In der Domkirche St. Eberhardt in Stuttgart sind an diesem verregneten Freitagmorgen ungewöhnlich viele Menschen in Polizeiuniform sowie Ehrengäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche. Sie sind gekommen, um dem Wortgottesdienst beizuwohnen, den heute Weihbischof Matthäus Karrer zelebriert. Konzelebranten sind der ehemalige Landespolizeidekan Pfarrer Bernhard Metz sowie Landespolizeidekan Diakon Dr. Hubert Liebhardt, der während des Gottesdienstes neu in sein Amt eingesetzt wird.
An Orte gehen, wo man Seelsorge nicht erwartet
In seiner Predigt ging Weihbischof Matthäus Karrer auf die enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und Seelsorge. Die Aufgaben des Polizeiseelsorgers vergleicht er mit den Aufgaben eines Hirten. „Es ist immer wieder eine Herausforderung, sich den verschiedenen Situationen zu stellen und sich auf die Bedürfnisse der Polizeikollegen einzulassen.“ Von ihren Einsätzen gezeichnet, sehnten sich die Polizeibeamten nach Ruhe, denn, egal, wie erschöpft sie seien, käme gleich wieder die nächste fordernde Situation. „Auch das ist eine Realität aus dem Polizeialltag,“ so Weihbischof Karrer. Sowie Jesus schickten auch die Polizeiseelsorger niemand fort. „Sie zeigen Präsenz und bringen immer ein gutes Wort mit.“ Das Hirtenbild erklärt Weihbischof Karrer mit der Aussage eines Hirten aus der Alb, mit dem er sich einst austauschte: „Ohne meine eigene Ruhe und Gelassenheit, könnte ich diesen Job nicht machen!“
Polizeiseelsorge lebt von ökumenischer Kollegialität
In Dankbarkeit nahm Diakon Dr. Liebhardt den Segen Karrers und das neue Amt als Landespolizeidekan an. Er begrüßte seine Gäste mit den Worten: „Die Polizeiseelsorge in Baden-Württemberg lebt von unserer ökumenischen Kollegialität im Verbund der vier großen Kirchen. So freut es mich, dass Ihr, liebe Polizeiseelsorgekolleg:innen gekommen seid.“ Der Erfolg der guten Zusammenarbeit sei etwas Besonderes: „Wir sind in Baden-Württemberg in der glücklichen Lage, dass wir uns als vier Kirchen sehr gut abstimmen und als Landesarbeitsgemeinschaft agieren. So ist das Amt des katholischen Landespolizeidekans eingebettet in diese Struktur und das ist gut so.“
Ehrengäste aus Politik, Gesellschaft, Kirche und Polizei
Nach dem Gottesdienst lud der neue Landespolizeidekan seine Gäste zum Stehempfang in den Eugen-Bolz-Saal im Haus der Katholischen Kirche ein - unter ihnen Landespolizeipräsidentin Dr. Stefanie Hinz und Landeskriminaldirektorin Sandra Zarges, Personalleiterin Anke Ströbele, Landespolizeidirektor Martin Feigl sowie zahlreiche Präsident:innen der Polizeipräsidien aus dem Gebiet der Diözese, Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft Kirchliche Arbeit in der Polizei, Psychosoziale Berater der Präsidien Ulm, Konstanz, Rottenburg und Ravensburg sowie Mitglieder des kirchlich-katholischen Kollegiums.
Polizeidekan Georg Hug begrüßte die Gäste und erklärte, den Wechsel innerhalb der Polizeiseelsorge, der nun turnusmäßig nach zehn Jahren von Pfarrer Bernhard Metz an Diakon Dr. Hubert Liebhardt ginge. Selbstverständlich sei der Vorgänger nach wie vor Polizeidekan in der Polizeiseelsorge im Erzbistum Freiburg.
Unabhängig. Vertraulich. Professionell.
In seinem Grußwort lobte Weihbischof Matthäus Karrer die gewachsene, langjährige Tradition der guten ökumenischen Zusammenarbeit und überbrachte dem scheidenden und dem neuen Landespolizeidekanen und Gästen den Gruß des Diözesanadministrators Dr. Clemens Stroppel. In freier Rede ging Karrer auf das aktuelle Grundlagenpapier zur Polizeiseelsorge ein mit den drei Überschriften „Unabhängig. Vertraulich. Professionell., die für Polizei und Seelsorge gelte: „Es ist ihre Aufgabe, sich unabhängig, professionell und vertraulich zu den Menschen zu stellen, die diesen Dienst tun, sie zu begleiten und mit ihnen den Blick auf menschliche Abgründe und Grenzerfahrungen auszuhalten. Polizeidekane suchen mit ihnen im konstruktiven Dialog nach Antworten auf die Fragen, die die Spannungsfelder des beruflichen Alltags für Polizeibeamt:innen aufwerfen und geben ihnen ethische Leitlinien an die Hand, um Konfliktsituationen konstruktiv bearbeiten zu können.“ Das täten sie 1. Unabhängig – der Dienst der Kirche sei nicht in das staatliche System und dessen Hierarchie eingebunden. 2. Vertraulich – die Seelsorge lebe davon, dass alles, was im Zweiergespräch gesprochen werde auch dort bleibe. 3. Professionell – sowie die Polizei auch, arbeite die Polizeiseelsorge höchst professionell und nie nur im Sprechzimmer, sondern mittendrin, wo sie gebraucht würden.
Landespolizeipräsidentin Dr. Stefanie Hinz lobte Metz und Liebhardt als „zwei Vorbilder, die heute im Mittelpunkt stehen“. Die Bedeutung der Seelsorge sei eine zentrale, so Hinz: „Wenn man alleine nicht mit den Herausforderungen fertig wird, dann ist sie da und für die Kolleg:innen ansprechbar!“ So wie es wichtig sei, den Körper durch Sport gesund zu halten, um den tagtäglichen Herausforderungen gewachsen zu sein, sei die gesunde Seele nicht minder wichtig.