Die beiden osteuropäischen Bischöfe kommen wegen Glocken aus Kirchen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die einst in Gotteshäusern in den ehemaligen „deutschen Ostgebieten“ hingen und dort von den Nationalsozialisten entwendet wurden. Sie sollten der Kriegsmaschinerie dienen. Nur ein Fünftel dieser Glocken entging der Zerstörung und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in westdeutschen Kirchen aufgehängt. 67 Glocken kamen nach Württemberg. In der Kirche „Maria Hilfe der Christen“ in Aichtal-Grötzingen hing bislang eine Glocke aus dem polnischen Frombork und eine aus Píštʼ in Tschechien. Dass sich Glocken aus beiden Ländern in einer Kirche befinden, ist ein Unikum in der Diözese und daher wurde der Ort als Startpunkt für das Friedensprojekt gewählt, zu dem neben den Bischöfen auch weitere Vertreterinnen und Vertreter aus den beiden Ländern angereist waren. In einem feierlichen Gottesdienst wurden die historischen Glocken und ihre neu gegossenen Schwestern zu Friedensglocken geweiht.
Eine unrechte Geschichte soll sich zum Guten wenden
Ausgangspunkt für das Projekt war die Erneuerung des Geläuts des Rottenburger Doms St. Martin vor rund zehn Jahren. Damals wurde festgestellt, dass eine der Glocken aus dem heutigen Polen stammt. „Die Rottenburger Domglocke aus Gorzów Śląski ist der Vernichtung entgangen. Aber statt nach dem Krieg in ihre Heimatkirche zurückzukehren kam sie zu uns“, berichtete Bischof Fürst. „Schon 2011 wollte ich diese unrechte Geschichte unbedingt zum Guten wenden, zumal schnell klar, war, dass wir noch einige weitere Kirchenglocken aus dem heutigen Polen und Tschechien im Bistum haben.“
Ich konnte erfahren, dass die leidvolle und ungerechte Geschichte dieser Glocke sie letztlich zu einem Symbol für Hoffnung, Völkerverständigung und Frieden gemacht hat.
Bischof Dr. Gebhard Fürst