Betriebsseelsorge

Tomaten mit (und ohne) bitterem Beigeschmack

Mit dem Kauf von ethisch erzeugtem Gemüse - in diesem Fall Tomaten - können Verbraucher und Verbraucherinnen ein Zeichen gegen Ausbeutung auf süditalienischen Plantagen setzen. Die Betriebsseelsorge Ostalb informierte bei der „Öffentlichen Mittagspause". Foto: Schwenk

Um eine „Revolte der Würde“ ging es bei der Öffentlichen Mittagspause, die von der Betriebsseelsorge gestaltet wurde. Im Mittelpunkt: die Tomate.

Wer denkt schon darüber nach, woher die Tomaten kommen, die reihenweise geschält, passiert oder als Tomatenmark im Supermarkt zu finden sind? Bei der Öffentlichen Mittagspause im Haus der Katholischen Kirche haben Betriebsseelsorger Dr. Rolf Siedler und Daniela Dorrer, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik der Stadt Aalen, auf Missstände aufmerksam gemacht.

„Der Tomatenhandel ist fest in Mafia-Hand“, sagt Rolf Siedler. Er geht auf die Geschichte der Tomate ein, die in verschiedenen Reifestadien unterschiedliche Auswirkungen haben kann und deshalb eine „komische“ Frucht sei. Bis die Tomate hier bei uns in den Supermarktregalen in verarbeiteter Form landet, hat sie zum einen einen langen Weg hinter sich und zum anderen sieht und schmeckt niemand die unwürdigen Bedingungen, unter denen die Ernte der Tomaten auf Italiens Feldern stattfindet: „Unter sengender Hitze arbeiten zumeist Flüchtlinge aus Nordafrika auf den Feldern“, führt Rolf Siedler aus. Für eine Ernte von 300 kg Tomaten erhalten die Arbeiter zehn Euro. „Dieser Lohn wird jedoch meist gleich abgegriffen für Transportwege zu den Plantagen.“ Ein unhaltbarer, skandalöser Zustand, findet Siedler. Die Preise der Tomaten seien diktiert in einer „ökonomischen Verschachtelung, die in Teilen sogar legal ist“.

Seitenstraße „Revolte der Würde“

Dass das, was im globalen Norden eingekauft und verzehrt wird, den globalen Süden beeinflusst, stellt Daniela Dorrer in den Raum. Vor Ort könnten wir alle ein Stück beitragen, damit die Ausbeutung auf Italiens Tomatenfeldern durchbrochen und weiterhin darauf aufmerksam gemacht wird. „Wir sind regelmäßig auf dem Aalener Wochenmarkt mit unseren No-Cap-Tomaten“, sagt Daniela Dorrer. Das nächste Mal am 2. April. Außerdem kann man die „fairen Tomaten“ in der Betriebsseelsorge im Haus der Katholischen Kirche erwerben und im Weltladen. Auf diese Art und Weise bauten wir alle eine Seitenstraße, die „Revolte der Würde“ heißt.

„Wir dürfen nicht wegschauen“

Dekan Robert Kloker berichtete, dass er bei seinem Italien-Urlaub genau die geschilderten Umstände beobachten konnte. Außerdem bekräftigt er die Anwesenden, auf die Missstände zu schauen. „Wir müssen die Wahrheit sehen und dürfen nicht wegschauen“, so Dekan Kloker. Dieses „Hinschauen“ findet sich auch im Motto des Dekanats „Hinschauen, Mut machen, Leben teilen“. Die zahlreichen Gäste der Öffentlichen Mittagspause beteten gemeinsam die Worte, die der Dekan dazu formuliert hatte.

Passend zum Thema gab es Nudeln mit Tomatensauce. Die nächste Öffentliche Mittagspause findet am 10. Mai um 12 Uhr statt. Die Gestaltung liegt in den Händen der Seelsorge für Menschen mit Behinderung und beim ambulanten, ökumenischen Hospizdienst.

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