Wallfahrt

Segen für Ross und Reiter

Heilig-Kreuz-Fest in Ulm-Wiblingen (von links): Pfarrvikar Pater Laurent Mtaroni, Vikar Michael Schönball und Offizial Domkapitular Thomas Weißhaar beim Gottesdienst. Foto: Ungerer

Mit einer Reiterprozession und Reitersegnung hat der Ulmer Süden das Heilig-Kreuz-Fest begangen. Die Heilig-Kreuz-Reliquie ist der bedeutendste Schatz der Wiblinger Basilika.

Das Kreuz zu verehren, das auf die Erlösung der Menschen durch Jesus Christus verweist, steht im Mittelpunkt des Heilig-Kreuz-Festes. Mit der Reiterprozession zwischen den Gemeinden Hl. Kreuz Gögglingen und St. Martin Wiblingen, in denen Kreuzpartikel verwahrt werden, kleidet die Seelsorgeeinheit Ulm-Basilika das Fest in ein feierliches Gewand und gibt der Wiblinger Wallfahrtstradition neue Impulse.

Knapp 70 Reiterinnen und Reiter sowohl aus Ulm und Umgebung als auch aus Weißenau bei Ravensburg legten den etwa fünf Kilometer langen Weg zwischen den beiden Ulmer Stadtteilen bei Kaiserwetter zurück. In schwarzer Festtagskleidung, die Männer mit Zylinder, weißer Schärpe und Fliege, ritten sie auf ihren herausgeputzten Pferden in den Wiblinger Klosterhof ein. Etliche jugendliche Reiterinnen und Reiter strahlten auf ihren Ponys mit der Sonne um die Wette. Die Historische Bürgerwehr Dietenheim, eine dem kirchlichen und kulturellen Leben dienende Garde, war mit einer Fahnenabordnung dabei.

Kreuz verbindet Seelsorgeeinheit

Ein erster Höhepunkt war für die Teilnehmer die Segnung von Ross und Reiter mit den Kreuzreliquien. Seit der Schenkung der Partikel Ende des 11. Jahrhunderts wird das Kreuz in Wiblingen besonders verehrt. Die Stifter des Klosters, die Grafen von Kirchberg, die einst zwölf Benediktinermönche aus St. Blasien holten, vermachten ihm auch den kostbaren Kreuzpartikel. Der in Gögglingen verwahrte Partikel ist ein Teil der Wiblinger Heilig-Kreuz-Reliquie.Er wurde 1803 vom Wiblinger Abt Ulrich IV. in einer feierlichen Prozession mit einem Vierspänner nach Gögglingen gebracht. In der heuer zum dritten Mal gestalteten Reiterprozession werden diese Partikel des Kreuzes Jesu in Wiblingen zusammengebracht – symbolisch auch als das verbindende Element der Gemeinden der Seelsorgeeinheit Ulm-Basilika, die das Doppelkreuz in ihrem Logo führt.

„Als Pfarrer erlebe ich, dass viele Menschen hier im Gebet vor dem Kreuz Kraft finden und das seit mehr als 900 Jahren“, sagt der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit, Dekan Ulrich Kloos. „Ja, diese Kirche ist ein Kraftort, zu dem auch heute viele Menschen strömen.“ Vor diesem Hintergrund sei es ihm wichtig gewesen, dieses Fest trotz Corona und „wohlbemerkt unter Coronabedingungen“ zu begehen.

Für den Dekan selbst wurde es am Festtag coronabedingt richtig spannend: Denn er wartete auf das Testergebnis seines Abstrichs, weil er sich auf der Kontaktliste einer infizierten Person befand, die er zehn Tage zuvor getroffen hatte. Da das Testergebnis zu Beginn der Reitersegnung noch nicht da war, begrüßte er vom Fenster seines Pfarrhauses Reiter und versammelte Gemeinde im Klosterhof. Kurz nach Beginn des Festgottesdienstes kam dann die erlösende Nachricht, dass der Test negativ sei, so dass Dekan Kloos doch noch mitfeiern konnte.

Aufruf zur Wachsamkeit

Der Rottenburger Offizial und Domkapitular Thomas Weißhaar warb in der Predigt dafür, die Heilig-Kreuz-Reliquie nicht nur historisch zu bestaunen, sondern auch als Aufruf oder Mahnung in der heutigen Zeit wahrzunehmen. Der Kreuzpartikel „war und ist für mich nicht nur ein frommer Gegenstand, sondern auch ein Aufruf zur Wachsamkeit: Als Christinnen und Christen heute Position zu beziehen, wo Menschen zu Opfern werden, wo heute Grenzen des Sagbaren verschoben werden, wo offen oder versteckt versucht wird, Gräben aufzureißen“, so Weißhaar. Der Rottenburger Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll habe vorgelebt, was es heißt, für den Glauben einzustehen, und habe dafür das Kreuz der Verbannung getragen, sagte Weißhaar, der Bischöflicher Beauftragter für das Seligsprechungsverfahren von Bischof Sproll ist.

Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst von einem Männerdoppelquartett unter der Leitung von Wolfgang Tress mit Musik aus Wiblinger Handschriften.

Stichwort: Reiter- und Pferdesegnung

Die Reiter- und Pferdesegnung knüpft an eine alte Tradition an: Als Pferde noch unverzichtbare Helfer in der Landwirtschaft waren, stellten ihre Besitzer sie auch unter den besonderen Schutz Gottes. Heute erinnert die Segnung der Tiere an die Verantwortung des Menschen für seine Mitgeschöpfe und bringt den Dank für die Schönheit der Schöpfung zum Ausdruck. Reiter erbitten den Segen für ihr anspruchsvolles Hobby.

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