Wallfahrt

Treu zum Glauben und im Dienst an Menschen

Am 10. November feiert Obermarchtal die Tiberiuswallfahrt. Ein Gemälde im Münster (hier ein Ausschnitt) dokumentiert die lange Tradition des Tiberiussegens. Foto: drs/Jerabek

Im Rahmen der Tiberiuswallfahrt verleiht die Kirchengemeinde St. Peter und Paul am Sonntag wieder den Tiberiuspreis für herausragendes Engagement.

Dass „der Herr durch die Verdienste und Fürbitte des heiligen Märtyrers Tiberius Heil und Frieden“ verleihe, betet der Priester oder Diakon, während er das Kissen mit der Schädelreliquie des Heiligen den Gläubigen auflegt. Am Sonntag, 10. November, werden Menschen aus nah und fern im Münster Obermarchtal wieder Schlange stehen, um den Tiberiussegen zu empfangen. „Viele schätzen diesen Einzelsegen", berichtet Pfarrer Gianfranco Loi und verweist auf das besondere „Charisma" des Heiligen: Besonders bei Kopfschmerzen und Krankheit wird Tiberius angerufen. Ein Gemälde gegenüber dem Tiberiusaltar im Münster zeigt, wie sich schon vor Jahrhunderten Menschen auf diese Weise der Fürsprache dieses Heiligen anvertrauten, um Stärkung und Trost zu erfahren. Im Staatsarchiv Sigmaringen wird ein Archivale verwahrt, das Berichte von Gläubigen, die ihre unerklärliche Heilung von Krankheiten dem Wirken des heiligen Märtyrers zuschreiben, enthält.

Wallfahrtstradition seit fast 400 Jahren

Nach der Überlieferung lebte Tiberius im dritten Jahrhundert. Weil er sich als Jugendlicher zum Christentum bekannte, erlitt er in der Zeit der Christenverfolgungen verschiedene Martyrien. Berichtet wird über seine große Standhaftigkeit im Glauben und immer wieder über die Hilfe Gottes, die er erfuhr. In künstlerischen Darstellungen sieht man Tiberius oft mit einem Löwen, dem er zum Fraß vorgeworfen worden sei, ihm aber kein Haar krümmte.

Im Jahre 1626 kam die Kopfreliquie in die Barockkirche des ehemaligen Prämonstratenserstifts Obermarchtal. In dieser Zeit etablierte sich die Wallfahrt zur Verehrung des Märtyrers. Zwar fiel die Tradition mit der Auflösung des Klosters im Rahmen der Säkularisation in den Dornröschenschlaf, wurde durch den Allmendinger Arzt Dr. Hermann Blankenhorn jedoch im Jahre 2010 wieder zum Leben erweckt. Immer am 10. November, dem Gedenktag des Heiligen, findet der Fest- und Wallfahrtsgottesdienst statt, heuer am Sonntag um 10.15 Uhr.

Zelebrant und Festprediger ist Abt Johannes Schaber von der Benediktinerabtei Ottobeuren. Der Festgottesdienst wird musikalisch gestaltet vom Kirchenchor Obermarchtal unter der Leitung von Gregor Simon, dem Kustos der berühmten Holzhey-Orgel. Dabei erklingt auch das von ihm komponierte Präludium zum Tiberiuslied.

Lebendiges Zeugnis für Christus

Fester Bestandteil der Feierlichkeiten ist die Verleihung des Tiberiuspreises. In Erinnerung an den Märtyrer, der als junger Christ für seinen Glauben einstand, werden damit jedes Jahr vor allem junge Christen sowie Menschen, die sich aus ihrem Glauben heraus für die Jugend einsetzen, ausgezeichnet. Dieses Jahr geht der Tiberiuspreis an zwei junge Frauen: Ida Keirath und Victoria Fuchs werden für ihren langjährigen Ministrantendienst, zuletzt als Oberministrantinnen, und für ihr Mitwirken in der Schönstattjugend geehrt; Ida Keirath darüberhinaus auch für ihr Engagement im Wohnpark Maria Hilf in Untermarchtal, wo sie mit Gesprächen und Aktivitäten alten Menschen Zuwendung schenkt. „Wir sind der verlängerte Arm Gottes in der Welt, um den Menschen seine Liebe sichtbar zu machen", sagt Pfarrer Loi.

Ehrenpreisträger ist in diesem Jahr Hermann Branz. Der Altbürgermeister wird für seinen vielfältigen Einsatz in der Kirchengemeinde ausgezeichnet, etwa im Orgelbauverein und dem Kuratorium der Holzhey-Orgel, als langjähriges Mitglied im Tiberiuskomitee und für über 330 Kirchen- und Klosterführungen in Obermarchtal. Dafür wird ihm der Tiberiusorden verliehen.

Ein weiteres Highlight des Wallfahrtstages ist der Vortrag von Diakon Prof. Wolfgang Urban aus Rottenburg. Er spricht um 15 Uhr im Gasthaus „Adler“ in Obermarchtal zum Thema „Heiliges Oberschwaben - Gnadenstätten des Oberlandes“.

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