschüler 1952 in Ehingen. Kasper studierte in Tübingen und München Philosophie und Katholische Theologie. Am 6. April 1957 weihte ihn Bischof Dr. Carl Joseph Leiprecht im Rottenburger Dom zum Priester.

Nach einem Vikarsjahr in der Herz-Jesu-Pfarrei in Stuttgart kam Kasper als Repetent ans Wilhelmsstift in Tübingen. Er promovierte und habilitierte sich an der dortigen Katholisch-Theologischen Fakultät. Mit 31 Jahren begann er als jüngster deutscher ordentlicher Professor seine Lehrtätigkeit im Fach Dogmatik zunächst im westfälischen Münster. 1970 kehrte er in derselben Funktion an die Tübinger Fakultät zurück. In den folgenden knapp 20 Jahren prägte der angesehene Theologe dort Generationen von späteren Priestern, Pastoralreferent:innen und Religionspädagog:innen der württembergischen Diözese sowie wissenschaftlichen Schüler:innen aus aller Welt.

Weitergabe des Glaubens

1985 nahm Kasper als Synodensekretär an der außerordentlichen Bischofssynode in Rom teil. Unter seiner Leitung erarbeitete eine Kommission der Deutschen Bischofskonferenz im Nachgang den ersten Band des Katholischen Erwachsenenkatechismus. Zusammen mit dem volksnahen Bischof Dr. Georg Moser war der Professor auch maßgeblich an der Rottenburg-Stuttgarter Diözesansynode zur Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation in den Jahren 1985 und 1986 beteiligt. Unter dem Leitwort „Die Wahrheit in Liebe tun“ machte es sich Kasper als Bischof zur Aufgabe, seinen in der römischen Synode vertretenen theologischen Ansatz von Kirche als Communio, als Gemeinschaft der Glaubenden, umzusetzen.

Der Gelehrte auf dem Bischofsstuhl bekam durch seine offene und unkomplizierte Art und seine lebendigen Predigten schnell Zugang zu den Menschen. Aufsehen erregte im Juli 1993 der Hirtenbrief, den der Rottenburger Bischof mit seinen Kollegen DDr. Karl Lehmann aus Mainz und Dr. Oskar Saier aus Freiburg verfasste. Sie befürworteten in begründeten Einzelfällen die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. In der Deutschen Bischofskonferenz leitete Kasper die Kommission Weltkirche. Unter seinem Vorsitz entstand unter anderem das Hilfswerk „Renovabis“ als Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa.

Ökumene für die Weltkirche

Kasper pflegte bereits als Professor und als Bischof intensiv den ökumenischen Dialog. Am Reformationstag 1999 setzte er zusammen mit Kardinal Edward Idris Cassidy in Augsburg seine Unterschrift unter die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre mit dem Lutherischen Weltbund - eine seiner ersten großen Aufgaben im Dienste des Vatikan. Möglich war dies durch einen „differenzierten Konsens“, der Gemeinsamkeiten benennt und zugleich die unterschiedlichen Traditionen wahrt. „Aus eigener pastoraler Erfahrung hast du die notwendige ökumenische Leidenschaft in dein hohes Amt mitgenommen“, stellt Bischof Fürst fest. Als „theologischer Außenminister“ des Vatikan lag Kasper auch der Kontakt zu den Ostkirchen am Herzen, wo er unter nicht immer einfachen Bedingungen neue Gesprächsfäden knüpfte.

Erstmals nahm der schwäbische Kardinal 2005 am Konklave teil, das Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst wählte. Da Benedikt XVI. am 28. Februar 2013 wenige Tage vor Kaspers 80. Geburtstag zurücktrat, war dieser auch bei der jüngsten Papstwahl beteiligt, obwohl er bei der Abstimmung selbst die Altersobergrenze bereits überschritten hatte. Kurz bevor sich die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle zurückzogen, erschien Kaspers Buch über die Barmherzigkeit in spanischer Sprache. Ein Exemplar schenkte er Kardinal Jorge Mario Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus. Das neue Kirchenoberhaupt erwähnte das Buch prominent in seinem ersten öffentlichen Angelusgebet auf dem Petersplatz. Die Verbindung der beiden Kirchenmänner blieb eng und das Thema Barmherzigkeit prägt Franziskus' Pontifikat bis heute.

Theologischer Autor und Herausgeber

Den Durchbruch als theologischer Autor schaffte Walter Kasper einst mit „Jesus der Christus“. Dieses theologische Grundlagenwerk machte den jungen Professor 1974 weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. 1982 folgte „Der Gott Jesu Christi“. Den Band über das dritte große Thema „Katholische Kirche“ konnte der Kardinal erst ein Jahr nach seiner 2010 erfolgten Emeritierung vollenden. Trotz seiner Aufgaben und Ämter schrieb Kasper im Laufe seines Lebens unzählige Bücher, Schriften und Aufsätze. Zum bleibenden Schatz seines Wirkens gehört sicher auch die Neuauflage des elfbändigen Lexikons für Theologie und Kirche, das er als Hauptherausgeber in den Jahren 1993 bis 2001 veröffentlichte.

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