Tanja Stebel vom Kirchengemeinderat schlägt mit einem Gummihammer die neue Glocke kräftig an. Dann eine Minute nur Klang, ansonsten andächtige Stille. Gemeindemitglieder aus Roggenzell, Schwarzenbach und der ganzen Seelsorgeeinheit „An der Argen“ sowie die Abordnungen der örtlichen Vereine haben auf diesen einen Moment bei der feierlichen Glockenweihe am Sonntagmorgen gewartet. Bald werden die Dorfbewohner:innen das 160 Kilogramm schwere Instrument aus Bronze mehrmals täglich zu hören bekommen. Es soll beim Gebetsläuten die vier historischen Glocken entlasten, die schon deutliche Gebrauchsspuren aufweisen.
Als Inschrift trägt die Glocke „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“, ein Vers aus dem letzten Kapitel des Markusevangeliums. Der Ravensburger Pfarrer Reinhold Hübschle, stellvertretender Dekan des Dekanats Allgäu-Oberschwaben, bezieht die Bibelstelle in seiner Predigt zunächst auf Faustin Mennel, dem die neue Glocke gewidmet ist. Dieser stammt aus der Kirchengemeinde Roggenzell und gründete 1854 das Kloster Bonlanden bei Berkheim. „Faustin Mennel hat das Evangelium in der Hilfe für die Schwachen und Bedürftigen umgesetzt“, erklärt Hübschle.
Das Evangelium lautstark verkündigen
Damit die Botschaft Jesu von der Menschenfreundlichkeit Gottes heute lautstark bei den Menschen ankomme, genüge eine Glocke oder eine neue Kirche - wie im benachbarten Scharzenbach - nicht. „Praktizieren Sie diese Botschaft in Ihrem engsten Umkreis“, fordert der stellvertretende Dekan die Mitfeiernden auf. Dann spricht er ein Gebet und besprengt die vor dem Altar an einem Lastenkran hängende und mit Efeu und Blumen geschmückte Glocke mit Weihwasser. Anschließend inzensiert er das Instrument aus der Glockengießerei Perner in Passau mit Weihrauch und salbt es an vier Stellen mit Chrisam. In seinen 43 Priesterjahren sei dies seine erste Glockenweihe, gesteht Hübschle.