Der Nebel macht nicht nur im Herbst das Leben schwerer, sondern behindert auch im übertragenen Sinne den Durchblick: „Haben wir noch ein Ziel vor Augen? Oder sehen wir nur mehr die Nebel, die in unserer Welt und Kirche da sind - die Nebel der Gleichgültigkeit, der Resignation, der Skandale, durch die die Kirche immer wieder in Schlagzeilen gerät, die Nebel, dass wir uns mit unseren christlichen Werten nicht mehr verständig machen können", fragte Abt Lukas Dikany in der Predigt des Fest- und Wallfahrtsgottesdienstes. „Werden wir durch diese Nebelsuppe blind für die Mitmenschen neben uns, für die unzähligen kleinen Wunder des Alltags, für die überzeugten Glaubenszeugnisse und die gelebte Glaubenshaltung?"
Diese Frage dränge sich auf, wenn man das Leben des heiligen Tiberius betrachtet, „weil ich bei ihm spüre, dass er wusste, wofür er einstand, lebte und kämpfte - er war ein Mann mit einem guten Blick, der zu unterscheiden wusste", so der Abt des Prämonstratenser-Stifts Schlägl in Oberösterreich. Es gelte in den Blick zu nehmen, „was uns persönlich glauben lässt in turbulenten Zeiten": das Zeugnis der Heiligen genauso wie das Zeugnis von Menschen, die in heutiger Zeit „authentisch und einfach den Glauben im Alltag leben". Sein Dienst als Krankenhausseelsorger lasse ihn oft staunen über das Gottvertrauen von Patienten, das sie nicht bitter werden lasse, auch wenn nach menschlichem Ermessen nichts mehr getan werden kann, sagte der Prediger: „Sie geben sich in die Hände Gottes und wissen, dass sie darin geborgen bleiben."