Katholische Erwachsenenbildung

Stoff für Erinnerungen

Renate Weinmann-Hertl näht Stoffstücke zusammen.

Renate Weinmann-Hertl näht an der Maschine Stoffstücke zusammen. Foto: DRS/Guzy

Die Decke bietet viele Applikationen zum Tasten und Greifen.

Die Decke bietet viele Applikationen zum Tasten und Greifen. Foto: DRS/Guzy

Birgit Kühner fädelt Holzperlen auf.

Birgit Kühner fädelt Holzperlen auf. Foto: DRS/Guzy

In einem Workshop der Katholischen Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn nähen Frauen spezielle Decken für demente Menschen.

Birgit Kühner sitzt im Maker Space der Heilbronner Experimenta am einem der Werkstatttische und fädelt eine Holzperle auf, um sie an einem Stoffstück befestigen zu können. Dieses fügt sich zusammen mit weiteren rechteckigen Flicken zu einer kleinen, patchworkartigen Decke, auf der neben Holzperlen auch Knöpfe und kurze Schnüre angebracht sind. Wenn das textile Werke fertig ist, soll es einen alten, dementen Menschen unterstützen.

„Ich wünsche mir, dass eine Frau, die früher einen Garten hatte, die Decke bekommt“, sagt Kühner. Auf den zusammengenähten Teilen sind Frösche und Enten zu sehen, und ein Flicken hat die Form eines Apfels – lauter Reminiszenzen an eine Gartenlandschaft. Denn das ist das Ziel einer solchen Decke: Sie soll bei dementen Menschen Erinnerungen wecken. Unterschiedliche Materialien, Texturen und ein Sammelsurium an Applikationen wie Knöpfe und Perlen sollen ein haptisches Erlebnis bieten. Daher heißt diese eigenwillige Textilie auch Nesteldecke.

Allerlei Stoffreste und Nähkram

Kühner fertigt sie nicht allein an. Neben ihr entstehen weitere Decken. Zwölf Frauen haben sich an diesem Vormittag im Maker Space versammelt. Sie sind allesamt Teilnehmerinnen eines Kurses der Katholischen Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn (KEB).

„Keine Decke ist vorher geplant“, sagt Gabriele Ackermann. Es wird einfach verwendet, was an Stoffresten und Nähkram in die Hände fällt, wie sie erklärt. Möglichst viele Materialien sollen verwendet werden, sagt die 73-Jährige. Und handwaschbar sollen die Decken am Ende sein.

Erfahrung an der Nähmaschine

Ackermann kennt die Idee der Nesteldecken schon länger. Von ihr stammt auch die Anregung für den mehrteiligen Workshop. Ackermann ist eine regelmäßige Teilnehmerin von KEB-Veranstaltungen. Bei einer erzählte sie KEB-Leiterin Ingrid Wegerhoff von Nesteldecken. Wegerhoff griff das sogleich als Idee für das Kursprogramm auf. Sie nahm Kontakt zum Maker Space auf, wo Gerätschaften, Werkzeug und eben auch Nähmaschinen für Menschen bereitstehen, die eigene kreative Projekte umzusetzen möchten, und stieß auf Aufgeschlossenheit.

So entstand der Workshop. Wegerhoff machte Ackermann zur Kursleiterin. Zusammen mit einer Unterstützerin berät diese nun die zwölf Kursteilnehmerinnen. Sie alle können mit Nadel und Faden umgehen. Sie nähe zuhause, sagt zum Beispiel Renate Weinmann-Hertl, während sie einen Deckenteil unter der rauf- und runterschnellenden Nähmaschinennadel durchzieht. Sie habe daher genügend Stoffreste vorrätig.

Spende für Pflegeheime

Im Programmheft der KEB ist Weinmann-Hertl auf den Kurs gestoßen. Der sei etwas für sie, habe sie gedacht. Während Weinmann-Hertl das erzählt, legt eine andere Teilnehmerin rechteckige Zuschnitte vor sich auf dem Tisch zu einem großen Rechteck zusammen. Sie schaut, wie sich die Stücke zu einer Decke zusammenfügen ließen und welches Materialstück noch dazu passen würde. Als Betreuungskraft in einem Heilbronner Seniorenzentrum hat die Neugier auf das Konzept der Nesteldecke sie in den Kurs gelockt. Viele demente Menschen wüssten nicht, was sie mit ihren Händen machen sollen, berichtet die Workshop-Teilnehmerin.

Die im Kurs entstehenden Decken sollen in solchen Fällen durch ihre sensorischen Reize beruhigend wirken und die Motorik fördern. Daher werden sie nach dem Workshop in der Adventszeit an fünf Pflegeheime in Heilbronn und Umgebung gespendet.

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