Sechzig Jahre Dienst in der Kirche

Seit 60 Jahren Priester: Pfarrer i.R. Hans Mikusch - hier neben einem Gemälde der Kirche Santo Stefano in Assisi, der er sich besonders verbunden fühlt. Foto: DRS/Jerabek

Zeit für Bilanz und Dankbarkeit: Pfarrer Hans Mikusch blickt auf 60 erfüllte Jahre als Priester zurück.

Sechs Jahrzehnte, weit mehr als ein Berufsleben lang, arbeitet Hans Mikusch dafür, den Menschen Gott und den Glauben näherzubringen und begreifbar zu machen. Und doch weiß er: „Glauben heißt: Die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“ Dieser Gedanke von Karl Rahner (1904-1984) zähle zu den Worten, die „für meinen Glauben richtungsweisend waren und sind.“ Während seines Auswärtssemesters in Innsbruck durfte Mikusch als Student den berühmten Jesuiten hören; Rahner lehrte dort an der theologischen Fakultät des Canisianums und zählte zu den prägenden Köpfen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das am 11. Oktober 1962, nur drei Monate und elf Tage nach der Priesterweihe von Hans Mikusch, begann.

Das Diamantene Priesterjubiläum zu feiern heißt für Mikusch, nicht nur auf den Zeitpunkt der Weihe zu schauen, die er am 1. Juli 1962 auf dem Schönenberg bei Ellwangen durch Bischof Carl Joseph Leiprecht empfing, sondern es heißt auch, Dinge ins Gedächtnis zu rufen und einzuordnen, die ebenfalls 60 Jahre zurückliegen. Dass sein Weihejahrgang ja der Jahrgang des Konzilsbeginns war, jenes historischen kirchlichen Weltereignisses, das die Kirche veränderte – das ist Mikusch bei der Vorbereitung seines Jubiläumsgottesdienstes nochmals richtig in Erinnerung gekommen und bildete den Schwerpunkt seiner Predigt.

Umbau in den Gemeinden

Umbau, Erneuerung, Öffnung – für ihn als jungen Pfarrer bedeuteten die vom Konzil angeregten Veränderungen sehr viel Arbeit, sagt Hans Mikusch: Vortritt für die Muttersprache in der Liturgie, Verlegung der Sakramentenpastoral von Erstkommunion und Firmung vom schulischen Religionsunterricht in die Pfarrgemeinden und Familien, intensive ökumenische Arbeit, die Arbeit im Kirchengemeinderat. Weil es anfangs an neuen Büchern mangelte und damals noch keine Kopiergeräte zur Verfügung standen, habe man eine Vielzahl von neuen Druckmaterialien von Hand abschreiben oder per Bleimatrize vervielfältigen müssen, erinnert er sich.

Seine erste Pfarrstelle trat Hans Mikusch 1970 in Giengen an der Brenz an. Zuvor war er als Vikar in Stuttgart-Bad Cannstatt (ab 1962) und in Rottenburg (ab 1964) sowie Kaplan in Heidenheim (ab 1967) im Einsatz gewesen. Nach
seiner Zeit in Giengen war Mikusch Pfarrer in Fischbach bei Friedrichshafen (ab 1976) und in Leinfelden-Echterdingen (ab 1988).

Auch im Ruhestand Hunderte Messen zelebriert

Von November 2003 bis Mai 2006 wirkte Hans Mikusch als Pfarrvikar in der Seelsorgeeinheit Iller-Weihung und übernahm Aufgaben im Dekanat Ulm. Und auch im Ruhestand, den der 1936 im Sudetenland geborene Priesterjubilar im Ulmer Stadtteil Gögglingen-Donaustetten verbringt, hat Mikusch noch 480 Sonn- und Feiertagsgottesdienste mit Predigt übernommen; den letzten im Januar 2017 – seine Beine versagen zunehmend den Dienst.

Zur kleinen persönlichen Statistik gehören auch die 58 Gemeindefahrten, die Hans Mikusch als Pfarrer leitete und die ihm als eine Form der Erwachsenenbildung immer am Herzen lagen. Städtereisen in Deutschland, aber auch viele Auslandsfahrten waren dabei, etwa nach Italien, Griechenland und sechsmal ins Heilige Land, aber auch nach China und bis ans Nordkap. Am liebsten sei ihm Assisi gewesen, das er elfmal mit einer Gruppe besuchte, erzählt Mikusch. Die Fahrten hätten sich auch als eine gute Form der Ökumene herausgestellt, weil sie Begegnungen und Kennenlernen ermöglicht und oft lange nachgewirkt haben.

„Deo gratias"

„Miteinander unterwegs zu sein war schön", sagt Hans Mikusch zufrieden. Das gilt auch für die zahlreichen Wochenendfreizeiten, die er als Kaplan und Pfarrer auf Burg Wildenstein sowie auf der Marienburg in Niederalfingen anbot – für Kinder und Jugendliche verschiedener Altersstufen ebenso wie für ganze Familien.

Zahlreiche Weggefährten aus verschiedenen Orten seines Wirkens kamen zum Jubiläum von Hans Mikusch nach Donaustetten angereist. Der Dank an sie und ein „Deo gratias" standen am Ende des Gottesdienstes. Und für die „Lebensstrecke, die noch vor uns liegt“, hat der Jubilar wieder ein Rahnerwort parat: „Dass der absolute, unendliche, heilige, unendlich gute Gott sich selber mir als meine Zukunft verheißen hat, weiß ich durch die Botschaft des Christentums. Das nehme ich Jesus ab. Deshalb habe ich eine gute, eine unbedingte Hoffnung, die natürlich, solange ich hier unten bin und schlechte Erfahrungen mache mit meinem Leben, immer auch eine angefochtene Hoffnung ist. Das ist selbstverständlich. Aber ich halte eisern – wenn ich es so sagen kann – bis in die Nacht des Todes daran fest: Es gibt ein ewiges Licht, das mir leuchten wird.“

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