Aufgrund von Armut sind Kinder in ihren Bildungschancen gravierend benachteiligt, und dieser Nachteil hat sich durch den Shutdown im Zuge von Covid-19 verstärkt. Zeitgleich mit den Abiturprüfungen macht die Initiative "Mach dich stark" mit der Facebook-Aktion „Starkmacher-Hand“ darauf aufmerksam, dass diejenigen Kinder und Jugendliche, die vor der Corona-Krise schon im Abseits standen, derzeit noch massiver abgehängt werden.
Eine Starkmacher-Hand heißt: Ein Finger einer Hand wird durch rotes Anmalen oder Bekleben besonders hervorgehoben. Dieser steht sinnbildlich für jedes 5. Kind, das in Baden-Württemberg von Armut betroffen ist. Als Solidaritätsaktion lädt die Initiative dazu ein, diese Starkmacher-Hand in den eigenen Social Media-Kanälen zu veröffentlichen und so auch die eigene Hand gegen Kinderarmut zu erheben.
Um Mitstreiter im Kampf gegen Kinderarmut im Südwesten zu vereinen, hat die Caritas Rottenburg-Stuttgart die Initiative "Mach dich stark" ins Leben gerufen. Sie fordert eine landespolitische Antwort auf die weiteren Benachteiligungen junger Menschen durch die Corona-Krise, sowie auf das strukturelle Problem der Bildungsungerechtigkeit.
„Die Schließung von Schulen und Kitas hat die bereits bestehenden Ungleichheiten massiv verstärkt“, so Kim Hartmann, Koordinatorin von "Mach dich stark". Sie betont: „In der Krise wird offenkundig, was man aber schon immer wusste: Die Herkunft entscheidet über die Chancen der Kinder.“
Laut den Organisationen der Initiative fehlt es sozial benachteiligten Familien nicht nur an der notwendigen digitalen Infrastruktur für das Homeschooling. Auch die räumliche Enge in oft zu kleinen Wohnungen und familiäre Konflikte beeinträchtigten das Lernen.
Viele Eltern könnten ihre Kinder zuhause kaum bis gar nicht unterstützen oder motivieren. Ihnen fehle es durch die berufliche Situation an Zeit oder sie seien aufgrund der eigenen Bildungsbiografie überfordert. Gerade der Präsenzunterricht in den Schulen sei deswegen so wichtig, weil Schule nicht nur Bildung vermittle. Sie übernehme für Schüler auch eine externe Versorgungsstruktur, etwa durch das kostenfreie Mittagessen.
Zudem habe die Schule eine wichtige Schutzfunktion: Für viele dieser jungen Menschen sei sie ein Ort der Sicherheit und Unterstützung durch Freunde und pädagogische Fachkräfte.
Neben dem angestoßenen Präsenzunterreicht wird es auch weiterhin Homeschooling geben. Die Initiative "Mach dich stark" betont die Notwendigkeit von verbindlichen Mindestanforderungen, die Homeschooling erfüllen müsse. Eine landesweit konkrete Verständigung darüber sei notwendig, wie sozial benachteiligte Kinder einen besseren Zugang zu den Lerninhalten bekommen.
Die Ankündigung, dass das Kultusministerium in den Sommerferien freiwillige Lern- und Förderangebote macht, reiche hier nicht aus. Mit der zu begrüßenden Investition in technische Grundausstattung sei es nicht getan – benachteiligte Kinder bräuchten dringend konkrete Ansprechpartner, die sie beim Homeschooling begleiteten.