Wallfahrt

Der Blick auf Jesus lichtet alle Nebel

Pfarrer Gianfranco Loi überreicht Thomas Schwendele aus Datthausen den Tiberiuspreis 2023. Im Rahmen der Tiberiuswallfahrt ehrt die Kirchengemeinde St. Peter und Paul Obermarchtal damit das lebendige Zeugnis für Christus, das durch herausragendes Engagement zum Ausdruck kommt. Foto: drs/Jerabek

Um das Ziel und die Hingabe des Herzens ging es bei der Tiberiuswallfahrt. Einer, der diese Hingabe lebt, ist Tiberiuspreisträger Thomas Schwendele.

Der Nebel macht nicht nur im Herbst das Leben schwerer, sondern behindert auch im übertragenen Sinne den Durchblick: „Haben wir noch ein Ziel vor Augen? Oder sehen wir nur mehr die Nebel, die in unserer Welt und Kirche da sind - die Nebel der Gleichgültigkeit, der Resignation, der Skandale, durch die die Kirche immer wieder in Schlagzeilen gerät, die Nebel, dass wir uns mit unseren christlichen Werten nicht mehr verständig machen können", fragte Abt Lukas Dikany in der Predigt des Fest- und Wallfahrtsgottesdienstes. „Werden wir durch diese Nebelsuppe blind für die Mitmenschen neben uns, für die unzähligen kleinen Wunder des Alltags, für die überzeugten Glaubenszeugnisse und die gelebte Glaubenshaltung?"

Diese Frage dränge sich auf, wenn man das Leben des heiligen Tiberius betrachtet, „weil ich bei ihm spüre, dass er wusste, wofür er einstand, lebte und kämpfte - er war ein Mann mit einem guten Blick, der zu unterscheiden wusste", so der Abt des Prämonstratenser-Stifts Schlägl in Oberösterreich. Es gelte in den Blick zu nehmen, „was uns persönlich glauben lässt in turbulenten Zeiten": das Zeugnis der Heiligen genauso wie das Zeugnis von Menschen, die in heutiger Zeit „authentisch und einfach den Glauben im Alltag leben". Sein Dienst als Krankenhausseelsorger lasse ihn oft staunen über das Gottvertrauen von Patienten, das sie nicht bitter werden lasse, auch wenn nach menschlichem Ermessen nichts mehr getan werden kann, sagte der Prediger: „Sie geben sich in die Hände Gottes und wissen, dass sie darin geborgen bleiben."

Menschen brauchen Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit

Der Blick auf das gelebte Zeugnis anderer Menschen lasse durch die Nebel und Unsicherheiten der Zeit hindurchschauen - genau so, wie es dort licht und hell werde, wo sich Menschen in Solidarität üben: „Wo wir Herz zeigen, da bekommen wir eine Ausstrahlung", sagte Abt Dikany und ermutigte die Wallfahrerinnen und Wallfahrer, die Zeichen der Zeit zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Menschen heute bräuchten „vor allem drei Haltungen, die mit dem Buchstaben Z beginnen: Sie brauchen Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit." Sich Zeit zu nehmen, „einander zuneigen und behutsam-zärtlich miteinander umgehen - das könnte es heute heißen, wie Tiberius Menschen zu schultern, sie zu tragen", sagte der Prediger. „Wenn Menschen diese Haltungen erfahren, dann sehen sie durch die Nebel des Lebens durch."

Schließlich schenke das Schauen und Hören auf Jesus selbst im Evangelium einen neuen Durchblick. Der Abt erinnerte an die Bibelstelle vom Seegang des Petrus: Jesus rufe ihn „hinaus auf die Wogen, hinein in die Arbeit, wo es turbulent zugeht, hinein in die Neuerungen, wo wir nicht wissen, ob der Boden trägt", sagte Dikany. „Solange Petrus Jesus im Blick hat, geht er nicht unter. Sobald er aber die Wellen, die Gefahren, die Zweifel und Ängste mehr im Blick hat, beginnt er zu sinken. Der Blick auf Jesus schenkt Vertrauen und gibt Mut für die Herausforderungen des Alltags in Kirche und Welt." Der Prediger schloss mit einem Zitat von Heinrich Spaemann (1903-2001): „Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen."

Aus dem Glauben heraus engagiert

Zu den festen Elementen der von dem Mediziner Dr. Hermann Blankenhorn im Jahr 2010 wieder zum Leben erweckten Tiberiuswallfahrt gehört neben einem Vortrag über das Leben und Wirken einer Glaubenszeugin oder eines Glaubenszeugen auch der Einzelsegen mit der Tiberiusreliquie. In Erinnerung an den Märtyrer Tiberius, der als junger Christ für seinen Glauben einstand, werden zudem jedes Jahr junge Christen sowie Menschen, die sich aus ihrem Glauben heraus für die Jugend einsetzen, ausgezeichnet.

Preisträger 2023 ist Thomas Schwendele aus Datthausen. Er wurde für sein zehnjähriges Engagement als Ministrant in Obermarchtal, Datthausen und Emeringen, sein Engagement in der Leiterrunde der Ministranten und in der Ausbildung neuer Ministranten sowie für seinen Organistendienst in der gesamten Seelsorgeeinheit Marchtal und weit darüber hinaus geehrt. Durch dieses Engagement und durch seine Bereitschaft, stets spontan als Organist und Ministrant einzuspringen, bekenne er sich als junger Christ „im Sinne des heiligen Tiberius" in vorbildhafter Weise zu seinem Glauben und zu den christlich-katholischen Werten, sagte Pfarrer Loi.

Auch beim Wallfahrtsgottesdienst war der 19-jährige Krankenpfleger als Ministrant im Einsatz - als einer von 17 Ministrantinnen und Ministranten, die mit ihrem Diensteifer und ihrer Freude und mit einer eindrucksvollen liturgischen „Choreografie" zweifellos Maßstäbe setzen. Musikalisch gestaltet wurde die Messfeier vom Münsterchor unter Leitung von Gregor Simon, der unter anderem Stücke aus der „Deutsche Messe" von Franz Schubert intonierte.

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