Drei kräftige Klopfer mit dem Bischofsstab – und die Tür zum neuen Gotteshaus ward aufgetan… In St. Johannes Maria Vianney in Stuttgart-Mönchfeld ist Dr. Gebhard Fürst am Sonntagmorgen einer Pflicht nachgekommen, die alles andere als alltäglich ist in diesen Zeiten: die Weihe einer Kirche. Vier Jahre nach Abriss der Anfang der sechziger Jahre errichteten Kirche St. Johannes Maria Vianney haben die Katholikinnen und Katholiken im äußersten Norden der Landeshauptstadt nach längerer Wanderschaft wieder eine eigene Heimstätte.
Von alt zu neu
„Dies ist ein Tag der Freude heute!“ sagte Bischof Gebhard bei seiner Predigt. Im neuen Gotteshaus sei so manches Element des alten zu entdecken. Der Jesus am Kreuz, die Marienstatue und der Tabernakel zum Beispiel wurden in die neue Kirche integriert. Neu ist das Lichtkreuz, das in die Wand eingebaut worden ist und vor dem der Gekreuzigte seinen Platz gefunden hat – erleuchtet durch das einfallende Licht. Die Bänke aus der alten Kirche finden sich in den neu gestalteten liturgischen Orten, in Altar, Ambo und Taufbecken, wo sich Schwarzstahl und das Holz auf ungewöhnliche Weise mischen. Die Transformation von alt zu neu war eines der Kernthemen des Stuttgarter Architekturbüros a+r, das den Architekturwettbewerb für die Kirche und auch den Kunstwettbewerb für die Gestaltung der liturgischen Orte gewonnen und das den Neubau sowohl der Kirche als auch der umliegenden Neubauten begleitet hat.
Fast vier Jahre lang war die Gemeinde St. Maria Vianney auf die Gastfreundschaft der evangelischen Kirche und des Caritas-Pflegeheims St. Ulrich angewiesen, jetzt kehrt sie wieder in eigene Räume zurück, die weit ins Quartier hinein geöffnet werden sollen. Die neue Kirche mit ihren 120 Sitzplätzen und die integrierten Gemeinderäume fallen deutlich kleiner aus als die alten. Für die Gemeinde aber ist die Reduzierung genau richtig: "Wir sind weniger Katholikinnen und Katholiken in Mönchfeld, in der kleineren Kirche erleben wir Gemeinschaft wieder ganz anders. Und die neuen Gemeinderäume geben uns viele Möglichkeiten", so Martina Siegl, Gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderates.
Quartiersentwicklung mit sozialen Einrichtungen
Mit der Kirche neu errichtet wurden in unmittelbarer Nachbarschaft drei weitere Gebäude, in denen Seniorenwohnungen, eine Sozialstation und die Kindertagesstätte der Gemeinde St. Johannes Maria Vianney untergekommen sind. Für Bischof Dr. Gebhard Fürst steht eine solche Quartiersentwicklung – nicht die einzige dieser Art in der Diözese in jüngster Zeit – auch für ein verändertes Verständnis von Kirche. Diese sei nicht nur ein Haus aus Stein, sondern „immer Gemeinschaft mit Jesus Christus als Mitte und Ziel“.
Die Senioren im neuen Quartier konnten bereits im April einziehen, die Kinder der Kita im Mai. Möglich geworden ist die Neugestaltung des Areals durch eine enge Kooperation von Gemeinde, katholischem Stadtdekanat, Caritas Stiftung Stuttgart und der Grötzinger Stiftung. Die Baukosten alleine für die Kirche lagen bei 3,9 Millionen Euro.
Im Gottesdienst mit Oberbürgermeister Frank Nopper als Gast, dem Stuttgarter Stadtdekan Dr. Christian Hermes, Ludwig-Frank Mattes als Leitendem Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgarter Madonna sowie einer Reihe weiterer Priester war zum ersten Mal auch die neue Orgel zu hören, welche St. Johannes Maria Vianney von einer bayrischen Gemeinde gebraucht erworben hat und die ein Orgelbauer an die örtlichen Verhältnisse angepasst hat. Für die festliche musikalische Begleitung sorgten Kirchenchor und Freunde St. Johannes Maria Vianney gemeinsam mit einer Vielzahl von Solisten.
Im Anschluss an die live im Internet gestreamte und ins Pflegeheim St. Ulrich übertragene Kirchweihe lud die Gemeinde zusammen mit anderen Einrichtungen aus dem Stadtteil zu einem offenen Quartiersfest den ganzen Nachmittag über auf den Mönchfeldplatz.