Männertag

Trotz allem heiter und hoffnungsvoll

Beim Männertag kommen Männer aus verschiedenen Generationen und Schichten miteinander ins Gespräch. Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Luisa Weinig

„Tun und lassen“: diözesaner Männertag nimmt den Spagat zwischen Verantwortung und Gelassenheit in den Blick.

Krieg, Migration und Klimawandel: Die Krisen in der Welt werden nicht weniger und kommen zu den ganz alltäglichen Problemen noch hinzu. Wie kann Mann mit diesen Herausforderungen umgehen? 90 Männer suchen beim 78. Männertag im Bildungsforum Kloster Untermarchtal nach Antworten.

Der Sinn des Lebens

„Für mich ist der Sinn des Lebens, die Welt ein bisschen besser zu verlassen als ich angekommen bin“, sagt Teilnehmer Joachim. Der Ludwigsburger ist bereits zum dritten Mal beim Männertag der Diözese Rottenburg-Stuttgart dabei. Er hat den Workshop „Wir Männer ohne Fesseln… Bitte anschnallen!“ besucht. Der Kurs wirft einen Blick hinter die Kulissen der wirkungsvollsten Coaching-Methode der Welt, wie es in der Ausschreibung heißt. „Es geht darum, darauf zu schauen, was einem in seinem Leben für das Glück fehlt. Man soll sich allerdings nicht auf den Mangel konzentrieren, sondern auf den Weg dorthin. Denn irgendwann verliert man im Laufe des Lebens den Weg aus den Augen“, erklärt Joachim. Er besucht den Männertag wegen des Austauschs mit den anderen Männern. „Hier geht es sehr offen zu und man hat mit jedem Kontakt. Besonders in den Kleingruppen in den Workshops ist das Miteinander noch offener und intensiver.“

Alle Workshop des Tages kreisen um das diesjährige Motto „Tun und Lassen – Männer zwischen Verantwortung und Gelassenheit“. Nach den Worten von Organisator Tilman Kugler spielt nicht nur das eigene Handeln eine wichtige Rolle, sondern Mann müsse auch lernen zu lassen: „Flugreisen reduzieren, weniger Auto fahren, mehr über ökologische Dinge nachdenken und einfach mit weniger klar kommen, stehen im Fokus."

Von der Kunst des Lassens

Der Philosoph Fabian Erhardt ist Impulsgeber und Gesprächspartner des diözesanen Männertags. „Etwas lassen“ bedeutet im Kontext des Männertags: sich zu fragen, welche „Bilder“ oder welche „Symbole“ brauche ich, um mich ausreichend als Mann zu fühlen? „Das ist in der Regel eine Menge. Mann-Sein können, und Mann-Sein auch genießen können, ohne zu viel – ich sage nicht: ganz ohne – symbolischen und materiellen Ballast, das scheint mir das Lassen zu sein, mit dem wir es hier zu tun haben“, sagt Erhardt.

Der Männertag der Diözese ist ein fester Bestandteil der Männerarbeit und Männerseelsorge in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Seinen Ursprung hat der Männertag in der Nachkriegszeit, als es darum ging den seelischen Nöten traumatisierter Männer Raum zu geben. Über die Jahre haben sich die Themen immer wieder verändert: von Gleichberechtigung bis hin zur Selbstfürsorge. „Das Besondere ist, dass Männer hier über wichtige Fragen und Themen, die sie in ihrem Leben haben, mit anderen Männern auf Augenhöhe reden können. Wir von der Männerarbeit bieten ihnen dafür die Möglichkeiten und Räume“, sagt Kugler.

Offener Austausch

Bei Thomas aus Königsbronn steht der Männertag jedes Jahr fest im Terminkalender. „Es ist ein Termin, auf den ich mich freue. Ich komme zum einen wegen der Themen und zum anderen wegen der Menschen, die ich hier treffe, her. Es herrscht immer ein schöner Austausch und es ist auch ein Ort der Wiederbegegnung“, sagt Thomas. Für seine Heimreise hat der 59-Jährige Offenheit und neue Impulse im Gepäck.

Die lockere und offene Atmosphäre wird auch beim Abschlussgottesdienst deutlich: Es werden Witze gemacht, viel gelacht und beim Kyrie dürfen die Männer erzählen, was ihnen am Wochenende wichtig geworden ist und wofür sie dankbar sind. Ein Mann sagt, er ist dankbar dafür, mit anderen Männern so unkompliziert ins Gespräch zu kommen – unabhängig von Alter und Herkunft.

Es soll ihnen gelingen, der Welt wie sie ist, mit all ihren Schwierigkeiten und Bedrohungen ins Auge zu schauen, nicht zu verdrängen, Veränderungsbedarf auch zu erkennen, aber trotz allem heiter und hoffnungsvoll zu bleiben. Tilman Kugler

Für Kugler ist der Männertag ein Erfolg, denn die Teilnehmer nehmen eine „nicht naive Heiterkeit“ mit. „Es soll ihnen gelingen, der Welt wie sie ist, mit all ihren Schwierigkeiten und Bedrohungen ins Auge zu schauen, nicht zu verdrängen, Veränderungsbedarf auch zu erkennen, aber trotz allem heiter und hoffnungsvoll zu bleiben.“

Keine Tabuthemen

Eibe ist extra aus Erlangen zum Männertag angereist. Im Alltag stehe bei Männern in Gesprächen meist nicht das Seelenleben im Fokus, sondern Beruf und Haus. Beim Männertag sei das anders. Partnerschaft, Tod, Freundschaft oder Sexualität – es gibt keine Tabuthemen. "Hier sind alle offen sich auszudrücken und auch in sich hineinzuhorchen, wie es einem geht. Im normalen Leben gibt es so einen Kontakt und offenen Dialog meist nicht. Hier haben alle Männer ein breites Grinsen im Gesicht“, sagt Eibe. Das sei ein Zeichen dafür, dass man nach dem Männerwochenende gestärkt in den Alltag zurückkehrt.

Eindrücke des diözesanen Männertags 2023

Bilder vom Abschlussgottesdienst

Hinweis

Der 79. Männertag der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird am 19. und 20. Oktober 2024 wieder im Bildungsforum Kloster Untermarchtal stattfinden.

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