Knapp drei Tage lang haben sich im Bildungshaus Untermarchtal die katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer der Gymnasien der Diözese Rottenburg-Stuttgart getroffen. Bei der Jahrestagung mit dem Titel „Schöpfung am Ende? Die Klimakrise als Herausforderung für den Religionsunterricht“ setzten sie sich mit den Ursachen und gesellschaftlichen Folgen der Erderhitzung auseinander und suchten gemeinsam nach angemessenen Formen, sie im Religionsunterricht zu thematisieren. Eine wichtige Erkenntnis hierbei: Motivieren ist besser als Desillusionieren.
Chancen aufzeigen
In einem digitalen Einführungsvortrag verdeutlichte Dr. Sebastian Helgenberger vom Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) anhand der neusten Forschungsergebnisse die Dringlichkeit wirksamer Klimaschutzmaßnahmen. Andernfalls erwärme sich die Erde bereits bis zum Jahr 2040 um 1,5 Grad Celsius Die Folge: Kipppunkte würden überschritten und die weitere Erwärmung der Erde mit all ihren Folgen sei nicht mehr zu stoppen. Noch aber gebe es Chancen dazu. Diese aufzuzeigen sei besser, als die Jugendlichen im Unterricht ausschließlich mit Katastrophenszenarien zu lähmen.
Klimakrise als ethisches Problem
Prof. Dr. Markus Vogt von der LMU München nahm in einem weiteren Vortrag die Klimakrise aus der Sicht der christlichen Sozialethik in den Blick. Die Frage nach globaler Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit stelle sich auf Grund des Abstands zwischen Verursachern und Leidtragenden bei der Klimakrise als besonderes ethisches Problem dar. Vogt warnte in diesem Zusammenhang davor, biblische Schöpfungstheologie lediglich als Verstärkung ökologischer Imperative ins Spiel zu bringen. Stattdessen gehe es darum, zu kreativem Weiterdenken anzuregen und das vorhandene Wissen in Wollen und Können zu übersetzen.
Apokalyptische Texte
Den biblischen Blick auf die Thematik vertiefte Prof. Dr. Ruth Scoralick von der Universität Tübingen. Ausgehend von der Beobachtung, dass sich die Rede von der Klimakrise nicht selten einer endzeitlichen Sprache bediene, zeigte sie Zusammenhänge zwischen dem Umgang mit der Klimakatastrophe und alttestamentlichen apokalyptischen Texten auf.
Darüber hinaus erarbeiteten die Teilnehmenden im Rahmen diverser unterrichtspraktischer Workshops unterschiedliche Zugänge und konkrete Ideen, im Religionsunterricht mit der Klimakrise umzugehen. Die inhaltliche Bandbreite reichte von Anregungen aus der Umweltpsychologie über ethische Fragestellungen bis hin zu künstlerischen Umsetzungsmöglichkeiten.
Zukunftsfähiger Religionsunterricht
Neben der Auseinandersetzung mit der Klimakrise bot die Tagung auch die Gelegenheit, im Gespräch mit Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr Möglichkeiten eines zukunfts- und anschlussfähigen Religionsunterrichts zu diskutieren, der für die Jugendlichen Lebensrelevanz besitzt.
Vorbereitet und geleitet wurde die Tagung von der neuen Gymnasialreferentin der Diözese, Gabriele Klingberg, sowie den beiden Schuldekanen Detlev Denner und Dr. Martin Spaeth. Trotz der sich wieder verschärfenden pandemischen Situation überwog bei den Teilnehmenden der Dank für die Möglichkeit echter Begegnung, Bestärkung und Vernetzung, der sich in einem lang anhaltenden Applaus für das Leitungsteam äußerte.