Heilige

Tradition am Josefstag wiederbelebt

Zimmerleute in Kluft ziehen in die Bavendorfer Kirche St. Columban ein - Foto: DRS/Waggershauser

Zimmerleute feiern ihren Patron in Bavendorf mit einem Gottesdienst in Kluft und geselligem Beisammensein.

Balken, Hammer und Nägel haben sie heute nicht dabei. Für die Zimmerleute in Bavendorf bei Ravensburg ist am 19. März, dem Fest ihres Patrons, Feiertag. Die Aktiven in Kluft, andere in Zivil sowie etwa 30 weitere Verehrer:innen des Heiligen Josef begannen den Tag mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Columban. Der Ziehvater Jesu sei selbst auch Zimmermann gewesen und in seiner Heimat Nazaret würden Touristenführer heute noch Häuser zeigen, die er mitgebaut haben soll, berichtet Pfarrer Reinhold Hübschle in seiner Predigt.

Die Tradition des Josefstags habe in Bavendorf bereits in den 1980er Jahren begonnen, erklärt Markus Kleb. Aus dieser Zeit stamme auch die Josefsfigur an der Seitenwand von St. Columban. Sein früherer Chef bei der Zimmerei Strobel - inzwischen M.S. Holzbau - sei nach einer Messe mit seinen Mitarbeitern immer noch auf Tour gegangen mit einer fachlichen Besichtigung und der gemeinsamen Einkehr. Nach dessen Tod habe nur das abendliche Beisammensein noch längere Zeit bestanden. „Jetzt sollte man mal wieder was machen“, befanden auch einige von Klebs Kollegen. So sei er auf Pfarrer Hübschle zugegangen, der die Idee gerne aufgriff.

Zimmermann ist eine Berufung

Mit zwei jungen Zimmerleuten als Ministranten - einer hatte bereits Erfahrungen in diesem Dienst - zogen die Kluftträger und der Pfarrer unter feierlichen Orgelklängen in die Kirche ein. Für Kleb ein bewegender Moment. „Dass unser Herrgott sich einen Zimmermann ausgesucht hat an die Seite der Muttergottes, das berührt mich“, gesteht er. Für ihn ist Zimmermann eine Berufung. Josef Sommer freut sich ebenfalls, dass die Tradition in Bavendorf wieder auflebt. Er war unter anderem als Ausbilder 25 Jahre in der Zimmerei Strobel tätig. Seinen Beruf verdanke er aber weniger seinem Namenspatron als seinem Vater, der ihn in den Betrieb geschickt habe.

Die Bibel erwähnt den Heiligen Josef nur dreimal, als seine Verlobte Maria ohne sein Zutun schwanger wird, als die junge Familie vor König Herodes, der das Kind töten will, nach Ägypten fliehen muss sowie als der 12-jährige Jesus bei einer Wallfahrt nach Jerusalem verloren geht. Und dann indirekt, wie Pfarrer Hübschle im Bezug auf das Matthäusevangelium erläutert. Als die Leute in seiner Heimatstadt Anstoß am „Selfmade-Propheten“ Jesus nehmen, hätten sie ihm vorgeworfen, doch nur der Sohn des örtlichen Zimmermanns zu sein. Jesus sei trotzdem seinen eigenen Weg gegangen und habe woanders offene Ohren gefunden - bis heute.

Kameradschaft, Freundschaft und Zusammenhalt

„Es geht immer um Beziehungen“, betont Hübschle im Blick auf die bleibende Bedeutung Jesu. Und um die kleinen Wunder im Leben, die staunen lassen. „Für alle, die sich um Kameradschaft, Freundschaft und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bemühen“, fasst Kleb das Anliegen in einer Fürbitte zusammen, während ein Ministrant eine Kerze entzündet. Sollten der Gottesdienst und der anschließende gesellige Teil gut ankommen, habe das Fest aus seiner Sicht wieder Zukunft. „Auch wenn einige von uns zu den U-Boot-Christen gehören und nur gelegentlich auftauchen“, sagt der Organisator am Ende unter Beifall. „Aber wenn es gilt, sind wir da.“

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