Sanierung

Ehingens „Wohnzimmer“ wieder bewohnt

„Volles Haus" zur Wiedereröffnung: Mit einem Festgottesdienst feierten die Ehingerinnen und Ehinger den Abschluss der Restaurierung ihrer Stadtpfarrkirche St. Blasius. Foto: Anne Rybinski

Die Stadtpfarrkirche St. Blasius ist nach vier Jahre währender Restaurierung wieder geöffnet. Dem ersten Gottesdienst schloss sich ein großes Fest an.

Wie ein Nachhausekommen war für die Ehingerinnen und Ehinger die erste Eucharistiefeier in dem frisch renovierten Gotteshaus. Etwa 110 Ministrantinnen und Ministranten, Abordnungen von Vereinen und die Historische Bürgerwache Ehingen gaben dem Gottesdienst ein festliches Gepräge. „Die jüngsten vier Jahrgänge der Ministranten kannten ihre Pfarrkirche gar nicht. Für sie war es besonders schön, als wir in die Kirche eingezogen sind“, sagt Noah Bausch, stellvertretender Oberministrant. Der Chor der Stadtpfarrkirche St. Blasius, Vokalsolisten und ein professionelles Orchester brachten die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart zu Gehör. Im Rahmen des Gemeindefestes gab es Spielstationen, eine Orgelführung und ein Orgelkonzert für Kinder sowie Gelegenheit zur Kirchturmbesteigung.

Bröckelnder Putz hatte die Renovierung nötig gemacht: Kurz vor Weihnachten 2018 war ein kleines Teil des Deckenputzes heruntergefallen. Bei der folgenden Überprüfung löste sich sogar ein größeres Teil. „Das war der Auslöser, dass man die ganze Decke überprüfen musste“, sagt Harald Gehrig, Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ehingen-Stadt. Ganz unvermittelt sei die Gemeinde in eine Sanierungsmaßnahme geschlittert, deren Umfang und Dauer sich erst nach und nach herauskristallisierte.

Sichern - festigen - reinigen

Die Untersuchung des Dachstuhls ergab, dass dieser durch Holzschutzmittel verseucht war. Vor dem Beginn der Arbeiten am Deckenputz musste daher das Gebälk gereinigt und an einigen Stellen auch „ertüchtigt“ werden; Schutt und die alte Dämmung wurden entsorgt. Die Kirche wurde innen komplett eingerüstet, auf den Deckengerüsten wurde eine Decken-Weichsprießung aufgestellt, um die Stuckdecke und die Deckengemälde vor Erschütterungen zu schützen. „Man kann sich das vorstellen wie einen Stützenwald im Abstand von 80 Zentimetern“, erklärt Rosemarie Bachhofer, Architektin des Katholischen Verwaltungszentrums in Ehingen. Die gelockerten Stellen in der Bockshaut – so nennt man die Decke – wurden mit winzigen Fangankern aus Kohlefaser von oben gefestigt, die Spannung in der Decke mit Drahtseilaufhängungen gesichert.

Jeden Zentimeter abgeklopft

„Durch Abklopfen eines jeden Zentimeters der Decke wurden Hohlstellen definiert und kartiert“, so die Architektin. „Diese wurden angebohrt und mit einem speziellen Mörtel durch eine ganz normale Spritze, wie man sie vom Arzt kennt, hinterfüllt.“ Parallel reinigten die Restauratorinnen mit kleinen dünnen Schwämmchen die gesamte Decke und die Deckenbilder. Fehlstellen wurden retuschiert. Auch die Wände, Altäre, Figuren und Bilder in der Kirche brachten die Restauratorinnen „mit viel, viel Geduld und Fingerspitzengefühl“ wieder zum Leuchten.

Auch die Elektrik wurde auf den neuen Stand gebracht: die Beleuchtung wurde erneuert, die Lautsprechertechnik verbessert, Glockensteuerung, Alarmanlage, Heizung und Belüftung wurden modernisiert. Auch gibt es jetzt überall in der Kirche Induktionsschleifen für Träger von Hörgeräten.

In doppelter Hinsicht eine Herausforderung

Die fast vier Jahre dauernde Schließung der Stadtpfarrkirche – immerhin eine der größten und am reichhaltigsten ausgestatteten Barockkirchen Oberschwabens – sei für die Gemeinde in doppelter Hinsicht eine Herausforderung gewesen, sagt Julian Reichle, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Zwar habe man in die Konviktskirche und die Liebfrauenkirche ausweichen können, doch „es hat einfach das Wohnzimmer gefehlt“. Außerdem wäre die St.-Blasius-Kirche wegen ihrer Größe gerade in der Coronazeit mit ihren Abstandsregeln prädestiniert gewesen. „Kirche zu leben, war schwierig“, sagt Reichle.

Festwochenende eingeläutet

All diejenigen, die dazu beigetragen haben, dass Kirche und Gemeinde auch in Pandemiezeiten erlebbar waren, trafen sich bereits am Vorabend zu einem kleinen Empfang auf dem Kirchplatz und im Marienheim, um den Sonntag und das Festwochenende – sozusagen gemeinsam mit den Glocken – einzuläuten. „Die Glocken haben wir vier Jahre nicht gehört, auch den Glockenschlag vermisst, und so soll dieser Stehempfang dazu dienen, anzustoßen und sich zu begegnen“, sagte Pfarrer Gehrig, bevor die Glocken der Stadtpfarrkirche erklangen und sich mit dem Geläut der anderen Ehinger Kirchen vereinigten.

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