Seit einem halben Jahr ist die Domkirche St. Eberhard geschlossen. An diesem ersten Adventssonntag, 27. November, um 10 Uhr wird die Konkathedrale mit einem festlichen Gottesdienst um 10 Uhr wiedereröffnet. Die Kirche ist in den vergangenen Monaten für 940.000 Euro renoviert worden: Die Wände wurden gereinigt und gekalkt, ein neues Beleuchtungskonzept umgesetzt, das deutlich weniger Energie verbrauchen wird.
"Wir haben sechs Monate lang Gottesdienste im Gemeinderaum erlebt und freuen uns jetzt darauf, endlich wieder feierlich in unsere Kirche einzuziehen", sagt Stephan Bier, der gewählte Vorsitzende der Domgemeinde St. Eberhard. Und Dompfarrer und Stadtdekan Christian Hermes ergänzt: "Die Menschen können mitten in der Königstraße ihre Sorgen und Nöte, ihre Glücksmomente, ihre Gedanken und ihre Gebete wieder in die Kirche tragen." St. Eberhard ist mit 130.000 Gottesdienstbesuchern im Jahr die meist besuchte katholische Kirche in der Diözese und sie ist zudem zweite Bischofskirche.
Ort der Stille in der Königstraße
Schon die Lage macht die Domkirche St. Eberhard zu einem besonderen Ort: in der Königstraße und damit in einer der am stärksten frequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands gelegen, ist sie für viele Menschen ein Ort der Stille inmitten von Shoppingangeboten und Geschäftigkeit. Sichtbar wird das an den Kerzen, die die Besucher und Besucherinnen anzünden. Diese tausende von Kerzen jedes Jahr haben die Wände und Decken der Eberhardskirche stark nachdunkeln lassen. "Die Oberfläche von Wand und Seitenschiffdecken wurde trocken gereinigt, grundiert und dreifach dünnschichtig gekalkt. Durch das Auftragen mit weichen Bürsten entsteht eine lebendige Oberfläche", erklärt die Architektin Anna Blaschke von Heim Blaschke Architekten aus Stuttgart. Zudem wurde die Lüftungstechnik über den Kerzentischen verstärkt, um einer schnellen Nachdunkelung der Wände vorzubeugen.
Neue energiesparende Beleuchtung lässt den Kirchenraum wirken
Die Handwerker haben in den vergangenen sechs Monaten aber auch neues Licht in die Kirche gebracht: Die alten Leuchten wurden abgehängt und stattdessen an die hundert neue LED-Leuchten in die Decken und Wände eingearbeitet, die eine deutliche Energieeinsparung von 34 Prozent mit sich bringen. "Durch die neue Beleuchtungstechnik wird nicht nur Energie eingespart, sondern auch eine andere Wirkung des Raumes erzeugt. Mit dem Licht können unterschiedliche Stimmungen erzeugt werden, die die unterschiedlichen Formen der Liturgie unterstützen", sagt Anna Blaschke. Wieder ganz anders zur Geltung kommt auch das Mosaik im Altarraum, das von Restauratoren in mühevoller Kleinstarbeit gereinigt worden ist.
Wiedereinzug in die Kirche mit Posaunen und Fanfaren
Dompfarrer und Stadtdekan Christian Hermes freut sich auf den feierlichen Wiedereinzug in die Eberhardskirche, deren Geschichte bis zu König Friedrich I. zurückreicht: "Wir ziehen mit Posaunen und Fanfaren in die dunkle Kirche ein, die dann nach und nach erhellt wird." Der gewählte Vorsitzende Stephan Bier, der in der Stadt seit vielen Wochen von Menschen angesprochen wird, die auf die Wiedereröffnung warten, ist überzeugt: "St. Eberhard ist für viele Menschen aus der ganzen Region Stuttgart ein Stück Heimat. Endlich können wir wieder Gemeinschaft in unserer Kirche erleben. Diese Gemeinschaft ist wichtig in dieser schwierigen Zeit, die wir erleben mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, mit dem Klimawandel und der Inflation."
Für die Gemeinde war das vergangene halbe Jahr eine Herausforderung: "Viele Menschen sind nicht mehr gekommen, weil sie keinen Gottesdienst im Gemeindesaal feiern möchten", erzählt Stephan Bier. Auch Stadtdekan Christian Hermes ist froh, in die Eberhardskirche zurückzukehren: "St. Eberhard ist seit ihren Anfängen die katholische Hauptkirche Stuttgarts, von deren Gemeinde und Geistlichkeit wesentliche Impulse für das katholische Leben in Stuttgart ausgehen. Und sie ist ein wichtiger Anziehungspunkt für Gläubige aus der ganzen Stadt und der Region."
Domchöre treten erstmals wieder gemeinsam auf
Auf die Wiedereröffnung wartet auch die Domkapellmeisterin Lydia Schimmer, die nicht nur den Gottesdienst zur Wiedereröffnung musikalisch gestaltet, sondern abends zum Evensong einlädt. „Ab Sonntag haben wir endlich wieder einen Ort, an dem wir gemeinsam Musik zu den Menschen bringen können.“ Es ist das erste Mal seit Corona, dass die Domchöre wieder gemeinsam auftreten. „Wir haben mit Corona so viel Abstand erlebt, dass wir glücklich sind, wieder gemeinsam singen zu können“, sagt Lydia Schimmer. Wiedereinzug in ihre Kirche feiert am Sonntag auch die kroatische Gemeinde, die in St. Eberhard sonntags um 15 Uhr und auch unter der Woche Gottesdienste feiert.
Kosten für die Renovierung liegen bei 940 000 Euro
Die Gesamtkosten für die Renovierung von St. Eberhard belaufen sich auf 940 000 Euro, von denen 316 000 Euro vom Bistum kommen, 100 000 Euro aus dem Nachhaltigkeitsfonds der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 176 000 Euro vom Stadtdekanat Stuttgart und 10 400 Euro von der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Mitte, zu der St. Eberhard gehört. 334 000 Euro muss die Domgemeinde selbst aufbringen. Von diesem 334 000 Euro sollen 93 600 Euro aus Spenden getragen werden.
Der erste Advent in St. Eberhard
Die Wiedereröffnung wird am 27. November, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Stadtdekan und Dompfarrer Christian Hermes gefeiert. Um 12 Uhr findet ein weiterer Gottesdienst zur Wiedereröffnung statt. Um 15 Uhr feiert die kroatische Gemeinde ihren Wiedereinzug in St. Eberhard. Die Dommusik St. Eberhard lädt um 18 Uhr zum Mitsingen beim Evensong-Konzert.