Der Brand der Kirche St. Josef vor einer Woche ist in Widdern noch ganz präsent. Viele können den Verlust der Kirche immer noch nicht richtig fassen. Viele können es sich nicht vorstellen, dass diese nun aus der Ortsansicht verschwunden ist. „Nun fällt auf, wie sehr die Kirche fehlt“, sagt Barbara Eberhardt, die in der Nähe des abgebrannten Gotteshauses wohnt.
So versammeln sich am vergangenen Samstagabend grob geschätzt um die 200 Menschen zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst an der Brandstätte. Darunter sind Feuerwehrleute. Der Musikverein Berlichingen hat trotz Ferien und Urlaub kurzfristig eine Besetzung organisiert, und die evangelische Gemeinde hat ihre Beschallungstechnik zur Verfügung gestellt.
Ein Miteinander der Nachbarorte
Die Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmer kommen nicht nur aus Widdern selbst, sondern auch aus den Nachbarorten, die ebenfalls zur Seelsorgeeinheit Schöntal gehören. Für Barbara Eberhardt, Mitglied im Kirchengemeinderat der Kirchengemeinde Berlichingen mit Jagsthausen und Widdern, ist es ein schönes und ermutigendes Zeichen.
Der Gottesdienst sei eine Art Trauerfeier, sagt der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Schöntal, Dr. Guido Bömer. So fühle es sich für ihn an. Ein als Altar geschmückter Tisch steht direkt vor dem Sichtschutzzaun, hinter dem sich die Trümmer der Kirche aufhäufen. Auf dem Altar ist die Josefsfigur zu sehen, die das Feuer überstanden hat. Die Figur wurde erst geborgen, nachdem die Kirche abgebrannt war, wie Bömer erklärt.
Josefsfigur als Hoffnungszeichen
Die Flammen haben die Holzstatue geschwärzt. Eine Hand ist abgefallen, weil die Leimfuge aufgegangen ist. Ansonsten aber ist die Figur erhalten geblieben. Das hat für Bömer Symbolkraft: „Wir sind stark verwundet, aber wir sind noch da.“ Er hoffe, dass das auch den Glauben stärken könne. Denn „bei allem Schwierigen, bekommen wir immer wieder auch Hoffnungszeichen“.
Ähnlich äußert sich Domkapitular Dr. Uwe Scharfenecker, der Hauptzelebrant des Gottesdienstes, in seiner Predigt: „Halt in schwierigen Zeiten, dafür steht unser Glaube.“ Scharfenecker hat von sich aus den Gedenkgottesdienst angeboten, wie Bömer erwähnt hat. Der Domkapitular spricht allen, die in der Brandnacht im Einsatz waren einen großen Dank aus. Denn bei dem Feuer ist kein Mensch zu Schaden gekommen. Und den Feuerwehrleuten gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhäuser zu verhindern.
Unterstützung der evangelischen Gemeinde
Die Anteilnahme der evangelischen Kirche in der Region überbringt Dirk Nising. Der Brand hat „auch bei uns Bestürzung und Trauer ausgelöst“, sagt der evangelische Pfarrer der Gemeinden Jagsthausen-Widdern. Auch die evangelische Gemeinde habe sich mit dem Gebäude verbunden gefühlt. Sie hat daher ihre Unterstützung zugesagt. Die Katholikinnen und Katholiken in Widdern können erst einmal in der evangelischen Kirche Gottesdienste feiern. Der erste findet am Sonntagabend, 15. September, statt.
Die vielen Menschen, die sich zum Gottesdienst eingefunden haben, sind für Dekan Ingo Kuhbach ein „ermutigendes Zeichen des Miteinanders“. Unter den Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmern sind einige anzutreffen, deren Eltern beim Bau der Kirche mithalfen oder die damals sogar selbst mitarbeiteten, wie der 89-jährige Hans Branyi. Er gehörte zu dem Kreis von Personen, die sich auch später immer wieder rund um die Kirche aktiv eingebracht haben.
Daher werden die Ereignisse vom Samstagabend, 10. August, in Widdern so schnell nicht vergessen sein und die Menschen weiter beschäftigen.