Zum wechselseitigen Verhältnis von Prävention sexualisierter Gewalt zu Sexualerziehung und -bildung hat die Bundeskonferenz der Präventionsbeauftragten der deutschen (Erz-)Bistümer zum ersten Mal ein Positionspapier erarbeitet und einstimmig am 20. Januar 2021 verabschiedet. Es wurde bereits intern dem Forum „Leben in gelingenden Beziehungen. Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ des Synodalen Weges vorgelegt und wird in dessen Beratungen einfließen. Das hat der Arbeitskreis sexuelle Bildung der Bundeskonferenz der diözesanen Präventionsbeauftragten Anfang April mitgeteilt, in dem auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart mitarbeitet.
In der Pressemitteilung heißt es: Wie sich die Prävention sexualisierter Gewalt und sexuelle Bildung zueinander verhalten, beschäftigt seit Längerem sowohl die Wissenschaft als auch die Praktikerinnen und Praktiker beider Disziplinen. In die aktuellen Diskussionen möchte sich die Bundeskonferenz der Präventionsbeauftragten nun einbringen. Mit Blick auf die katholische Kirche wurde oft der Mangel an qualifizierter Sexualpädagogik in vielen ihrer Einrichtungen kritisiert. Fachleute bewerten dies als Risikofaktor für die Entstehung sexualisierter Gewalt.
Schnittstelle von Prävention und sexueller Bildung herausgearbeitet
Ausgangspunkt ist für die Beauftragten die überarbeitete Rahmenordnung zur Prävention sexualisierter Gewalt, die die deutschen Bischöfe 2019 verabschiedet haben. Die Rahmenordnung sieht vor, dass alle pädagogischen Einrichtungen eine Sexualpädagogik vermitteln sollen, die Selbstbestimmung und Selbstschutz stärkt. Zudem wird sexuelle Bildung als wichtiges Schnittstellenthema beschrieben.
Inhaltlich formuliert das Positionspapier unter anderem zentrale Annahmen zu Sexualität, Gewalt und Macht, identifiziert gemeinsame Themen von Präventionsarbeit und sexueller Bildung und zieht daraus Konsequenzen für die Präventionsarbeit.
„Wir haben die Schnittstelle von Prävention und sexueller Bildung herausgearbeitet“, sagt Ann-Kathrin Kahle vom Arbeitskreis der Bundeskonferenz Prävention, in dem das Positionspapier erarbeitet wurde. „Damit beschreiben wir das Zusammenspiel beider Fachbereiche, wovon wiederum beide profitieren sollen.“ Prävention könne nicht auf Elemente der sexuellen Bildung verzichten, wenn sie ihrem ganzheitlichen Anspruch genügen wolle: „Denn erfolgreiche Prävention muss das Recht auf Sexualität und auf Schutz vor sexualisierter Gewalt gleichermaßen beinhalten.“
Bischof Dr. Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, begrüßt das Anliegen, eine vertiefte Debatte zum Verhältnis von sexueller Bildung und Präventionsarbeit anzuregen: „Seit über zehn Jahren engagiert sich die katholische Kirche in Deutschland intensiv in der Prävention gegen sexuelle Gewalt. Ich bin froh, dass die Präventionsbeauftragten der Bistümer mit diesem Papier auf die wichtige Verbindung von
Präventionsarbeit und sexueller Bildung hinweisen und erhoffe mir von der weiteren Beschäftigung mit dem Thema wichtige Erkenntnisse.“