Gottesdienst

Taizé-Feeling auf dem Parkplatz

Drive-In-Taizé-Gebet vor dem Kloster Reute - Foto: DRS/Markus Waggershauser

Jugendliche, Erwachsene und Familien beten und singen am Pfingstsonntag in ihren Autos vor dem Kloster Reute.

Die wärmende Abendsonne bescheint Bühne und Autos, während durch die eine Handbreit geöffneten Fenster ein kühler Luftzug wehrt. Band und Vorsängerinnen stimmen das meditative Pfingstlied "Veni sancte spiritus - Komm, Heiliger Geist" nach der Taizé-Melodie an, das sie mehrfach wiederholen. Im einen der etwa 40 Autos lassen Jugendliche die Melodie mit geschlossenen Augen auf sich wirken, im anderen singt eine schon etwas ältere Dame kräftig mit. Manche sitzen alleine im Wagen, andere haben auf den Parkplatz des Klosters Reute die ganze Familie mitgebracht.

"Wir waren so traurig, dass die Taizé-Fahrt ausgefallen ist", bemerkt Amelie Widenhorn, Jugendreferentin im Dekanat Allgäu-Oberschwaben. Eigentlich verbringen jährlich an die hundert junge Menschen aus der Region Pfingsten mit Tausenden ihrer Altersgenossen aus aller Welt in dem kleinen burgundischen Dorf. Gastgeber der Gebets- und Austauschtreffen ist eine ökumenische Brüdergemeinschaft. Coronabedingt sind die Treffen dieses Jahr so nicht möglich. Und da zum Beten im Geist von Taizé der gemeinsame Gesang dazugehört und dieser derzeit in den Kirchen verboten ist, war ein Gebet in einem heimischen Gotteshaus keine Alternative.

Aus Spinnerei wird Wirklichkeit

"Eigentlich war es ja eine Schnapsidee - ohne Schnaps", erklärt Jugendseelsorger Georg Wößner. Als in Wangen das Autokino eröffnete kam der Gedanke an ein Drive-In-Taizé-Gebet auf, der zunächst eher eine Spinnerei war. Die Technikjungs der Jugendkirche Joel in Ravensburg, Musiker aus dem ganzen Dekanat und die Unterstützung der diözesanen Jugendstiftung "just" ließen die Idee Wirklichkeit werden. "Das erste Treffen nach einem Vierteljahr mit richtigen Personen", freut sich Schwester Marie-Therese Bühler, Leiterin der Jugendkirche, im Rückblick auf die digitalen Angebote und Konferenzen.

Noemi wollte ursprünglich mit nach Taizé fahren, hatte aber in den Pfingstferien keine Zeit. Zum Auto-Gebet kommt die 17-Jährige mit ihrer Familie. Die Lieder, Bibeltexte und die Fürbitten, die Teilnehmende per SMS schicken und vorlesen lassen können, findet sie toll. "Es war besser, als ich es mir vorgestellt habe", sagt sie hinterher. Beifall erhalten die Akteure durch ein kräftiges Hupkonzert. Als Amelie Widenhorn an der Ausfahrt in die vielen strahlenden Gesichter in den Autos schaut, weiß sie: "Es ist manchmal gut, verrückt zu sein."

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