Weihe

Sie soll die Barockglocken entlasten

KGR-Vorsitzende steht mit dem Hammer neben der Glocke.

Tanja Stebel (l.), gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats, schlägt im Beisein des stellvertretenden Dekans Reinhold Hübschle und von Pfarrer Dr. Matthias Hammele (v.r.) die neu geweihte Glocke erstmals an - Foto DRS/Waggershauser

Roggenzell bei Wangen im Allgäu feiert die Weihe der neuen Faustin-Mennel-Glocke in Erinnerung an den Ordensgründer aus dem Dorf.

Tanja Stebel vom Kirchengemeinderat schlägt mit einem Gummihammer die neue Glocke kräftig an. Dann eine Minute nur Klang, ansonsten andächtige Stille. Gemeindemitglieder aus Roggenzell, Schwarzenbach und der ganzen Seelsorgeeinheit „An der Argen“ sowie die Abordnungen der örtlichen Vereine haben auf diesen einen Moment bei der feierlichen Glockenweihe am Sonntagmorgen gewartet. Bald werden die Dorfbewohner:innen das 160 Kilogramm schwere Instrument aus Bronze mehrmals täglich zu hören bekommen. Es soll beim Gebetsläuten die vier historischen Glocken entlasten, die schon deutliche Gebrauchsspuren aufweisen.

Als Inschrift trägt die Glocke „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“, ein Vers aus dem letzten Kapitel des Markusevangeliums. Der Ravensburger Pfarrer Reinhold Hübschle, stellvertretender Dekan des Dekanats Allgäu-Oberschwaben, bezieht die Bibelstelle in seiner Predigt zunächst auf Faustin Mennel, dem die neue Glocke gewidmet ist. Dieser stammt aus der Kirchengemeinde Roggenzell und gründete 1854 das Kloster Bonlanden bei Berkheim. „Faustin Mennel hat das Evangelium in der Hilfe für die Schwachen und Bedürftigen umgesetzt“, erklärt Hübschle.

Das Evangelium lautstark verkündigen

Damit die Botschaft Jesu von der Menschenfreundlichkeit Gottes heute lautstark bei den Menschen ankomme, genüge eine Glocke oder eine neue Kirche - wie im benachbarten Scharzenbach - nicht. „Praktizieren Sie diese Botschaft in Ihrem engsten Umkreis“, fordert der stellvertretende Dekan die Mitfeiernden auf. Dann spricht er ein Gebet und besprengt die vor dem Altar an einem Lastenkran hängende und mit Efeu und Blumen geschmückte Glocke mit Weihwasser. Anschließend inzensiert er das Instrument aus der Glockengießerei Perner in Passau mit Weihrauch und salbt es an vier Stellen mit Chrisam. In seinen 43 Priesterjahren sei dies seine erste Glockenweihe, gesteht Hübschle.

Der Kirchturm von St. Gallus ist derzeit eingerüstet. Er und der Glockenstuhl, der gerade instandgesetzt wird, sind deutlich älter, während die heutige Kirche erst 1839/40 erbaut wurde. Wann die neue Glocke und ihre sanierten barocken Kolleginnen - zwischen 1613 und 1737 in Lindau gegossen - dort wieder einziehen können, sei noch nicht ganz klar, sagt Ortspfarrer Dr. Matthias Hammele am Ende des Gottesdienstes. Neben allen, die das Fest der Glockenweihe vorbereitet und mitgestaltet haben, dankt der Pfarrer besonders den Spender:innen. Die Kosten der neuen Glocke beliefen sich auf 45.000 Euro. „Die Hälfte ist bereits beieinander“, verkündet er.

Besser als ins Museum

Die Idee von der Entlastungsglocke hatte der diözesane Glockensachverständige Roman Schmid. Dadurch könnten sich die historischen Glocken aufs Zusammenläuten bei Gottesdiensten beschränken, erklärt Hammele. „Das ist viel besser, als wenn die alten ins Museum gekommen wären“, stellt der Pfarrer fest. Er hebt in diesem Zusammenhang auch die Beharrlichkeit des Kirchengemeinderats hervor, hätten sie doch im Laufe des mehrjährigen Projekts immer wieder Knüppel zwischen die Beine bekommen und hätten sich für die Anschaffung rechtfertigen müssen.

Während die Kinder nach dem Segen die neue Glocke berühren und ihren Klang testen, beantwortet Glockenexperte Schmid geduldig die Fragen der Erwachsenen. Dass das Geläut ursprünglich aus fünf Glocken bestand, zeige schon das freie Gefach im Turm. „Ich habe nicht rausgekriegt, ob es im ersten oder im zweiten Weltkrieg war, als die Glocke verlustig gegangen ist“, räumt Schmid ein. Denn in beiden Fällen seien die Glocken für militärische Zwecke von Turm geholt worden - und bis auf eine alle zurückgekehrt. Die Barockglocken seien reich verziert. „Ich kann Ihnen nur empfehlen, nach der Renovierung mal auf den Glockenstuhl zu steigen“, sagt der Fachmann. „Das sind wunderschöne Instrumente.“

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