Drogenprobleme sind nicht unbedingt nur ein Thema für die Großstadt, sondern auch für eine eher ländliche Gegend. Drogenabhängigen dort eine Anlaufstelle zu bieten, darum bemüht sich die Aids- und Drogenseelsorge im Dekanat Schwäbisch Hall mit dem Kontaktladen Point. Den gibt es mittlerweile seit 20 Jahren. Zu verdanken ist das auch viel ehrenamtlichem Einsatz.
Eine Jubiläumsfeier in den Räumlichkeiten des Point würdigte das. „Es ist außergewöhnlich, dass eine Gruppe von Ehrenamtlichen so lange und so kontinuierlich ein Projekt mitträgt“, sagte Diakon Harald Sittart am Rande der Veranstaltung. Zusammen mit Sozialarbeiter Jürgen Vogel gehört er zu den Hauptamtlichen des Teams im Point. Dazu kommen laut Sittart derzeit sechs Ehrenamtliche.
Gespräche und Brötchen
Der Point ist montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Drogenabhängige können dort gebrauchte Spritzen und Nadeln gegen neue tauschen. Das Team – mindestens zwei Personen sind zu den Öffnungszeiten anzutreffen – steht außerdem zu Gesprächen bereit, und es gibt Kaffee und Brötchen. Der Point soll ein zwangloser Treffpunkt sein, wie Sittart erklärte.
Dabei sei er kein Drogenberater, machte der Diakon deutlich: „Meine Aufgabe ist es, die Leute menschlich zu begleiten.“ Rund 30 Besucher:innen nutzen laut Sittart das Angebot in unterschiedlicher Regelmäßigkeit.
Auszeichnung fürs Engagement
Die Idee für den Kontaktladen hatten Ilona Nagel und Wolfram Kaier entwickelt. „Es gab kein niederschwelliges Angebot“, erinnerte Kaier an die Entstehung. Kaier war im Jahr 2000 von der Gefängnisseelsorge zur Drogenseelsorge gewechselt und übernahm dann bis zu seinem Ruhestand die hauptamtliche Verantwortung im Point. Seine Erfahrungen aus der Gefängnisseelsorge hätten ihm in der Drogenseelsorge geholfen, sagte der 71-jährige frühere Pastoralreferent.
Schon vor dem Kontaktladen und dann parallel zu diesem gab es eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Drogensüchtigen. Die Selbsthilfegruppe löste sich nun im vergangenen Sommer auf. Die Mitglieder, die sich mittlerweile über Jahre kennen, wollen sich auf persönlicher Ebene weiter treffen. Nagel war eine der Mütter, um die sich die Selbsthilfegruppe gebildet hatte. Seit den Anfängen engagiert sich Nagel, deren zwei Söhne infolge von Drogenkonsum gestorben sind, besonders stark im Point. Das würdigte Bischof Dr. Gebhard Fürst am vergangenen Sonntag mit der Martinusmedaille. Über die habe sie sich sehr gefreut, sagte Nagel. So wurde im Point mit dem Jubiläum auch diese Würdigung gefeiert.