„Pilgern entscheidet sich nicht im Fortbewegungsmittel, sondern in der inneren Haltung, in der inneren Bewegung", sagte Prälat Rudolf Hagmann. „Pilgern ist WandernPLUS und heißt: unterwegs sein, einen Weg der Sehnsucht gehen und dieser Sehnsucht Raum geben - der Sehnsucht nach mehr, nach meinem eigentlichen Ziel, meiner bleibenden Heimat." Wie in seinem Buch „Ich bin ganz Weg" ging es auch in Hagmanns Vortrag darum, sich als Pilger den Überraschungen zu stellen, die Impulse am Weg aufzunehmen und sich „unterbrechen" zu lassen. So unterscheide sich das Pilgern vom Wandern.
Zwei „Symbole fürs Pilgern" stünden besonders für diese Haltung: zum einen das Labyrinth „als Bild für die Lebenspilgerreise, die ich selbst gehen muss und die nicht abgekürzt werden kann", sagte der Referent, der seit 2022 geistlicher Begleiter der Hausgemeinschaft des Cursillo-Hauses St. Jakobus in Oberdischingen ist. „Das Labyrinth in der Kathedrale von Chartre sind Menschen in früheren Zeiten auf den Knien gegangen, bis sie sich in der Mitte - einer stilisierten Rose der Liebe - aufgerichtet, Würde und Aufrichtigkeit erfahren haben und so zu einer neuen Sicht, einem Weitblick kommen konnten."
Zum anderen sei die Jakobsmuschel ein Symbol fürs Pilgern; sie werde in den Jakobus-Legenden zum Zeichen der Rettung, des neuen Lebens, der Heilung und der Orientierung. „Wenn das Fleisch der Muschel durch ein Sandkorn verletzt wird, schützt sich die Muschel durch langsame Verkapselung dieser Wunde und bildet eine Perle. Etwas Neues und Kostbares wird aus der früheren Wunde. So wird Pilgern im Zeichen der Muschel ein Weg der Sehnsucht nach etwas Neuem und Kostbarem, das ich selbst auf meinem Weg in der sichtbaren und unsichtbaren Umwelt, nach innen und nach außen, persönlich und religiös entdecken kann", sagte Prälat Hagmann, der seit 15 Jahren in der deutschen Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela tätig ist und dort dem Leitungsteam angehört.