Fasnet '21

Rebhuhn, Braten, Fasnetsküchle

Il triomfo del carneval, kolorierter Holzschnitt, Venedig 16. Jh., Kitzingen, Deutsches Fastnachtsmuseum.

Was gibt's am "Schmotzigen" zu Essen?

Der „Schmotzige Donnerstag“ ist an vielen Orten im schwäbisch-alemannischen Raum der Auftakt der Fastnacht! In anderen Teilen Deutschlands heißt er „Weiberfasching“, weil an ihm das Frauenrecht galt. Doch in unserer Region konzentriert sich der Name aufs Essen, denn: „Schmotz“ bedeutete Fett. Am fetten Donnerstag wurde traditionell nochmal geschlachtet und in Fett gebacken, bevor die Fastenzeit begann.

Fleisch in der Fastnacht

In der Fastnacht, der „Nacht vor dem Fasten“, durften nochmal alle Speisen verzehrt werden, die ab dem Aschermittwoch tabu waren. Zunächst war es Brauch, nur am Dienstag vor Fastenbeginn zu feiern und zu schlemmen – mit der Zeit kamen auch die Tage davor dazu. Auf dem Speiseplan stand dann (für die, die es sich leisten konnten) vor allem Fleisch. Besonders das von warmblütigen Tieren, denn Fisch war auch in der Fastenzeit erlaubt. Dadurch entstand der Begriff „Karneval“, der sich vom lateinischen "carnelevare" ableitet, was in etwa "Fleischwegnahme" bedeutet. Für die Metzger begann eine entbehrungsreiche Zeit, denn sie hatten mit Verdienstausfällen zu rechnen. In Nürnberg bekamen sie dafür seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu Fastnacht das Tanzprivileg und führten den sogenannten Metzgertanz auf, bei dem sie sich gegenseitig an Wurstringen festhielten. 

Andere tierische Speisen

Auch auf andere tierische Produkte wie Schmalz, Fett, Butter, Milch, Käse und Eier mussten die Gläubigen verzichten. Um nochmal richtig zu genießen, aber auch um die Lebensmittel nicht verkommen zu lassen, entstanden typische Fastnachtsspeisen. Dazu zählen Krapfen und Fastnachtsküchle, die mit Ei und Fett gebacken werden und heute noch beliebt sind.

„Flüssiges bricht das Fasten nicht“?

Neben tierischen Lebensmitteln war auch Alkohol in der Fastenzeit verboten. Daher wurde vor dem Aschermittwoch häufig noch einmal tief ins Glas geschaut. Vom Alkoholgenuss in der Fastnacht stammt vermutlich die Bezeichnung „Fasching“ ab – dem Ausschank vor dem Fasten. Bier war allerdings eine Ausnahme: Es galt als Grundnahrungsmittel und war daher von dem Verbot ausgenommen. Bereits im Mittelalter brauten Mönche deswegen besonders kalorienhaltige Biersorten, um trotz Fastengebot bei Kräften zu bleiben. Daher beginnt mit der Fastenzeit auch heute noch traditionell die Starkbierzeit.

Anekdote: Wie das Starkbier den Segen der Kirche bekam

Der Legende nach bekamen bayerische Mönche im 17. Jahrhundert Zweifel, ob ihr gehaltvolles Bier nicht gegen das Fastengebot verstoß.
Daher schickten sie ein Fass des Bieres nach Rom, um es den Papst probieren zu lassen und er darüber entscheiden möge. Das Bier wurde auf der wochenlangen Reise über die Alpen kräftig durchgeschüttelt und durch die italienische Sonne immer wieder erwärmt. Was das Kirchenoberhaupt dann erreichte, war ein völlig verdorbenes Gebräu. Der Papst probierte es, lobte dann die Leidensfähigkeit seiner Brüder und gab das Starkbier für die Fastenzeit frei.

Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn

Die Fastnacht war also definitiv eine Zeit der Lebensfreude, der Gemeinschaft und des Genusses. Manchen Zeitgenossen, besonders Protestanten, die keine Fastnacht feierten, erschien sie übermäßig – doch gibt es für alles seine Zeit, wie es Teresa von Avila ausdrückte: „Wenn Fasten, dann Fasten. Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn.“  

Narri, Narro!

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