Ukraine

"Schockiert schauen wir in die Ukraine"

Brennende Fahrzeuge auf einer Militärbasis in Mariupol nach dem morgendlichen Angriff der russischen Truppen.  Bild: ppicture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evgeniy Maloletka

Brennende Fahrzeuge auf einer Militärbasis in Mariupol nach dem morgendlichen Angriff der russischen Truppen. Bild: ppicture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evgeniy Maloletka

Bischof Dr. Gebhard Fürst ist erschüttert über den Krieg in der Ukraine. Die Diözese gibt sofort 200.000 Euro für Flüchtlingshilfe frei.

In einer aktuellen Erklärung zum Krieg in der Ukraine bittet Bischof Dr. Gebhard Fürst um Gottes Beistand für alle, die Verantwortung tragen und in deren Händen es liegt, das Leid schnell zu beenden und weitere Opfer zu verhindern. „Er leite die Aggressoren zur Umkehr und stärke all jene, die eine friedliche Lösung des Konflikts voranbringen“, schreibt der Bischof und verweist darauf, dass irdischer Friede die Achtung der Menschenrechte, Gerechtigkeit und Freiheit, die Förderung der internationalen Ordnung und die Stärkung des Völkerrechts voraussetze.

Angesichts des russischen Einmarsches in der Ukraine reagierte die Diözese Rottenburg-Stuttgart am heutigen Donnerstag zudem bereits mit der Freigabe von 200.000 Euro für die Flüchtlingshilfe in der Ukraine. 

Unsägliches Leid der Menschen

In der Erklärung des Bischofs heißt es: „Nach Jahrzehnten des Friedens herrscht seit heute wieder Krieg in Europa. Schockiert schauen wir in die Ukraine, die seit dem frühen Morgen der militärischen Invasion Russlands ausgesetzt ist.“ Schon jetzt bedeute die Situation für die Menschen in den Kriegsgebieten unsägliches Leid.

Der Krieg mitten in Europa zeige, wie brüchig der Friede ist. „Unsere Gedanken und Gebete sind heute besonders bei den Menschen in den umkämpften Gebieten in der Ukraine, die in diesem sinnlosen Krieg Leid erfahren oder bereits erfahren haben. Besonders denken wir an die Menschen aller Religionen, die Gott um Frieden bitten – insbesondere an unsere christlichen Glaubensgeschwister der katholischen und orthodoxen Kirche“, schreibt der Bischof. 

Panische Meldung am Morgen aus Lwiw

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart fördert seit rund 30 Jahren Hilfsprojekte in der Ukraine. Die erste Mitteilung, die die Hauptabteilung „Weltkirche“ im Bischöflichen Ordinariat am Donnerstag nach Beginn des russischen Angriffs aus der Ukraine von einem dortigen Kooperationspartner erreichte, kam so bereits um 7.54 Uhr und lautete: „Krieg! Flughafen in Ivano Frankivsk wurde bombiert! Panik!" Gesendet wurde die Mail von einer kirchlichen Mitarbeiterin aus dem Raum Lwiw im äußersten Westen der Ukraine, berichtet Dr. Wolf-Gero Reichert, geschäftsführender Referent der Hauptabteilung Weltkirche. 

Diözese fördert seit Jahren zahlreiche Projekte in der Ukraine 

Um den Umfang der Unterstützung der Ukraine durch die Diözese zu verdeutlichen verweist er darauf, dass allein seit 2012 230 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 4,5 Millionen Euro durch die Hauptabteilung Weltkirche in der Ukraine bewilligt wurden. "Darunter viele Projekte im Bereich erneuerbarer Energien und schöpfungsfreundlicher Kirche", stellt Reichert fest. 17 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 1,4 Millionen Euro seien der Flüchtlingshilfe zugutegekommen. Zudem habe es in diesem Zeitraum drei offizielle Reisen, darunter eine Bischofsreise, in die Ukraine gegeben.

Noch sei vollkommen unklar, welche Auswirkungen der russische Angriff haben wird. Sicher sei jedoch, dass, im Falle einer Besetzung der Ukraine durch russische Truppen, weitere Hilfen auf den eingespielten Wegen unmöglich werden. „Es besteht die Gefahr, dass alles, was in der Ukraine über die Jahre hinweg an Gutem aufgebaut werden konnte, verloren geht", sagt Reichert. 

Unterstützung jetzt umso dringlicher

Aktuell werde mit allen Kräften daran gearbeitet, auf eine zu erwartende große Zahl an Flüchtlingen vorbereitet zu sein, sagt Reichert weiter. Hierzu werde mit Caritas international und Partnerorganisationen in den westlichen Nachbarländern der Ukraine zusammengearbeitet. Eine erste Anfrage nach Flüchtlingshilfe sei bereits aus Polen eingegangen. "Wie wir von Caritas international hören, war die Ukraine in den vergangenen Monaten und Jahren etwas aus dem Fokus der internationalen Hilfen geraten und insofern ist die Unterstützung angesichts der aktuellen Entwicklung jetzt umso dringlicher", stellt Reichert fest.  

Erklärung des Bischofs und Aufruf zum Friedensgebet

Die Erklärung von Bischof Dr. Gebhard Fürst im Wortlaut

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