Die noch tiefstehende Sonne wirft ihre Strahlen in die angeblich schönste Dorfkirche der Welt. Während hinten Handwerker an den Türen hämmern, beleuchtet das Sonnenlicht den linken Seitenaltar im ovalen Kirchenschiff der Steinhausener Barockkirche. Dort baut Mesnerin Gabriele Aßfalg Kerzen mit unterschiedlicher Länge und Dicke auf. "Das sind aber nicht alle, die wir brauchen im Jahr", erklärt die Kirchenmitarbeiterin. Am 2. Februar, dem Fest der Darstellung des Herrn - auch als Mariä Lichtmess bekannt, segnet Dr. Baburaj Kakkassery, den alle liebevoll Pfarrer Babu nennen, die Kerzen, die dann auf den verschiedenen Altären bei den Gottesdiensten brennen.
Im Altarraum zünden Gabriele Aßfalg oder ihre Kollegin beziehungsweise ihr Kollege im Mesnerteam jeden Morgen ein Licht für die Gottesmutter an. Die Pieta, die ihren toten Sohn Jesus nach der Kreuzabnahme auf dem Schoß trägt, ist das Ziel der Wallfahrt nach Steinhausen. 60 Kerzen benötigen die Mesner allein dafür jedes Jahr. Die Schmerzensmutter stand bereits 1415 in der alten Marienkapelle. Als diese baufällig war, ließ der Schussenrieder Abt Didacus Ströbele 1728 von Baumeister Dominikus Zimmermann das barocke Gotteshaus errichten und das Wallfahrtsbild in den Hochaltar integrieren.