Eine Künstlerin und eine Kulturmanagerin werden sich künftig um die Veranstaltungen, Konzerte und Kunstprojekte in der Kirche St. Maria kümmern. Ania Corcilius und Romy Range übernehmen die kuratorische Leitung in der Kirche der Vernetzung und des Dialogs.
Das Projekt "st. maria als" ist vor sechs Jahren als Experiment gestartet und entwickelt sich weiter: Gemeinsam mit einem begleitenden Team aus der Gemeinde werden die beiden Frauen neue Ideen für das Programm in der neogotischen Kirche in der Tübinger Straße entwickeln. "St. Maria als ist weit mehr als ein Veranstaltungsraum mit hoher Decke. Die Kirche ist ein spiritueller Ort, den wir als Teil des öffentlichen Lebens in der Stadt sichtbar machen wollen", sagt Ania Corcilius.
Stadtdekan Christian Hermes freut sich auf die Zusammenarbeit: "Ich bin gespannt auf die Ideen, die Ania Corcilius und Romy Range mit ihrer Erfahrung und ihren Verbindungen in die Kunst- und Kulturszene hinein entwickeln werden. Dabei bleibt St. Maria ein geweihter Ort, an dem Gottesdienste gefeiert werden."
Verbindliche Beziehungen und nachhaltige Kooperationen
Diese Ideen für Veranstaltungen in der Kirche werden ab 1. August von Ania Corcilius und Romy Range kuratiert. Die beiden haben in diesem Frühjahr salon populaire gegründet, ein Büro für Kunst und Beteiligung, das sich zunächst befristet auf drei Jahre um das künstlerische Programm "st. maria als" kümmern wird.
"Es geht uns nicht um die bloße Organisation eines Programms, das – so oder so ähnlich – auch an vielen anderen Orten stattfinden könnte, sondern um den Aufbau verbindlicher Beziehungen und nachhaltiger Kooperationen mit den unterschiedlichen Akteuren vor Ort. Wir möchten aus der Stadtgesellschaft heraus diesen geistlichen, sozialen und kulturellen Raum weiterentwickeln, an dem sich die unterschiedlichen Menschen beteiligen und wo sie sich aufgehoben fühlen können: St. Maria ist ein Raum für eine lebendige Gemeinschaft im Sinne des christlichen Glaubens", sagt Ania Corcilius.
Auseinandersetzung mit Religion im weitesten Sinne
Die 57-jährige Künstlerin und Kunstvermittlerin, die zur Gemeinde St. Maria gehört, hat das Projekt von Anfang an miterlebt und selbst schon einige Veranstaltungen in der Kirche besucht: "Als Teil der Stadtlücken habe ich das Projekt 'st. maria als' all die Jahre immer im Blick gehabt und freue mich sehr darauf, die Weiterentwicklung als Kuratorin maßgeblich mitgestalten zu können", sagt Ania Corcilius.
Auch die Kulturmanagerin und Kunsthistorikerin Romy Range ist begeistert: "St. Maria ist ein Ort, wo schon jetzt die unterschiedlichsten Menschen am Rande der Innenstadt zusammenkommen. Hier wirkt Kirche ganz unmittelbar, offen und experimentierfreudig in den Stadtbezirk hinein. Mit Kunst und Kultur können wir Räume für die Auseinandersetzung mit Religion, mit Werten, mit zentralen gesellschaftlichen Themen schaffen." Die Arbeit der beiden Frauen wird begleitet von einem kuratierenden Team, dem Mitglieder aus der Gemeinde und dem Kulturleben angehören.
Ania Corcilius und Romy Range beginnen am 1. August
Die Sommerwochen werden die beiden Stuttgarter Kuratorinnen nutzen, um Gespräche zu führen und sich einzuarbeiten. Danach werden sie sich an die Gestaltung des Programms für 2024 machen. "Für dieses Jahr sind bereits viele Veranstaltungen, Workshops und Ausstellungen geplant, sodass wir gleich mit 2024 starten können", sagt die 37 Jahre alte Romy Range.
2024 kann die Kirche noch ohne Einschränkungen genutzt werden. Schon jetzt jedoch laufen die Planungen für einen grundlegenden Umbau der Marienkirche. Noch steht der Termin des Umbaus nicht fest.
Raum für Neues und Überraschendes
Stadtdekan Christian Hermes sieht die Zusammenarbeit mit den Kuratorinnen als guten Schritt: "Wir haben uns als Stadtkirche bewusst entschieden, in St. Maria einen Ort mit experimentellem Charakter und großer Offenheit zu schaffen, an dem Menschen Kirche anders erleben können, als sie erwarten. Die Zusammenarbeit mit salon populaire passt wunderbar zu diesem experimentellen Ansatz. Ich bin sicher, dass viel Neues, Überraschendes und doch zutiefst Christliches aus dieser Kooperation heraus entstehen wird."
Die Stuttgarter Stadtkirche hat sich bereits 2013 mit dem strukturellen Prozess "Aufbrechen" auf den Weg gemacht, die Kirche in die Zukunft zu führen. "St. maria als" ist einer der besonderen kirchlichen Orte in Stuttgart, die neben dem Spirituellen Zentrum station s und dem TrauerZentrum aus diesem Prozess heraus entstanden sind.