Die Titel der drei Abende machen die Brisanz der Diskussionsabende deutlich:
Sexueller Missbrauch - Was geschehen ist. Warum das so schlimm ist. Was jetzt getan werden muss. Welche Fragen sich jetzt stellen.
Sexualmoral - Überwindung der Tabuisierung von Sexualität. Aufbau einer ehrlichen Kommunikation in der Kirche. Weg von einer verbotsorientierten, hin zu einer menschenfreundlichen Sexualmoral.
Machtmissbrauch - Beispiele und Ursachen von Machtmissbrauch durch kirchliche Amtsträger (Klerikalismus). Gewaltenteilung: auch in der Kirche? Die Würde der Person: der einzelne Mensch als Subjekt des Glaubens. Notwendige Änderungen im Kirchenrecht.
Die Initiatorin, Diözesanrätin und Erzieherin Gabriele Derling und die Initiatoren, der Religionspädagoge Bernhard Bosold und der Arzt und Psychotherapeut Dr. Stefan Steinert, führten aus ihrer professionellen Sicht in das jeweilige Thema ein. Immer schloss sich eine engagierte und oftmals persönlich betroffene Diskussion in Kleingruppen an: Es kamen alte Menschen, die der mittleren Generation und auch den Jungen erzählen, wie sich das angefühlt hat, unter der rigiden katholischen Sexualmoral der Mutter eine erste Liebe zu erleben – wieviel Gift der strenge Blick der Kirche in den Ehe- und Familienalltag eingetragen hat. Sie erzählen vom Lehrer, vom Pfarrer, der „schon wusste“, welche Eltern sich beschweren, wenn die Strafen „ungewöhnlich hart“ oder „irgendwie seltsam“ waren und welche Eltern dafür keine Kraft und nicht die gesellschaftliche Stellung hatten, so dass die Kinder eher „rangenommen“ wurden. Alle gemeinsam erzählten auch von aktuellen Erfahrungen von Grenzüberschreitung und Machtmissbrauch in der deutschen und in anderen Kirchen und davon, was es bedeutet, selbst neu auf der Suche zu sein nach einem Ort in der Kirche.
Aus den Ergebnissen der drei Abende verfassten die drei Initiatoren Situationsbeschreibungen und Forderungen zu allen drei Themen. Es stellte sich heraus, dass ein viertes Thema die anderen drei wie ein roter Faden durchzog: Die fehlende Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche wurde als vierter Punkt hinzugefügt.
Am 20.2 stellten die Verfasserin und die Verfasser ihr Papier öffentlich zur Diskussion. Einzelne Passagen wurden hervorgehoben, weniges ergänzt.
Schließlich legten die Anwesenden fest, wie mit den zu Papier gebrachten Erfahrungen und Forderungen umgegangen werden soll: Sie sollen als „Rückenwind für den synodalen Weg“ dienen. Dazu werden sie den diözesanen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt. Interessierte sollen die Möglichkeit bekommen sich zu solidarisieren. Daher geht am 2. März eine Petition unter www.openpetition.de online. Der vollständige Text ist ebenfalls ab 2. März auf der Homepage der katholischen Erwachsenenbildung Bildungswerk Kreis Reutlingen e.V. zu finden: www.keb-rt.de.