Jubiläum

Seit zehn Jahren im verlässlichen Dialog

Zehn-Jahr-Jubiläum des Rats der Religionen Ulm: (von links) Tugba Veli (Vorstandsmitglied Ditib Ulm), Kasim Kocakaplan (Alevitische Gemeinde), Rabbiner Shneur Trebnik (Jüdische Gemeinde), Oberbürgermeister Gunter Czisch, Bürgermeisterin Iris Mann, Dekan Ulrich Kloos (katholische Kirche) und Imam Israfil Polat (Islamische Gemeinde). Foto: DRS/Jerabek

Mit einem Festakt im Rathaus hat der Rat der Religionen Ulm sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Er ist zum Modell geworden für andere Städte.

Oberbürgermeister Gunter Czisch würdigte die „sehr vertrauensvolle, aber auch diskursive Zusammenarbeit" der Religionsgemeinschaften in Ulm. Der Rat der Religionen habe sich in den zehn Jahren seines Bestehens zu einer „sehr gewichtigen Stimme innhalb der Stadtgesellschaft entwickelt". „Wir kommen nicht nur zusammen, um uns zu versichern, dass wir alle Ulmerinnen und Ulmer sind, sondern wir führen auch den Diskurs - einen offenen und zugleich wertschätzenden Diskurs", sagte Czisch. Als Beispiele dafür, wie lebendig der Rat ist, nannte der OB das gemeinsame Gedenken für die Opfer der Coronapandemie 2021 und das Friedensgebet für die Ukraine im Frühjahr.

Dialog auf zwei Ebenen

Dr. Silvan Eppinger, der im Stuttgarter Sozialministerium das Referat für Interkulturelle Angelegenheiten leitet, unterstrich die Vorreiterrolle des Ulmer Rates und erinnerte an ein seit fünf Jahren laufendes Projekt des Sozialministeriums zusammen mit der Stiftung Weltethos, durch das in weiteren Städten und Gemeinden Räte der Religionen ermöglicht werden sollen. Eppinger zufolge besteht das Erfolgsrezept dieser lokalen Räte darin, dass sie nicht nur Foren für das Gespräch zwischen den Kirchen und Religionsgemeinschaften sind, sondern auch das Gespräch fördern zwischen Kirchen und Religionsgemeinschaften einerseits und den Stadt- und Kommunalverwaltungen andererseits.

Religionen stehen solidarisch zusammen

Der Wiblinger Pfarrer Ulrich Kloos, Dekan des katholischen Dekanats Ehingen-Ulm und einer der Sprecher des Rates der Religionen, erinnerte an die vielen Situationen „in diesen zehn Jahren, wo es wichtig war, dass der Rat bzw. die Sprecher des Rates schnell mit einer Stimme sprachen und sich als Religionen nicht auseinanderdividieren ließen, sondern zusammenstanden - solidarisch". Besondere Aufmerksamkeit erfährt die Arbeit des Rates zum Beispiel dann, wenn ein Anschlag auf religiöse Einrichtungen zu beklagen ist. Der ständige und verlässliche Dialog unter den Religionen und mit der Stadt trage zu einer guten Verständigung und einem guten Miteinander bei, sagte Kloos bei dem Festakt, der von der „Combo Communale" abwechslungsreich musikalisch umrahmt wurde.

Wie in einer katholischen Ehe

Dass es nicht immer einfach sei und dass es auch Tage und Themen gebe, die die Mitglieder des Rats „sehr, sehr beschäftigen" und bei denen es manchmal fast auseinander gehe, bekannte Rabbi Shneur Trebnik, der zu den Gründungsmitgliedern des Rats und zu seinem Sprecherkreis gehört. Aber man habe sich von Anfang an dafür entschieden, sich an einem „gewissen katholischen Heiratsmodell" zu orientieren: „Auch wenn die Liebe nicht ganz da ist, soll es aber trotzdem weitergehen", sagte Trebnik. Per Videobotschaft übermittelte auch Dr. Theresa Beilschmidt von der Stiftung Weltethos Glückwünsche zum Jubiläum und erläuterte das Projekt „Lokale Räte der Religionen“, das inzwischen ein Selbstläufer geworden sei.

Blutspendeaktion zum Schluss des Jubiläumsjahres

Bei seiner Gründung im November 2012 war der Ulmer Rat der Religionen einer der ersten seiner Art. Auf Initiative des damaligen katholischen Dekans Matthias Hambücher, heute leitender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest, schlossen sich Ulmer Christen, Muslime und Juden zusammen, um einen Beitrag zur Verständigung und zum friedlichen Zusammenleben der Menschen verschiedener Religionen in Ulm zu leisten. Dies geschieht durch die Mitwirkung bei öffentlichen Veranstaltungen wie bei den „Tagen der Begegnung“, gemeinsame Stellungnahmen, die Förderung religiöser Bildungsarbeit und ein jährliches Treffen aller in Ulm vertretenen Religionen. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres lädt der Rat der Religionen Ulm für den 21. Dezember zu einer multireligiösen Blutspendeaktion ein.

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