Wer im Seniorenheim St. Anna in Ulm jemanden besuchen will, muss erstmal Stationen durchlaufen: Covid-Test machen, Formular ausfüllen, Impfnachweis vorzeigen. Ohne das geht’s nicht – denn die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner sowie des Personals geht vor. Durch den Eingangsbereich geschafft, fängt im Heim eine stimmungsvolle und gemütliche Atmosphäre an. Überall stehen rote Weihnachtssterne, Krippenfiguren und Engel. Tannenzweige und Sterne sind auf den Tischen im Essensraum verteilt.
Den Menschen eine Familie bieten
Es gibt sogar ein ganzes Weihnachtszimmer mit Tannenzweigen, Adventsfiguren und einem Puppenzimmer. Das ist liebevoll eingerichtet mit kleinen Möbeln aus Holz, Porzellantellerchen, einer winzigen Kaffeemühle und Messingkännchen – so, wie es die älteren Menschen von früher kennen: „Beim Dekorieren binden wir die Bewohner immer mit ein,“ erzählt Birgit Hagenmaier, die schon seit rund dreißig Jahren in St. Anna in der Tagespflege arbeitet. Ihr ist es wichtig, den älteren Menschen eine Familie zu bieten: „In der Tagespflege möchten wir ihnen ein Weihnachten geben, das zu Hause so nicht stattfinden kann, weil die Zeit bei den Angehörigen nicht da ist. Oder weil die Leute einsam sind, wenn der Ehepartner verstorben ist oder die Kinder weit weg wohnen.“ Deswegen bastelt Hagenmaier mit dem Heimbewohnern, sucht Geschenke aus oder backt Plätzchen.
Personal am Anschlag
Die Menschen, die sie betreut, werden morgens abgeholt und abends wieder nach Hause gebracht. Deshalb werden sie jeden Tag getestet: „Wir akzeptieren nur Tests, die wir hier selber durchführen,“ sagt Robert Kiesinger, Leiter des Heims. „So sind wir bis jetzt auch recht gut durch die Coronazeit gekommen.“ Doch es kostet Kraft: Denn auch die ständigen Heimbewohner werden regelmäßig Tests unterzogen – und bei 141 zu betreuenden Senioren geht das nicht so schnell. „Unser Personal ist am Anschlag. Wir haben einen Mehraufwand, der mit jeder Verordnung wieder verschärft wird. Dazu kommt natürlich das stundelange Maskentragen,“ klagt Kiesinger. Wegen der angestrengten Lage und des Programms der Bewohnerinnen und Bewohnern sei es an diesem Tag auch leider nicht möglich, mit ihnen Gespräche zu führen.
An Weihnachten wird der Stress noch etwas größer – und das, obwohl nicht alle der geplanten Veranstaltungen stattfinden können: „Unsere große Weihnachtsfeier mussten wir leider absagen. Dafür gibt es jetzt kleinere Feiern, je zwei Stationen zusammen – und jeder Heimbewohner darf einen Angehörigen einladen,“ so der Leiter des Heims. An Heiligabend würde das leider nicht gehen – da sei ein Gottesdienst und ein gemeinsames Abendessen geplant. Aber: „Immerhin kann die Familie ihre Angehörigen besuchen. Nicht zehn Leute auf einmal, aber wir haben Zeitfenster offen. Außerdem können sie Heimbewohner auch für einige Stunden mit nach Hause nehmen, das ist kein Problem.“ Die werden, wenn sie zurückkommen, und am Tag darauf getestet.