Die Geschichte, die ein altes Bauwerk erlebt hat, wird manchmal ganz greifbar, zum Beispiel in Form von Zeitungen. So ist bei der Sanierung der Kirche St. Johannes Baptist in Steinbach, einem Stadtteil von Schwäbisch Hall, eine ganze Reihe dieser Druckerzeugnisse aus den 1960er Jahren und früheren Jahrzehnten aufgetaucht. „Jede Ecke, die wir aufgemacht haben, war spannend“, sagt Architekt Werner Schuch. Er begleitet die Arbeiten, die nicht nur einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen, sondern der Kirche auch eine weitere Zukunft eröffnen sollen.
Denn an dem Gotteshaus hatten sich Schäden gezeigt. Insbesondere wölbte sich das Mauerwerk nach außen. Voruntersuchungen sollten den Ursachen wortwörtlich auf den Grund gehen: Der Verdacht stand im Raum, dass die Fundamente oder gar der Fels, auf dem die Kirche steht, die Probleme verursachen könnten. Doch etwas anderes stellte sich heraus: Die Epochenwandel, die die Kirche prägten, wirkten sich auf das Gefüge des Gebäudes aus.
Die Ursprünge der Kirche sind romanischen Stils und reichen ins 11. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1717 barockisierte ein Würzburger Baumeister die Kirche, erklärt Schuch. Das bedeutete, dass insbesondere größere Fenster ins Mauerwerk gebrochen wurden. Wie aus seiner baugeschichtlichen Zusammenstellung hervorgeht, wurden die Fenster 1965 wieder geschlossen, um sie wieder dem romanischen Stil anzunähern.
Dabei wurden die Öffnungen verblendet und einfach mit Schutt aufgefüllt. Das homogene Gefüge des Bauwerks ging so verloren. „Als die Außenfugen geöffnet wurden, stellte sich heraus, dass das Mauerwerk hohl ist“, sagt Schuch.
Daher begann im Jahr 2019 die Sanierung. Das Mauerwerk wurde verspannt und neu mit Mörtel verfüllt, um es zu festigen. Nun gehe es darum, die Kirche optisch und klimatisch ansprechend hinzubekommen. So muss zum Beispiel ein Feuchtigkeitsgleichgewicht geschaffen werden.
Spirituelle Tradition
An der Kirche fließt ein Bach vorbei. Er könnte in weit zurückliegender Vergangenheit eine Rolle als Taufstätte gespielt haben, ist in einer Abhandlung zur Geschichte von Schwäbisch Hall zu lesen. Das verleiht der Kirche eine zusätzliche Bedeutung, zumal sie auch älter als das in der Nachbarschaft liegende Kloster Comburg ist. „Es muss ein spiritueller Ort gewesen sein“, sagt Pastoralreferent Wolfram Rösch. Es gibt Überlegungen, daran anzuknüpfen und die Kirche im Rahmen der Profilentwicklung zu einem spirituellen Zentrum zu gestalten mit einem speziellen Gottesdienst-, Andachts- und Gesprächsangebot. „Man kann auch musikalisch viel machen. Die Akustik ist top“, erklärt Gemeindereferentin Laura Sünder.
Um solche Ideen umsetzen zu können, müssen aber erst einmal zum Beispiel die Bänke verändert werden. Derzeit sind sie sehr eng und lassen nicht viel Gestaltungsspielraum zu.
Nicht nur der Wechsel vom romanischen zum barocken Kunstverständnis hat die Kirche verändert. Auch spätere Zeiten haben ihren stilistischen Fingerabdruck hinterlassen. Schuch sagt: „Jede Generation hat für sich in Anspruch genommen, die Wahrheit zu kennen.“ So kamen in späterer Zeit Bemalungen hinzu. Es gab noch weitere Umgestaltungen. Die gründerzeitlichen Veränderungen wurden 1938 aber wieder weitgehend entfernt. Dafür ist im Chor eine Malerei aus dem Jahr 1934 zu sehen.
Ende des Jahres sollen die Arbeit drinnen abgeschlossen sein. Das Gerüst außen am Schiff und am Turm wird aber wohl noch etwas länger stehen.